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Das Gedächtnis ist kein Datenspeicher

Menschliches Erleben und Erinnern sind in hohem Maß subjektiv bestimmt und in der Regel nimmt man dies nicht wahr. Denn das Gedächtnis funktioniert nicht wie ein Datenspeicher, in dem man unverändert reproduzierbare Inhalte abspeichern kann. Thomas Fischer fügt hinzu: „Merken und Erinnern sind vielmehr stark mit Emotionen, einer Gesamtheit von sensorischen, unbewussten und reflektierten Prozessen verbunden.“ Die Speicher der Erinnerung sind Teil des Gesamtkörpers eines Menschen. Erinnerung ist nicht das Öffnen einer Datei, sondern die Neukonstruktion einer Gesamtsituation, die ihrerseits wiederum ein Gefühls- und Reflexionsprozess ist. Dieser wird verarbeitet und…

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Fühlen und Gedächtnis gehören zusammen

Fühlen ist ein Resultat des bewussten Geistes. Gedächtnis ist das Nachbarland. Man kann aber das Gedächtnis nicht verstehen, wenn man nicht versteht, wie das Fühlen dazu beiträgt, dass Erinnerung funktioniert. David Gelernter erklärt: „Während ein Aspekt vieler Erinnerungen eine Abstraktion liefert, können alle Aspekte einer Erinnerung ein Gefühl liefern.“ Manche Erlebnisse sind kompakt und einfach. Andere haben viele Teile. Der Unterschied liegt vor allem darin, wie man jedes Ereignis erleben will und mit welchem Tempo man sich bewegt. Ein Gefühl oder eine Stimmung ist die Zusammenfassung einer Szene, die einen…

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Die Aufmerksamkeit dient vor allem der Selektion

Psychologen und Neurowissenschaftler unterscheiden Aufmerksamkeit und Bewusstsein zwar schon seit über 100 Jahren, doch besonders in den letzten 30 Jahren hat die Forschung stark angezogen. Philosophen waren allerdings zunächst nur vom phänomenalen Bewusstsein in den Bann geschlagen, das sie als das größte Rätsel der Menschheit ansehen. Phillip Hübl ergänzt: „Die Aufmerksamkeit, die kleine Schwester des Bewusstseins, hat ihren Durchbruch erst kürzlich geschafft.“ Neben „Konzentration“ kennt man noch andere mit „Aufmerksamkeit“ verwandte Begriffe wie „Wachsamkeit“, „Fokus“, „Sorgfalt“ oder „Geistesgegenwart“. Auch wenn sie sich sicherlich in Nuancen unterscheiden, kann man Aufmerksamkeit als…

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Erregung erhöht die Leistung des Gedächtnisses

Wenn ein Forscher sagt, eine Versuchsperson sei erregt, dann meint er, das Herzfrequenz, Schwitzen, Pupillendilatation und andere physiologische Indikatoren relativ zum Ruhezustand erhöht sind. Und es hat sich laut Julia Shaw gezeigt, dass das Erregungsniveau eines Menschen eine große Rolle für seine Fähigkeit spielt, Erinnerungen zu verschlüsseln, zu speichern und abzurufen. Eine Steigerung der Erregung geht zugleich mit einer Erhöhung der Gedächtnisleistung einher. Das ist stimmig. Denn wenn man an seine lebhaftesten Erinnerungen zurückdenkt, geht es meist um emotionale Ereignisse. Nun ist die Versuchung groß, vorschnell den Schluss zu ziehen,…

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Charakter und Moral prägen die Identität

Die meisten Menschen denken beim Begriff „Gedächtnis“ in der Regel an autobiographische Erinnerungen, an Erlebnisse und Episoden aus der Vergangenheit. Seit John Locke haben auch viele Philosophen diese Form des Gedächtnisses als das entscheidende Merkmal der personalen Identität angesehen. Philipp Hübl ergänzt: „Doch auch andere Fähigkeiten und Eigenschaften müssen im Gedächtnis gespeichert sein: das sprachlich verfasste Faktenwissen wie „Sizilien liegt am Mittelmeer“.“ Dazu zählt auch die Sprachfähigkeit, die die mentale Grammatik und das mentale Lexikon umfasst. Zum Beispiel nichtsprachliches Hintergrundwissen über die Beschaffenheit von Schnee, praktisches Können wie Klavier spielen…

