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Grausamkeit ist die Vernichtung eines Menschen

Wolfgang Müller-Funk stellt fest: „Grausamkeit bedeutet innerhalb des Phänomenenkomplexes von Gewalt und Aggression nicht einfach eine nur quantitative Steigerung der Leidzufügung. Sondern sie ist womöglich die ultima ratio der Macht- und Gewaltausübung, in der die Auslöschung als Drohung inszeniert wird, um die Anderen gefügig zu machen oder ein Schauspiel in Gang zu setzen, das einen als Zuschauer an der Todesangst der Anderen teilhaben lässt.“ Grausamkeit ist die Vernichtung eines Gegenübers vor dessen/deren physischer Zurichtung, die aus ihm/ihr ein totes Ding macht, über das der Grausame absolute Verfügungsgewalt hat. Es sind…

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Eros und Thanatos sind ewige Gegenspieler

Sigmund Freud registriert die Eskalation von Feindseligkeit und Nationalismus ebenso wie das Erstarken des Antisemitismus in Europa. Diese Aggressionsformen sind nicht mit Lust oder der zugehörigen Befriedigung verbunden. Sigmund Freud schreibt: „Dieser Aggressionstrieb ist der Abkömmling und Hauptvertreter des Todestriebes, den wir neben dem Eros gefunden haben, der sich mit ihm in die Weltherrschaft teilt.“ Judith Butler ergänzt: „Was Freud nun „Eros“ und „Thanatos“ nennt, erscheint zwar in der Regel nicht voneinander getrennt, aber beide verfolgen gegensätzliche Ziele.“ Eros strebt die Zusammenführung getrennter Einheiten in der Gesellschaft an. Er führt…

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Der Hass ist eine destruktive Urform

Nach dem instinkttheoretischen Ansatz dient aggressives Verhalten der Erhaltung des Individuums. Die Triebtheorie sieht in der Aggression einen nach Entladung drängenden Trieb. Reinhard Haller ergänzt: „Die lerntheoretischen Erklärungen führen Aggression auf das Erlernen solchen Verhaltens am Vorbild aggressiver Menschen zurück.“ Die klassische Konditionierung sieht im „Lernen am Erfolg“ beziehungsweise Lernen durch Belohnung und/oder Bestrafung den entscheidenden Entstehungsmechanismus. Da Hass ebenso wie Ärger, Zorn und Wut zu den emotionalen Aggressionsarten gehört, ist für sein Verständnis die Frustrations-Aggressions-Hypothese hilfreich. Nach dieser Theorie wird auf Frustrationen mit Aggressivität reagiert, so auch mit Hass.…

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Die Aggression ist eine Urkraft

Der wichtigste Antrieb des Hasses, gleichsam sein Motor, ist die Aggression. Reinhard Haller weiß: „Diese dem Angriff oder der Verteidigung dienende Verhaltensweise ist ein in Mensch und Tier biologisch tief verankertes Verhaltensmuster.“ Aggressives Verhalten ist abhängig von genetischen und zerebralen Faktoren, von der Wirkung der Hormone und Neurotransmitter, von psychischen Zuständen und kognitiven, also verstandesmäßigen Motiven. Aber auch stammes- und kulturgeschichtliche oder gruppensoziologische Aspekte sowie persönliche Erfahrungen und Einstellungen sind bedeutend. Aggression entsteht als Reaktion auf Frustrationen und physikalische oder psychosoziale Unterdrückung und wird durch entsprechende Reize und Situationen ausgelöst.…

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Wut und Hass können als Programm dienen

Seit einigen Jahren ist in den westlichen Gesellschaften, sowohl in der politischen Öffentlichkeit als auch im Internet, zu beobachten, wie Gruppen entstehen, die vor allem dadurch auffallen, dass sie tiefsitzende, chronische Gefühle der Unzufriedenheit, des Ärgers und der Wut mit sich herumtragen. Joachim Baur stellt fest: „Ihr Thema ist nicht etwa die konkrete Verbesserung der Verhältnisse. Ihr eigentliches Thema scheinen die in ihnen vorhandenen negativen Gefühle selbst zu sein.“ Affekte wie Wut und Aggression sind normalerweise Hilfsmittel und dienen dem Zweck, einem berechtigten Anliegen Gehör zu verschaffen. Für Menschen, die…

