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Menschen verändern sich ständet

Andreas Salcher schreibt: „Hermann Hesse entschlüsselt in seinem Gedicht „Stufen“, warum wir uns trotz unseres Beharrungsvermögens im Laufe des Lebens weit stärker verändern, als uns das selbst bewusst ist.“ Da sich Menschen aber freiwillig kaum aus ihrer Komfortzone herausbewegen, hilft der Weltgeist durch Krankheit, Jobverlust, Scheidung oder andere unerwartete äußere Einflüsse ein bisschen nach, um sie auf die nächste Stufe zu schubsen. Und siehe da, auf einmal muss man lieb gewonnene Gewohnheiten aufgeben, Risiken eingehen, Neues lernen. Interessanterweise schrieb Hermann Hesse „Stufen“ in seinem 63. Lebensjahr nach langer Krankheit und nannte es ursprünglich „Transzendieren“. Dr. Andreas Salcher ist Mitgebegründer der „Sir Karl-Popper-Schule“ für besonders begabte Kinder. Mit mehr als 250.000 verkauften Büchern gilt er als einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs.

Aristoteles weist den Weg zum guten und gesunden Leben

Einen Teil der Siege über den inneren Schweinehund verdankt man nüchtern betrachtet nicht der eigenen Willenskraft, sondern äußeren Umständen des Lebens. Andreas Salcher nennt ein Beispiel: „Wer über ein Mindestmaß an Vernunft verfügt, ändert seinen Lebensstil nach dem ersten, wer nicht komplett verrückt ist, spätestens nach dem zweiten Herzinfarkt.“ Man verändert sich daher oft nicht, weil man sich das vornimmt, sondern weil man dazu gezwungen wird. Wer sich nicht den Launen des Schicksals ausliefern will, der sollte sich an die Lehre des Aristoteles halten.

Sie ist die wirksamste Waffe gegen den inneren Schweinehund, weil sie diesem kleine Erfolge gönnt, Menschen aber den Weg zum guten und gesunden Leben weist. Andreas Salcher weiß: „Aristoteles war kein weltfremder Philosoph, sondern gestand dem Menschen durchaus das genussvolle Ausleben seiner Begierden zu, aber immer mit Maß und ohne sich davon abhängig zu machen.“ Übersetzt in unsere heutige Zeit, könnte man sagen, einmal im Monat Schnitzel mit Pommes ist kein Problem, ständig Schnitzel schon.

Die Tugend der Selbstbeherrschung bedeutet keinen Verzicht

Drei Wochen jeden Tag zwei Stunden laufen zu gehen und dafür den Rest des Jahres gar nicht, ist deutlich schlechter als jede Woche zweimal langsam zu traben. Andreas Salcher erklärt: „Aristoteles war zutiefst davon überzeugt, dass die Tugend der Selbstbeherrschung keinen Verzicht bedeutet, sondern im Gegenteil die Voraussetzung für ein erfülltes Leben wäre.“ Aristoteles erhob nie den moralischen Zeigefinger, vielmehr machte er überzeugend klar, dass es für das eigene Glück entscheidend ist, die Antwort auf eine Frage zu finden: Was heißt ein gutes Leben für mich?

Alle Menschen wissen ganz genau, was sie in ihrem Leben tun. Entscheidend ist aber ein anderer Punkt: das Warum. Andreas Salcher stellt fest: „Nur sehr wenige Menschen können eine wirklich überzeugende Antwort auf die Frage nach ihrem Daseinszweck, nach ihrem Anliegen, nach ihren Überzeugungen gegen.“ Menschen brauchen eine übergeordnete Vorstellung davon, was ein gutes Leben für sie bedeutet. Je klarer dieses Bild ist, desto leichter wird es für sie, ihr Leben immer wieder danach auszurichten. Quelle: „Das ganze Leben in einem Tag“ von Andreas Salcher

Hans Klumbies

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