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Zuerst dominiert der Täter die Partnerschaft

Bei Tötungen des Intimpartners durch den ehemaligen Gatten oder Gefährten entwickelt sich der böse Gedanke aus dem Gefälle in der Täter-Opfer-Beziehung, nachdem sich die ursprünglich stabilen Kräfteverhältnisse in den emotionalen Beziehungen innerhalb einer Partnerschaft verändert haben. Reinhard Haller erläutert: „In der Regel nimmt der spätere Täter, meist der Mann, am Beginn der Beziehung die Position des Dominierenden ein, er ist seiner Partnerin überlegen, sorgt für das gemeinsame Einkommen und legt mit Selbstverständlichkeit die Regeln des Ehe- und Familienlebens fest.“ Hingegen passt sich das spätere Opfer lange Zeit an, ordnet sich…

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Der Mensch ist sensibel für das Böse

Das exklusive Interesse des Menschen für alarmierende Situationen und Katastrophen hat sich evolutiv durchgesetzt und seinen Vorfahren von Jägern und Sammlern das Überleben gesichert. Markus Hengstschläger erläutert: „Psychologen sprechen von „Negativity Bias“, wenn sie beschreiben, dass der Mensch sensibler für das Böse als für das Gute ist.“ „Availability Bias“ steht dafür, dass der Mensch glaubt, dass, wenn er ein Beispiel für etwas sieht oder nennen kann, das dann auch öfter auftritt, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Und die Medien liefern die entsprechenden Bilder dazu, um ihre Klientel bei…

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Die Sozialen Medien verändern die Liebe

Alles in allem entsprechen die Möglichkeiten der Sozialen Medien der Organisation des Liebeslebens für eine flexiblere Zeitplanung und damit der Steigerung der individuellen Möglichkeiten. Peter Trawny schränkt ein: „Die Wahrheit dieser Möglichkeiten liegt in dem, was das Soziale Medium dann nicht leisten kann: in der leibhaftigen Begegnung.“ In ihr werden sich die uralten Kräfte der Liebe melden und die Unabhängigkeit der gematchten Partner kollabieren lassen. Oder es wird diese Begegnung nicht mehr geben. Die Kultur der Kommunikation hat sich in den letzten zwanzig, dreißig Jahren auf eine Weise verändert, die…

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Sexualität ist die Quelle von Gewissheit

Paradoxerweise bedeutet die Autonomisierung des Körpers, dass körperliche Erlebnisse eine Quelle der Gewissheit sind. Man weiß, was ein sexueller Körper oder ein sexuelles Erlebnis ist. Eva Illouz ergänzt: „Hingegen sind mit solchen Erlebnissen verbundenen Gefühle entweder ungewiss, oder sie müssen sich an körperliche Signale halten.“ Die Sexualisierung des Körpers, der als biologische Größe und physiologische Quelle von Lust verstanden wird, macht ihn zum Mittelpunkt der menschlichen Personalität. Sie schwächt jedoch die Bedeutung von Gefühlen für die Begründung einer Beziehung. Der Körper avanciert fortan zur einzigen oder zumindest zuverlässigeren Quelle des…

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Hermann Hesse hatte eine üble Schulzeit

Im März 1892 flüchtete Hermann Hesse aus dem Seminar Maulbronn. Er wurde erst einen Tag später auf freiem Feld aufgegriffen. Andras Salcher fügt hinzu: „Es folgten heftige Konflikte mit den Eltern und eine Odyssee durch verschiedene Schulen.“ Seine Eltern steckten ihn mit 15 Jahren in eine Anstalt für Geistesschwache und Epileptiker. Dort musste er beim Unterricht geistig behinderter Kinder helfen. Seine tragische Schulzeit arbeitete er schon in jungen Jahren in seiner Erzählung „Unterm Rad“ auf. Welterfolge wie „Siddharta“, „Der Steppenwolf“, „Narziß und Goldmund“ oder „Das Glasperlenspiel“ führten 1946 zur Verleihung…

