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Erinnerungen sind von Emotionen abhängig

Einiges spricht dafür, dass die Genauigkeit von Erinnerungen, die Menschen abrufen können, auch von den emotionalen Gehalt abhängig ist, mit dem sie verknüpft sind. Kit Yates ergänzt: „Gefühle können Menschen dazu bringen, Aussagen zu akzeptieren, die sie sehr gern hören wollen, selbst wenn diese unlogisch sind – Psychologen sprechen dann von „Motivated Reasoning“ – Wunschdenken.“ Personen, die vor Kurzem einen gelebten Menschen verloren haben, befinden sich oft in einem derart emotional aufgewühlten Zustand. Viele Trauernde, die vielleicht nicht akzeptieren können oder wollen, dass der geliebte Mensch für sie nicht mehr erreichbar ist, sind geneigt, Wahrsager oder Medien aufzusuchen. Die Trauer, die mit dem Tod eines engen Freundes oder Verwandten einhergeht, ist ein schmerzhafter Prozess, und es ist nur allzu verständlich, dass sich die Leidtragenden nach tröstlichen Worten sehnen. Kit Yates lehrt an der Fakultät für mathematische Wissenschaften und is Co-Direktor des Zentrums für mathematische Biologie der University of Bath.

Kit Yates hat aus nächster Nähe die Tricks einer Wahrsagerin erlebt

Kit Yates weiß: „Natürlich sind trauernde Klienten, die verzweifelt Kontakt zu einem geliebten, kürzlich verstorbenen Menschen suchen, besonders empfänglich für all die vagen Andeutungen, die ein Medium im Hinblick auf den Verstorbenen macht, und weniger kritisch, als sie es zu anderen Zeiten wären.“ Für Kit Yates war es amüsant, eine Wahrsagerin aufzusuchen, um aus nächster Nähe die Tricks zu erleben, die Medien, Hellseher und Mentalisten über Jahrtausende im Geschäft gehalten haben.

Für viele ist so ein Besuch jedoch ein verzweifelter Versuch, mit ihrer Trauer fertigzuwerden. Einigen ist praktisch kein Preis zu hoch für die Antworten, die sie suchen. Kit Yates stellt fest: „Nach besonders aufwühlenden Tragödien, wie Morden oder Vermisstenfälle, treten Horden selbst ernannter Detektive mit angeblich übersinnlichen Fähigkeiten nicht selten unaufgefordert an Menschen heran, die sich in einem besonders verletzlichen Zustand befinden.“

Skrupellose Hellseher begehen übersinnlichen Betrug

Nur in imageträchtigen Fällen kommt es regelmäßig vor, dass sich Hellseher unaufgefordert an ihre Opfer wenden. Kit Yates fügt hinzu: „Viele Menschen, die eine geliebte Person verloren haben, suchen jedoch von sich aus Wahrsager auf, um sich bei ihnen Trost zu holen. Bestenfalls kann ein solcher Besuch jedoch dazu führen, dass man die Sitzung mit dem Gefühl verlässt, man habe tatsächlich eine hilfreiche Botschaft von einem geliebten Verstorbenen oder einen guten Rat erhalten, und sich damit zufriedengibt.“

Leider sind einige Hellseher absolut skrupellos und begehen übersinnlichen Betrug. Für alle bis auf die Abergläubischsten erscheint der Ausdruck „übersinnlicher Betrug“ wie eine Tautologie. Kit Yates erläutert: „Zweifellos werden Menschen, die Hellseher aufsuchen, dazu gebracht, Geld für etwas zu bezahlen, das keinen wirklichen Wert besitzt – was eine gute Definition für Betrug ist.“ Der juristische Unterschied wird jedoch deutlich, wenn solche Scharlatane versuchen, ihren offensichtlich verletzlichen Klienten Geld abzunötigen. Quelle: „Wie man vorhersieht, womit keiner rechnet“ von Kit Yates

Von Hans Klumbies

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