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Ein System kann schnell ins Wanken geraten

Durch eine einzelne Aktion, ähnlich wie beim Wischen auf dem Smartphone, kann ein ganzes System ins Wanken geraten. Der Neurowissenschaftler und Psychiater Manfred Spitzer bezeichnet dieses Phänomen als „Schwarmdummheit“. Er erklärt: „Schwarmdummheit bezeichnet das Auseinanderfallen eines Kollektivs von Menschen durch übermäßige Kommunikation.“ Manfred Spitzer leitet diesen Begriff von Fischschwärmen her. Auf Menschen ist dieses Prinzip allerdings nur begrenzt anwendbar, weil Menschen durch ihre Kommunikation dieses Kollektiv in Gefahr bringen. Rüdiger Maas erläutert: „Der Grund hierfür liegt in der Sozialpsychologie: Werden Meinungen in Gruppen geteilt, können diese andere Menschen in ihren…

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Manchmal ist Heuchelei unumgänglich

Zur Heuchelei zu greifen, ist aus Gründen der Klugheit unumgänglich, wenn die moralischen Standards formal und unbestimmt sind. Die aufgeklärte Moral unterminiert sich selbst. Sie wird zu einem System, in dessen Kontext sich das Urteil des einen die Furcht vor dem Urteil des anderen spiegelt. Alexander Somek fügt hinzu: „Darüber hinaus unterwandert die heuchlerische Moralität auch die Legalität des Verhaltens.“ Sie tut dies auf zweierlei Weise. Erstens beginnt das Rechtssystem, die Adressaten zu erziehen. Es kommt daher auch nicht von ungefähr, dass die Bekämpfung von sexueller Belästigung nicht so sehr…

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Demütigungen verursachen psychisches Leid

Reinhard Haller weiß: „Demütigungen gehörten über Jahrhunderte zu den Kernmethoden der Erziehung, teilweise sind sie das heute noch.“ Bewusste Bloßstellungen, Beschämungen und Erniedrigungen wurden instrumentalisiert, um „den Willen des Kindes zu brechen“. Die in der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs und staatlichen Institutionen verfassten Protokolle belegen, mit welcher Menschenverachtung und mit welch hohem Maß an Sadismus die Demütigungen systematisch angewendet wurden. Demütigungen lösen psychische Störungen aus, induzieren kriminelle Karrieren und können die Betroffenen aus geordneten Bahnen hinausdrängen. In Japan, wo die Erziehung stark auf die Aufrechterhaltung der Ehre ausgerichtet ist, ergeben…

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Tugenden behält man auf Dauer

Manche Kinder neigen mehr zu Großzügigkeit, Bescheidenheit oder Gerechtigkeit als andere. Frédéric Lenoir weiß: „Allerdings spielt für die Entwicklung dieser Eigenschaften die Erziehung eine wesentlich Rolle. Sie kann auch gewisse natürliche Neigungen korrigieren, die zu Süchten oder Lastern führen könnten.“ Seiner Meinung nach stehen Tugenden folglich an der Schnittstelle von Natur und Kultur. Selbst wenn letztlich die Kultur für ihre Entwicklung bestimmend ist. Aristoteles zufolge erlangt und behält man Tugenden eigentlich auf Dauer. Das bedeutet allerdings nicht, dass man sein Leben lang tugendhaft ist! Über die Erziehung vermittelte Tugend wird…

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Das Gewissen ist ein Produkt der Erziehung

Der australische Philosoph Peter Singer zweifelt daran, dass das Gewissen immer eine Richtschnur sein kann: „Der Satz, wir sollten unserem Gewissen folgen, ist nicht zu bestreiten. Aber er ist auch nicht hilfreich, wenn dem Gewissen folgen heißt, das zu tun, was man nach reiflicher Überlegung für richtig hält.“ Dem eigenen Gewissen folgen, heißt dann allerdings auch, seiner Verantwortlichkeit als rational Handelnder abzuschwören. Für Klaus-Peter Hufer folgt daraus, die Berücksichtigung aller relevanter Faktoren zu vernachlässigen. Und somit nicht gemäß der besten Beurteilung des in der Situation Richtigen oder Falschen zu handeln.…

