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Die moderne Frau ist im Markt angesiedelt

Die Konsumkultur hat die Ontologie der Sexualität in ein Theater des Selbst verwandelt, eine durch Konsumobjekte vermittelte sichtbare, öffentliche Darbietung. Eva Illouz erläutert: „Galt in der bürgerlichen Sexualität noch das Prinzip des Schlafzimmergeheimnisses, so ist die Sexualität heute eine sichtbare Eigenschaft des Selbst.“ Diese reguliert ein skopisches Konsumregime. Weiblichkeit ist beispielsweise eine visuelle Darbietung eine einem von Männern kontrollierten Markt, die sich an den männlichen Blick richtet und die Männer konsumieren. Die traditionelle weibliche Sexualität tauschte man gegen Geld und Macht der Männer ein. Die moderne Frau dagegen ist in einem Markt angesiedelt. Eva Illouz ist Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität von Jerusalem. Außerdem ist sie Studiendirektorin am Centre européen de sociologie et de science politique de la Sorbonne.

Der attraktive Körper kann Kapital generieren

In diesem Markt macht man es Frauen zur Pflicht, dass sie ihre Freiheit und Macht darauf verwenden, den sexuellen Wert ihres Körpers in eine ästhetische, symbolische und ökonomische Darbietung zu verwandeln. Eva Illouz erklärt: „Wenn der weibliche Körper demzufolge so weitgehend sexualisiert und kommodifiziert worden ist, dann deshalb, weil die Sexualisierung von ökonomischem und symbolischem Wert ist.“ Der attraktive Körper lässt sich in die Sphäre der Produktion zurückleiten und kann dort Kapital generieren.

Eine Form solchen Kapitals findet sich in der Fülle an Dienstleistungen und Branchen, die ein „angenehmes“, attraktives Äußeres erwarten. Eva Illouz nennt als Beispiele Kellnerinnen, Flugbegleiterinnen und PR-Vertreterinnen. Sie alle müssen über eine attraktive Optik verfügen, mithin über das, was Catherine Hakim in einem umstrittenen Aufsatz als „erotisches Kapital“ bezeichnet hat. So gesehen gehört die Sexualität zum Bereich der immateriellen Arbeit. Dabei handelt es sich um jenes Bündel an nicht greifbaren Fertigkeiten und Kompetenzen, die Akteure zum Arbeitsplatz mitbringen und die in manchen Fällen über die berufliche Position entscheiden.

Die Medien präsentieren Sex in bildhafter Form

Ashley Mears merkt an: „Die Unternehmen suchen zunehmend Beschäftigte, die den richtigen Look verkörpern.“ Die Bedeutung der Attraktivität für den Arbeitsplatz führt zu einer Form der Selbststeuerung, die der Selbstvermarktung gleicht. Also der bewussten Darstellung der eigenen Person als einer, die mit einer einzigartigen Kombination von Fertigkeiten und Attraktivität ausgestattet ist. Tatsächlich lässt sich das Self Branding als eine Form der affektiven immateriellen Arbeit verstehen.

Diese nehmen Individuen gezielt auf sich, um Aufmerksamkeit, Ansehen und potentiell Profit zu erlangen. Eva Illouz fügt hinzu: „Eine zweite Weise der Wertschöpfung durch das sexualisierte Selbst hat mit den Medienindustrien zu tun.“ Dort konsumiert man Sex und Sexualität in bildhafter Form. Im Jahr 1999 enthielten über zwei Drittel der Abendprogramme im Fernsehen sexuelle Inhalte, eine Steigerung von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wenn Sex in den 1990ern ein entscheidendes Merkmal hatte, dann war es seine Allgegenwärtigkeit. Quelle: „Warum Liebe endet“ von Eva Illouz

Von Hans Klumbies

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