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Lust und Realität passen nicht zusammen

Von Sigmund Freud stammt der Gedanke, dass das Lustprinzip und das Realitätsprinzip sich feindlich gegenüberstehen. Ungehindertes Schwelgen in den biologischen und psychologischen menschlichen Bedürfnissen entspricht dem Lustprinzip. Es beeinträchtigt die Freiheit der anderen und muss daher durch Regeln und Disziplin, also dem Realitätsprinzip eingedämmt werden. Stuart Jeffries erläutert: „Folgt man Herbert Marcuse, dann ist in den fortgeschrittenen Industriegesellschaften etwas geschehen, das so kontraintuitiv wie die Quadratur des Kreises und so unwahrscheinlich wie die Existenz des Steins der Weisen ist: Das Lustprinzip hat das Realitätsprinzip absorbiert.“ Der diabolische Geist, den Herbert…

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Für die Sexualität von Frauen gibt es Märkte

Die körperliche Attraktivität und Sexualität von Frauen sind austauschbare Waren. Eva Illouz erläutert: „Mittels einer breiten Palette von Konsumgütern zur Verbesserung und Formung ihres Körpers arbeiten Frauen an ihrem Erscheinungsbild.“ Dieses investieren sie wiederum in vielfältige Märkte, um Kapital zu produzieren. Der Geldumlauf in diesen Märkten stützt eine symbolische Ökonomie. Diese macht die Sexualität und sexuelle Attraktivität zu einem Attribut von Weiblichkeit als echter, für den Blick produzierter Ware. Seine Visualität macht den Körper zu einer Konsummaschine, die Konsumobjekte formen. Der Look ist eine Form von Eigeninvestition, die durch Netzwerke…

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Die moderne Frau ist im Markt angesiedelt

Die Konsumkultur hat die Ontologie der Sexualität in ein Theater des Selbst verwandelt, eine durch Konsumobjekte vermittelte sichtbare, öffentliche Darbietung. Eva Illouz erläutert: „Galt in der bürgerlichen Sexualität noch das Prinzip des Schlafzimmergeheimnisses, so ist die Sexualität heute eine sichtbare Eigenschaft des Selbst.“ Diese reguliert ein skopisches Konsumregime. Weiblichkeit ist beispielsweise eine visuelle Darbietung eine einem von Männern kontrollierten Markt, die sich an den männlichen Blick richtet und die Männer konsumieren. Die traditionelle weibliche Sexualität tauschte man gegen Geld und Macht der Männer ein. Die moderne Frau dagegen ist in…

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Frauen tauschen Sexualität gegen Macht

Frauen tauschen in allen Gesellschaften, in denen ihnen soziale und ökonomische Macht fehlt, ihre Sexualität gegen die Macht der Männer ein. Diese These vertreten der Sozialpsychologe Roy Baumeister und die feministische Anthropologin Paola Tabet. Eva Illouz fügt hinzu: „Tabet nennt dies den ökonomisch-sexuellen Austausch.“ In solchen Gesellschaften tauschen Frauen sexuelle Dienste mit den Männern, von denen sie kontrolliert werden, zu unterschiedlichen Preisen. Diese bestehen im Normalfall aus einem langen Liebeswerben und Eheleben. Sie können aber auch die Form von Geschenken wie beim Dating oder die von Geld in der Prostitution…

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Die Sexualität ist heute Teil der Ökonomie

Wie kommt es, dass die sexuelle Herrschaft von Männern über Frauen trotz bescheidener, aber bedeutsamer Gleichheitsgewinne tief verwurzelt und weit verbreitet geblieben ist? Eva Illouz erklärt: „Die sexuelle Herrschaft manifestiert sich natürlich in Form von männlicher Gewalt. Sie zeigt sich aber auch in diffuseren, schwer fassbaren und vageren Prozessen der Abwertung von Frauen.“ Die Sexualität befördert heute wie am Fließband neue Konsumgepflogenheiten und technologische Praktiken. „Sexuelle Praktiken und Interaktionen sind Teil der Ökonomie geworden“, wie Adam Green zu Recht feststellt. Das sexuelle Objekt, von Sigmund Freud als ein Bündel unbewusster…