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Grausamkeit macht den anderen zur Beute

Wolfgang Müller-Funk stellt fest: „Die These, dass es sich bei der Grausamkeit um einen Selbst-Kulturalisierungseffekt handelt, enthält ein erhebliches Irritationspotenzial.“ Sie widerspricht der Vorstellung einer ursprünglichen Gewaltsamkeit des Menschen und begreift diese als ein prekäres Ergebnis kulturellen Fortschritts. Jenes Abstraktum namens „Menschheit“ hat zum ersten Mal in seiner Geschichte in Gestalt durchaus mundaner „Hochkulturen“ Macht und Gewalt großräumig und zum Teil auch dauerhaft etabliert und organisiert. Für Walter Benjamin ist „Barbarei“ stets im Spiel, wo es um Triumpf und Herrschaft geht. Grausamkeit ließe sich sagen, ist jenes Moment, das den…

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Sigmund Freud beschreibt den Todestrieb

Sigmund Freud schreibe an Albert Einstein im Jahr 1932: „Ich habe Bedenken, Ihr Interesse zu missbrauchen, das ja der Kriegsverhütung gilt, nicht unseren Theorien. Doch möchte ich noch einen Augenblick bei unserem Destruktionstrieb verweilen, dessen Beliebtheit keineswegs Schritt hält mit seiner Bedeutung.“ In „Zeitgemäßes über Krieg und Tod“, verfasst 1915 inmitten des Ersten Weltkrieges, reflektiert Sigmund Freud über die Bindungen, die eine Gemeinschaft zusammenhalten, und über die destruktiven Mächte, die diese Bindungen zerbrechen. Judith Butler weiß: „Zu der Zeit, als er die Theorie des „Todestriebes“ entwickelt, ab 1920 und dann…

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Der Antrieb aller Rachesucht ist der Triumph

Karen Horney (1885 – 1952), prominenteste Vertreterin der Neopsychoanalyse, schreibt: „Der Wunsch, sich angesichts des herausfordernden Triumphes zu rächen, mag letztlich der ausschlaggebende Faktor für jede Sucht nach Erfolg, Prestige und sexueller Eroberung sein. Das Verlangen nach Triumph ist ein grundlegender Antrieb aller Rachesucht. […] Macht zu haben, zu kränken, auszubeuten und zu enttäuschen bedeutet vor allem eines – Triumph. […] Dem Phantom des Triumphes süchtig hinterherzujagen, führt dazu, sich in einem Teufelskreis zu verstricken.“ Für Reinhard Haller ist dies wohl die beste Erklärung für die Entwicklung der Rachespirale. Erich…

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Hass setzt zerstörerische Energien frei

Hass wird als Aggressionsaffekt, als zerstörerische Energie, als böse Emotion oder rabenschwarze Leidenschaft bezeichnet. Aber ist er auch eine Krankheit, eine psychische Störung, ein seelisches Leiden? Reinhard Haller weiß: „Die Psychologie gibt darauf eher spärliche Antworten, hat aber einige Konzepte zur Entstehung und Entwicklung des Hasses erarbeitet und liefert verschiedene Modelle zum Verständnis des „normalen“ Hasses.“ Zunächst sehen die psychologischen Wissenschaftler im Hass eine aggressive Emotion. Schon das „Universal-Lexicon“ von 1732 zählt Hass zu den „unangenehmen Emotionen, die die Gefühlsruhe stören und zerstörerische Energien freisetzen“. Später hat sich die Forschung…

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Normen bestimmen das Leben

Hadija Haruna-Oelker schreibt: „Der Mensch wird und wächst in ständiger Veränderung von Dingen und anderen Menschen um ihn herum. Sich eingliedern beginnt in der Familie, der Beziehung zu Gleichaltrigen, dem Umfeld.“ Die Vergesellschaftung folgt. Mehr Menschen kennenlernen, Verhaltensweisen in sich verankern, Institutionen durchlaufen, Freundschaften schließen. Sich im Denken und Fühlen an soziale Regeln und Abläufe anpassen. Daneben kann man sich den Meinungen und Gefühlen seiner Nächsten nicht entziehen. Man fühlt sich zugehhörig und angehörig. Die Ausprägung des eigenen Seins, der Persönlichkeit ist eingegliedert in die sozialen Orte, in denen man…

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