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Julia Shaw erklärt die Fuzzy-Trace-Theorie

Eine Theorie, die genauer zu erklären versucht, warum Menschen inkorrekte Erinnerungen bilden, heißt Fuzzy-Trace-Theorie. Dabei handelt es sich um eine ausgesprochen elegante Theorie, mit deren Hilfe sich viele Phänomene des Gedächtnisses erklären lassen. Sie postuliert, dass es bei der Erinnerung um zwei Dinge geht: Um eine „gist trace“, eine Spur des Wesentlichen oder des Bedeutungskerns einer Erfahrung und um eine „verbatim trace“, eine wortwörtliche Spur, die eine Erinnerung an die spezifischen Einzelheiten ist. Julia Shaw ergänzt: „Die meisten Erinnerungen enthalten sowohl die Bedeutung erfassende als auch die wortwörtliche Komponente.“ Julia…

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Das Selbst ist real und keine Illusion

In der Diskussion darum, was Personen sind, muss man zwischen drei Fragen unterscheiden. Die erste Frage lautet, was ein Wesen zu einer Person macht. Das könnte unter anderem das Gedächtnis sein, das Bewusstsein, der Charakter; die Vernunft oder die Selbstreflexion. Die zweite Frage, die damit eng zusammenhängt, lautet: Wie können Personen über längere Zeiträume dieselben bleiben, obwohl sie sich kontinuierlich verändern? Eine dritte Frage, die viel mit den ersten beiden überblenden, lautet: Was bestimmt den Menschen als Individuum? Philipp Hübl erklärt: „Das ist die Frage nach der Persönlichkeit, also den…

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Niemand hält das eigene Gedächtnis für fehlerlos

Wenn ein Mensch die Erfahrung von etwas macht, hat er in der Regel, aber nicht zwangsläufig, ein Bewusstsein von diesem Etwas. Das phänomenale Bewusstsein ist reine, einfache Erfahrung. Aber das Bewusstsein kann auch lästig werden. Und das nicht nur dann, wenn man sich einer Operation unterziehen muss. Wie die meisten Menschen wissen, kann eine Tätigkeit, die fokussierte Konzentration zu erfordern scheint, völlig danebengehen, wenn man sich seiner selbst bewusst wird. David Gelernter erläutert: „Unter den Tätigkeiten, die wir beherrschen, beherrschen wir manche mit unserem bewussten, viele andere aber auch mit…

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Stimmungen sind Emotionen

Emotionen oder Stimmungen können die Macht haben, Erinnerungen ans Licht zu holen. Sie wirken wie Stichwörter: Wenn sich ein Gefühl, dass man jetzt erlebt, mit einem Gefühl überschneidet, das im Gedächtnis gespeichert oder mit einer im Gedächtnis gespeicherten Erinnerung verknüpft ist, dann kann man diese Erinnerung abrufen. David Gelernter fügt hinzu: „Die gemeinsamen Inhalte von Stichwort und Gedächtnisinhalt sorgen dafür, dass es zur Erinnerung kommt. Auch ein Gefühl, an das wir nur denken, ohne es aber zu erleben, kann ein solches auslösendes Stichwort sein.“ Wenn man nicht wenigstens einen Aspekt…

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Das Gedächtnis ist ein Wunder der Evolution

Das menschliche Gedächtnis ist hoffnungslos störanfällig und unfassbar ungenau. Alle Menschen haben ein bedenklich fehlerhaftes Erinnerungsvermögen. Das Gedächtnis leidet unter biologischen Schwächen, Wahrnehmungsfehlern, Kontaminierung, Aufmerksamkeitsverzerrungen, Selbstüberschätzung und Konfabulation. Beim Metagedächtnis dagegen handelt es sich um das Wissen über das Gedächtnis und seine Funktionsweise. Julia Shaw fügt hinzu: „Es ist eine Art Metakognition, ein Nachdenken über das Denken. Dass wir diese Fähigkeit besitzen, bedeutet, dass wir uns Gedanken darüber machen können, warum wir uns erinnern, wie wir uns erinnern und wie gut wir darin sind, uns an einzelne Informationen zu erinnern.“…

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