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Erotische Liebe entfaltet eine extreme Lust

Auffällig an Sigmund Freuds Psychoanalyse ist für Peter Trawny ein offenbar fehlendes Verständnis der Liebe diesseits oder jenseits des Eros als „Triebbefriedigung“. Gibt es eine Psychoanalyse der Liebe, die sich nicht in genitaler Sexualität verdichtet? Anders gesagt: Sigmund Freuds Kulturtheorie wirft die Frage auf, ob und inwiefern es sinnvoll ist, Liebe von genitaler Sexualität zu unterscheiden. Denn dass etwas wie Liebe von Sexualität unterschieden werden kann, mag möglich sein. Doch müsste sie dann auf die Sexualität zurückgeführt werden, als eine ihrer Sublimierungen? Sigmund Freud kommt im „Unbehagen in der Kultur“…

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In der Liebe herrscht oft ziemliches Chaos

Für Ulrich Beck und Elisabeth Beck-Gernsheim was das „ganz normale Chaos der Liebe“ eine Quelle positiver Sozialität. Das heißt, eine Quelle der Improvisation und der produktiven Relationalität. Eva Illouz dagegen sieht das Chaos als eine Quelle negativer Sozialität, eine Neuordnung und Bildung der Handhabung von Beziehungen durch Ungewissheit. Vor dem Hintergrund dieser Diagnose muss man auch das persönliche Verständnis von Kultur überdenken. Eva Illouz stellt fest: „In der traditionellen Anthropologie und Soziologie formt die Kultur soziale Bindungen durch Rollen, Normen, Rituale und soziale Drehbücher. Mithin durch positive Gebote der Zugehörigkeit,…

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Negative Bindungen sind meist regellos

„Negative Bindungen“ sind negativ in den folgenden zwei Bedeutungen. Sie verweisen auf ein abwesendes Objekt, das man aufgrund der Unbestimmtheit der Situation nicht zu fassen bekommt. Oder sie bringen zum Vorschein, dass mit einer bestehenden Beziehung etwas nicht stimmt, dass sie nicht so funktioniert, wie sie funktionieren sollte. Eva Illouz erklärt: „Negative Beziehungen haben verschwommene, unklare, unbestimmte oder umstrittene Zwecke. Es gibt keine vorgeschriebenen Regeln für Verbindlichkeit und Unverbindlichkeit. Und sie können straflos oder fast straflos kaputtgemacht werden.“ Negative Bindungen der ersten Form lösen sich schnell auf, nicht weil sie…

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Sexualität ist die Quelle von Gewissheit

Paradoxerweise bedeutet die Autonomisierung des Körpers, dass körperliche Erlebnisse eine Quelle der Gewissheit sind. Man weiß, was ein sexueller Körper oder ein sexuelles Erlebnis ist. Eva Illouz ergänzt: „Hingegen sind mit solchen Erlebnissen verbundenen Gefühle entweder ungewiss, oder sie müssen sich an körperliche Signale halten.“ Die Sexualisierung des Körpers, der als biologische Größe und physiologische Quelle von Lust verstanden wird, macht ihn zum Mittelpunkt der menschlichen Personalität. Sie schwächt jedoch die Bedeutung von Gefühlen für die Begründung einer Beziehung. Der Körper avanciert fortan zur einzigen oder zumindest zuverlässigeren Quelle des…

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Liebe ist manchmal eine Form der Fürsorge

Für einen Freund nimmt man Verluste in Kauf, stellt seine eigenen Interessen hinten an und bedauert diesen Schritt nicht. Der Philosoph Harry Frankfurt überträgt diesen Gedanken auf die Liebe, die in seinen Augen zu einer Form der Fürsorge wird. Martin Hartmann erläutert: „Der Liebende dient dem anderen und tut alles, um seinem Wohl förderlich zu sein.“ Das klingt nun doch nach einem Zweck der Liebe, aber Harry Frankfurt betont durchaus, dass dieser Zweck immer ein Selbstzweck ist. Dem anderen in liebevoller oder freundschaftlicher Weise zu dienen entfremdet einen Menschen nicht…

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