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Sinnvolle Erziehung führt zur Selbstreflexion

Nach dem Zweiten Weltkrieg analysierte Theodor W. Adorno die möglichen Ursachen für die aktuelle Situation sowie für die Tragödie, die Europa erschüttert hatte. Dazu beschäftigte er sich mit dem wichtigsten Bereich des öffentlichen Lebens seiner Zeit: mit der Erziehung. Theodor W. Adorno hatte lange über die Widersprüche der modernen Gesellschaft und die Gefahren einer invasiven und zerstörerischen Massenkultur nachgedacht. Isabella Guanzini erläutert: „Die Erziehung – verstanden im weitesten Sinne von der Schule bis zu den Massenmedien – sah er als ein wichtiges Instrument für eine allmähliche und wirksame Veränderung der…

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Gewalttäter hatten oft eine beschissene Kindheit

Manche Soziologen präsentieren immer kompliziertere Modelle zur Entstehung des Rechtspopulismus. Dabei erwähnen sie kein einziges Mal die kindliche Sozialisation. Herbert Renz-Polster fragt: „Warum fällt es ihnen so schwer, den Faktor Kindheit zu berücksichtigen.“ In der Debatte über den Islamismus streiten sich viele Experten mit Vorliebe darum, ob nun der Koran die Gewaltbereitschaft fördere oder nicht. Dabei vergessen sie darzulegen, dass praktisch alle islamistischen Gewalttäter in zutiefst zerrütteten Familienverhältnissen aufgewachsen sind. Viele Forscher reden auch von der Radikalisierungskraft des Internets. Allerdings benennen sie dabei das Offensichtlich nicht gleich mit. Herbert Renz-Polster…

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Viele Kinder werden immer verhaltensauffälliger

Die Psychotherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger sieht überall Symptome der Überindividualisierung in der Gesellschaft. Andreas Salcher erklärt: „Das heißt, es wird nur die Verantwortlichkeit für das eigene Leben gespürt.“ Martina Leibovici-Mühlberger meint, die individuelle Lebensplanung der Eltern hat Toppriorität bekommen. Verbindliche Erziehungsnormen gibt es dagegen nicht mehr. Vor allem Lehrer der Volks- und Mittelschulen klagen, dass sich die Anzahl der verhaltensauffälligen Kinder in den letzten Jahren dramatisch erhöht hat. Und die Eltern wollen ihnen auch dann noch die Verantwortung dafür zuschieben. Diese Probleme lasten wie Mühlsteine auf den Schultern der Direktoren und…

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Gewisse Aussagen kennzeichnen einen Extremisten

Einige Gruppen sind besser als andere“. „Wir sollten nicht universelle Gleichheit anstreben.“ „Man sollte einigen Gruppen ihren Platz zuweisen.“ Wer diesen Aussagen zustimmt, tendiert laut Philipp Hübl zur Menschenfeindlichkeit. Zum Kontrast: „Unser Land braucht nicht noch mehr Freiheiten, sondern mehr Recht und Ordnung.“ „Gehorsam und Respekt sind die wichtigsten Werte, die ein Kind lernen sollte.“ Oder: „Wir brauchen einen starken Anführer, der das tut, was zu tun ist.“ Wer diese Aussagen für richtig hält, tendiert zum Autoritarismus. Philipp Hübl stellt fest: „Und wer all diese Aussagen mit Nachdruck bejaht, ist…

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Ein Drittel der Eltern ist überfordert

Die heutige Schülergeneration wird teilweise von ihren Eltern vernachlässigt. So argumentiert auch der Sozialforscher und Leiter der Shell-Jugendstudie Klaus Hurrelmann. Er ist der Meinung, dass die Gesellschaft den Eltern heute die absolute Schlüsselrolle bei der Erziehung zubilligt. Das beruht im Vertrauen darauf, dass sie alles richtig machen. Das funktioniert aber nur bei einem Drittel der Eltern. Andreas Salcher nennt die Gründe: „Nur diese haben die notwendige erzieherische Kompetenz und Bildung sowie auch die wirtschaftliche Basis.“ Ein weiteres Drittel kämpft sich irgendwie durch. Und dann gibt es das untere Drittel. Klaus…

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