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Jeder sucht einen Platz in der Gemeinschaft

Die Frage „Wo gehöre ich hin?“ verlangt von einem Menschen, seinen Platz in der Gemeinschaft neu zu finden. Das ist eine sehr große Herausforderung für einen Menschen, der sich sehr stark über seinen Beruf definiert hat, weil er von dort Wertschätzung und Anerkennung bezogen hat. Andreas Salcher ergänzt: „Viele klammern sich an ihre Position, selbst wenn sie jene nicht mehr erfüllt. Verlieren sie diese dann trotzdem, fühlen sie sich nicht mehr gebraucht und kämpfen mit Verbitterung.“ Alle ihre im Berufsleben erworbenen Fähigkeiten und Erfahrungen interessieren niemanden mehr. Nach ihnen drängt…

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Sex dient nicht mehr nur der Fortpflanzung

Stuart Jeffries erklärt: „Eine der Institutionen, die dem Ende repressiver Kultur und der Freisetzung libidinöser Energie zum Opfer fallen würden, so die verlockende Verheißung Herbert Marcuses, wäre die SSKleinfamilie, die in Amerika der 1950er Jahre geradezu Kultstatus hatte.“ Herber Marcuse schreibt: „Der Körper in seiner Gesamtheit würde ein Objekt der Besetzung, ein Ding, dessen man sich erfreuen kann – ein Instrument der Lust.“ Laut Herbert Marcuse würde diese Veränderung im Wert und im Ausmaß der libidinösen Beziehungen zu einer Auflösung der Institutionen führen, in denen die privaten zwischenmenschlichen Beziehungen organisiert…

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Scham erfasst stets die ganze Person

Scham wird zur Zurechtweisung und Verhaltenskorrektur eingesetzt, was im Tadel „Schäm dich!“ zum Ausdruck kommt. Reinhard Haller betont: „Der Inhalt des Schämens ist stark vom Zeitgeist und Kultur abhängig.“ Während sich Scham früher besonders auf sexuelle Dinge bezogen hat, stehen heute Aussehen und Leistung, Besitz und Statussymbole im Mittelpunkt. Scham wirkt ernüchternd, anfangs oft schockierend, immer reduzierend und deprimierend. Primär reagiert man auf Scham defensiv und mit Rückzug. Der Beschämte gerät in die Defensive, er entschuldigt sich und betont seine Betroffenheit. Dieses niederdrückende Gefühl kann in extremen Fällen bis zur…

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Psychiatrische Diagnosen sind nie wahr

Für Manfred Lütz gibt es in der Psychiatrie in Wirklichkeit keine Diagnosen und Klassifikationen: „Es gibt natürlich keine Schizophrenie, es gibt keine Depression, es gibt keine Sucht. Es gibt nur Menschen, die unter verschiedenen Phänomenen leiden.“ Und Diagnosen sind Worte, die Psychiater erfunden haben, um diesen leidenden Menschen kompetent zu helfen. Diagnosen sind Hinweise auf die richtige Therapie. Man kann die Diagnosen also getrost vergessen, wenn man mit den Menschen zu tun hat, die unter psychischen Störungen leiden. Es gibt nämlich auch nicht den Schizophrenen, den Depressiven, den Süchtigen. Es…

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Ohne Kompromisse geht es selten gut

Unterschiedliche Interessen lösen sich nicht einfach auf, sondern sind im Regelfall nur zu vermitteln. Dabei wird man beide Seiten etwas „verraten“ müssen. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Es geht darum, bei einheitlicher Materie, aber divergierender Meinung ein Gleichgewicht von Gewinn und Verzicht zu erzielen.“ Das nennt man „Kompromiss“. Der hat jedoch keinen guten Leumund: Das Adjektiv „faul“ ist schnell zur Stelle, auch als „kompromisslerisch“ will niemand gelten. Alle Kompromisse seufzen. Zu Unrecht, meint Reinhard K. Sprenger. Wenn ein Mensch schon etwas Leben angehäuft hat, dann ist ihm klar, dass es im…

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