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Gute Beziehungen prägen das Wohlergehen

Der Raum, in dem eine Handlung ihre Auswirkungen zeigt, ist die Gemeinschaft. Hans-Otto Thomashoff erläutert: „Das Gemeininteresse ist wichtiger als das des Individuums, womit der Schwerpunkt des Lebens stärker beim Oxytocin liegt als bei uns. Damit wird der entscheidenden Bedeutung, die Beziehungen auf unser Wohlergehen haben, Rechnung getragen.“ Der Preis für die geringere Wertschätzung der Leistungen des Geistes ist allerdings eine Begrenzung des kreativen Potenzials, weil das individuelle, freie geistige Schöpfertum eben nachrangigen Wert besitzt. Beide Denkschulen, die des Westens und die des Ostens, funktionieren offenkundig gut zum Überleben. Auch haben beide die bewusste Beherrschung der von den Gefühlen angestoßenen Impulse, also eine Selbststeuerung zum Ziel. Hans-Otto Thomashoff ist Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychoanalyse in eigener Praxis in Wien.

Das Gefühl im Hier und Jetzt ist der Schlüssel zum Glück

Sie orientieren sich dabei an der Arbeitsweise des menschlichen Gehirns. Und doch ignorieren beide die letztlich entscheidende Instanz für ein gelungenes Leben: das Gefühl. Denn wie ein Mensch sein Leben einschätzt, bestimmt allein das Gefühl. Das Gefühl im Hier und Jetzt ist der Schlüssel zum Glück und damit zu einer zufriedenen Lebenseinschätzung. In ursprünglichen Stammeskulturen wird im Hier und Jetzt gelebt, weniger bewusst als intuitiv. Doch auch das Leben im Hier und Jetzt bringt, wenn es Ausschließlichkeit erlangt, ein Problem mit sich: Es fehlt eine Planung für die Zukunft.

In tropischen Idyllen, wo immer etwas zu essen zu finden ist, hat das für das Überleben keine einschneidenden Konsequenzen. Hans-Otto Thomashoff ergänzt: „Jedoch bei uns in Europa, wo der Wandel der Jahreszeiten ein vorausschauendes Planen zum Überleben notwendig macht, genügt der alleinige Fokus auf die aktuelle Befindlichkeit nicht als Lebenskonzept.“ Um den Anforderungen des Daseins bestmöglich gerecht zu werden, müssen die drei unterschiedlichen Philosophien der drei Kulturbereiche miteinander verbunden werden.

Bindungen fördern Zufriedenheit und Gesundheit

Hans-Otto Thomashoff erklärt: „Wahre Lebenskunst besteht demnach darin, mithilfe bewusster Entscheidungen und Handlungen dafür zu sorgen, dass in abstrakter Vorschau überlebenswichtige Handlung gesetzt werden und zugleich Momente des kleinen und großen Glücks in Aussicht stehen und bewusst genossen werden können. Lebensglück und Überlebenskunst gelingen demnach nicht, indem man naiv die Entscheidungen in seinem Leben den Gefühlen überlässt.

Sondern man muss bewusst dafür sorgen, dass die eigenen Entscheidungen und die von ihnen geleiteten Handlungen gut für die persönlichen Gefühle sind. Hans-Otto Thomashoff betont: „Indem wir durch bewusste Selbststeuerung den Fokus auf die Konsequenzen unseres Handelns für den Gefühlshaushalt von uns selbst und anderen legen, berücksichtigen wir die bereits erwähnte enorme Bedeutung, die soziale Bindungen in unserem Leben haben.“ Bindungen zu sichern fördert Zufriedenheit, Gesundheit und Lebensdauer, weil Bindungen einem Menschen dabei helfen, den eigenen Gefühlshaushalt zu regulieren. Quelle: „Mehr Hirn in die Politik“ von Hans-Otto Thomashoff

Von Hans Klumbies

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