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Jugendliche wollen nicht wie ihre Eltern leben

Als neue Währung für Status gilt vor allem bei jungen Menschen zum Beispiel Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken, gemessen an der Anzahl der Likes und Followers. Insbesondere hoch qualifizierte junge Menschen leiden eher unter zu vielen als zu wenigen Wahlmöglichkeiten bezüglich ihrer Lebenspläne. In einem sind sie sich allerdings sicher: So wie ihre Eltern wollen sie auf keinen Fall leben. Andreas Salcher fügt hinzu: „Demgegenüber stehen junge Menschen, die keine Perspektiven für sich sehen können. Spätestens seit der Coronapandemie plagt sie die Ahnung, dass es das Leben nicht gut mit ihnen meinen könnte.“ Dr. Andreas Salcher ist Mitgebegründer der „Sir Karl-Popper-Schule“ für besonders begabte Kinder. Mit mehr als 250.000 verkauften Büchern gilt er als einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs.

Man darf eine ganze Generation nicht in ihrer Frustration bestärken

Die These von einer verlorenen Generation erscheint für Andreas Salcher für verfehlt, ja sogar für gefährlich. Denn es macht wohl wenig Sinn, eine ganze Generation in ihrer Frustration zu bestärken. So sehr es Soziologen lieben, Generationen mit bestimmten Attributen zu klassifizieren, zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass es innerhalb einer Generation deutlich mehr durch Elternhaus, Peergroup und Bildungsniveau geprägte Unterschiede als Gemeinsamkeiten gibt. Die Mehrzahl der 68-Generation waren weder Revolutionäre noch Hippies, die Yuppie-Generation bestand nicht nur aus Karrieristen.

Zudem besteht die Gefahr, dass man eine sich selbst erfüllende Prophezeiung heraufbeschwört. Andreas Salcher erklärt: „Gerade jene junge Menschen, die noch über wenig Selbstwertgefühl verfügen, werden durch die Abqualifizierung als „verlorene Generation“ in eine Opferrolle gedrängt.“ Weiterhin zeigt sich, wenn man die mittel- bis langfristige Perspektive dieser Generation betrachtet, ein anderes, vielfältigeres Bild. Die überwiegende Mehrheit der heute 15- bis 25-Jährigen in Österreich und Deutschland ist im Durchschnitt deutlich besser ausgebildet als die Generation davor.

Junge Menschen interessieren sich für die Zukunft

Die jungen Menschen von heute sind digital weitaus fitter und beherrschen Englisch auf einem höheren Niveau als ihre Eltern. Andreas Salcher ergänzt: „In den Bildungsschichten können viele junge Menschen auf Sprachkursen oder sogar auf einem Studium im Ausland aufbauen. Um die jungen Start-up-Unternehmer und High Potentials brauchen wir uns ebenfalls wenig Sorgen machen. Sie werden uns eher durch den Braindrain verloren gehen, wenn sie in ihrer Heimat zu wenig Chancen sehen.

Nach einer kurzen Phase der Depression konzentrieren sich viele junge Menschen weniger darauf, was derzeit geschieht, sondern beschäftigen sich damit, was in Zukunft passieren könnte. Andreas Salcher fasst zusammen: „Ist die „verlorene Generation“ daher nur ein medialer Mythos, der bald vergessen sein wird? Leider nicht. Denn die Lebenschancen dieser Generation teilt eine gewaltige Kluft, die durch Corona unbestritten noch größer geworden ist. Mindestens zwanzig Prozent dieser Generation ist tatsächlich gefährdet, verloren zu gehen.“ Quelle: „Die große Erschöpfung“ von Andreas Salcher

Von Hans Klumbies

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