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Es gibt zwölf Burn-out-Stufen

Auch wenn man die von Herbert Freudenberger und seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Gail North 1974 beschriebenen zwölf Phasen im Ablauf des Burn-out-Prozesses aus der Perspektive des Betroffenen betrachtet, sieht man darin eine Reihe von Kränkungssymptomen. Reinhard Haller stellt fest: „Diese innere Sichtweise wird bei der Definition des Burn-outs über die äußeren Anforderungen, über Stress und Leistungsstreben, leicht übersehen.“ Die zwölf Burn-out-Stufen lauten: Zwang, sich zu beweisen. Verstärkter Einsatz. Vernachlässigung eigener Bedürfnisse. Verdrängung von Konflikten. Umdeutung von Werten. Verstärkte Verleugnung von Problemen. Rückzug. Deutliche Verhaltensänderung. Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit.…

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Kränkungen quälen die Psyche

Die Kränkung ist eine psychologische Großmacht ersten Ranges, die für viele psychische Störungen verantwortlich ist – und eben auch für den Hass. Kränkungen sind mehr als ein Gefühl. Reinhard Haller erläutert: „Sie bestehen aus der Interaktion zwischen jemandem, der kränkt, und dem Kränkungsempfänger sowie dem eigentlichen Inhalt der Kränkung, der Kränkungsbotschaft.“ Da Kränkungen im Gegensatz zu ihrer subjektiven Bedeutung, die der Empfänger ihr beimisst, objektiv oft als kaum beachtenswerte Kleinigkeiten erscheinen, wird ihre Wirkung maßlos unterschätzt. Denn Kränkungen bedeuten immer einen Angriff auf persönliche Gefühle und Vorstellungen. Sie führen zu…

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Die Sucht greift den Selbstwert an

Kränkungen resultieren aus den direkten und indirekten Folgen der Sucht, aus Zurechtweisungen und Vorwürfen, aus Streit in der Partnerschaft und Ermahnung am Arbeitsplatz, aus Führerscheinentzug und Kündigung. Reinhard Haller weiß: „Sucht greift den Selbstwert an, durch die nicht mehr unterdrückbaren Entzugserscheinungen und Gesundheitsschäden, durch das Gefühl des Versagens, besonders aber durch die Verdrängung.“ Keine andere Krankheit wird derart bagatellisiert und verleugnet wie die Sucht. Solange sich Menschen im Suchtprozess befinden, entwickeln sie ein Gebäude aus Begründungen, Rechtfertigungen, Relativierungen und Verleugnungen. Damit wehren sie sich gegen die kränkende Stigmatisierung der Sucht…

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Eine Sucht hat viele Ursachen

Reinhard Haller weiß: „Sucht hat viele Ursachen. Missbrauch und Abhängigkeit sind immer komplexe Störungsbilder, jede eindimensionale Erklärung ist tatsächlich einfältig. Genetisch bedingte Veranlagung, Umwelteinflüsse, Milieuumstände, Erziehung, Entwicklungsfaktoren sowie lebensgeschichtliche Belastungen sind ebenso bedeutsam wie politisch-religiöse Verhältnisse, Modeströmungen, gesetzliche Regulationen und globale Entwicklungen.“ Mit dieser Aufzählung, die sich erheblicher Unvollständigkeit erfreut, sind nur einige allgemeingültige Ursachenkategorien genannt. Auf diesen aufbauend entsteht das individuelle Gefüge von Missbrauch und Abhängigkeit. Süchtigkeit bezieht sich ausdrücklich nicht nur auf psychotrope Substanzen, also auf Alkohol, Drogen und Beruhigungsmittel, sondern auch auf viele Formen menschlichen Verhaltens –…

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Essstörungen haben viele Ursachen

Komplexe Krankheitsbilder wie Störungen des Essverhaltens haben immer viele Ursachen, die zudem noch nicht bis ins Letzte bekannt sind. Reinhard Haller weiß jedoch: „Eine Kränkung kann aber Teilursache und eine kränkende Bemerkung Auslöser sein. Vornehmlich dann, wenn diese eine sensible Stelle trifft.“ Bei Ess-/Brech-Störungen ist dies vordergründig meist die Angst, dem heutigen Schönheitsideal nicht zu entsprechen oder die weibliche Rolle nicht erfüllen zu können. Oder zu wollen. Unbewusst lassen sich Selbstwertzweifel, Probleme bei der Identitätsfindung, Gefühle der Sinnlosigkeit, Lebensdefizite, aber auch Depressionen sowie nicht überwundene Kränkungen erkennen. Essstörungen sind, obwohl…

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Die Demütigung ist die bösartigste Kränkung

Die Demütigung ist die tiefste, bösartigste und folgenschwerste Form der Kränkung. Sie ist Entwertung, Verletzung, Beschämung und Diffamierung in einem. Reinhard Haller fügt hinzu: „Sie ruft Gefühle der Scham und Hilflosigkeit, der ohnmächtigen Wut und Verzweiflung, ja der totalen Erniedrigung hervor.“ Im Gegensatz zum sonstigen Kränken, welches dem Kränkenden unbeabsichtigt passieren kann, ist sie Ausdruck einer gezielten Aggression, einer bewussten Bloßstellung, einer geplanten Entwürdigung anderer. Dahinter steckt immer eine böse Absicht, nicht nur eine Nachlässigkeit oder Unbedachtheit. Demütigungen sind offen und auf die äußere Person gerichtet, Kränkungen sind versteckter und…

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Nicht jede Kränkung führt zu einem Trauma

Joachim Bauer betont: „Nicht jede Widrigkeit ist ein Trauma, auch wenn heute eine Tendenz zu beobachten ist, jede Kränkung oder Verletzung, jeden Unfall oder jede unerwartete Veränderung zu einem Trauma zu erklären.“ Ob eine Erfahrung ein Trauma ist oder nicht, entscheidet sich daran, ob das Selbst durch eine extreme Erfahrung völliger Hilflosigkeit seiner Möglichkeiten als Akteur vollständig beraubt und dadurch dauerhaft geschwächt wurde. Das menschliche Selbst ist, ein Lebewesen eigener Art, ein Lebewesen im Lebewesen Mensch. Wie die Heldin oder der Held eines Märchens durchläuft es eine Kindheit, wird groß,…

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Scham hat immer einen fassbaren Grund

Scham, Schämen und Beschämung gehören zum großen Kreis dessen, was die Kränkung erfasst. Reinhard Haller erläutert: „Wenn man sich schämt oder beschämt wird, leidet man an einem Zustand des Unwohlseins, der Peinlichkeit, der Unruhe, der Depressivität. Man fühlt sich unsicher, schuldig und bloßgestellt, man ist gekränkt.“ Die Auslöser dieser Kränkungsreaktion sind in Mängeln, Fehlern oder Peinlichkeiten, im Verletzten basaler Gebote oder in gesellschaftlich nicht akzeptierten Verhaltensweisen zu sehen. Wenn aufgezeigt wird, dass persönliche Ziele nicht erreicht, Erwartungen der Mitmenschen nicht erfüllt und gesellschaftliche Normen nicht eingehalten worden sind, fühlt man…

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Die Gefolgschaft der Kränkung ist zahlreich

Die Gefolgschaft der Kränkung bildet eine Reihe von abwertenden, ausgrenzenden und entwürdigenden sozialen Interaktionen, denen alle Kränkungselemente eigen sind. Reinhard Haller nennt Beispiele: „Dazu gehören Diffamierung und Diskreditierung, Verleumdung und üble Nachrede, besonders aber die Diskriminierung.“ Letztere bedeutet soziale Benachteiligung aufgrund von Faktoren wie ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht, Alter, Behinderung, religiöses Bekenntnis oder sexuelle Präferenz. Heute versucht man, diesen mit gesetzlichen Regelungen zur Gleichbehandlung, Gleichberechtigung und Gleichstellung entgegenzutreten. Aktuell erlebt man sie neben den scheinbar zeitlosen systematischen Diskriminierungen auf allen Ebenen des sozialen Bereichs in erster Linie im Umgang mit Kriegsflüchtlingen,…

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Kränkungen können sogar Kriege auslösen

Bei manchen Kriegen bleiben die Ursachen ein Rätsel. Die sonst üblichen Gründe wie Herrschaftsinteressen, Territorialansprüche, ethnisch-kulturelle Heterogenität, soziale Ungerechtigkeiten oder Machtkonkurrenz liefern keine stimmige Erklärung. Reinhard Haller weiß: „in vielen Fällen wird man bei Demütigungen und Kränkungen fündig, die vielleicht nicht das ganze Drama verursacht, aber zumindest ausgelöst und den letzten Ausschlag gegeben haben.“ Das Beispiel schlechthin findet man in der griechischen Mythologie, im Trojanischen Krieg, den Homer in seiner „Illias“ schildert. Dessen mythologische Wurzeln sind Kränkungen und sich nach dem Schneeballprinzip ausbreitende Kränkungsreaktionen. Am Anfang steht die Gekränktheit der…

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