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Der Mensch ist sensibel für das Böse

Das exklusive Interesse des Menschen für alarmierende Situationen und Katastrophen hat sich evolutiv durchgesetzt und seinen Vorfahren von Jägern und Sammlern das Überleben gesichert. Markus Hengstschläger erläutert: „Psychologen sprechen von „Negativity Bias“, wenn sie beschreiben, dass der Mensch sensibler für das Böse als für das Gute ist.“ „Availability Bias“ steht dafür, dass der Mensch glaubt, dass, wenn er ein Beispiel für etwas sieht oder nennen kann, das dann auch öfter auftritt, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Und die Medien liefern die entsprechenden Bilder dazu, um ihre Klientel bei der Stange zu halten. In einem ganz besonderen Ausmaß bedient das Internet diese Angst des Menschen – ohne jegliche Unterbrechung, Tag und Nacht, mit noch die da gewesener Effizienz. Professor Markus Hengstschläger ist Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der MedUniWien.

Der Mensch ist selbst schuld an seinem Untergang

Wer sich ausschließlich an diesen Bildern orientiert, muss fast konsequenterweise ein ganz bestimmtes Bild von der Zukunft der Welt entwickeln: Über Terror oder Atomkrieg wird sich der Mensch selbst vernichten. Eingriffe in das menschliche Erbgut läuten den Untergang des Homo sapiens ein. Bei Laborexperimenten freigesetzte Bakterien oder Viren raffen die Menschheit dahin. Roboter übernehmen die Welt. Wenn es dann noch überhaupt eine Welt gibt und der Planet nicht schon durch den Klimawandel vollkommen zerstört worden ist.

Und schuld darin ist, nach Meinung so mancher, nur einer – der Mensch selbst. Daran kann man nichts ändern, so das Credo. Markus Hengstschläger weiß: „Es ist das evolutionsbiologische Erbe des „Survival of the fittest“. Es liegt ihm in den Genen! Nur der Brutalste, Egoistischste und Kriegerischste konnte und kann überleben.“ Der Mensch ist von Angst getrieben, fürchtet Neues und lehnt Fremdes und Fremde ab, lautet immer wieder einmal die Argumentation.

Der Mensch ist genetisch weder gut noch schlecht

Kann schon sein, dass der Mensch grundsätzlich vielleicht lösungsbegabt und vernunftbegabt wäre, aber er denkt und handelt noch immer viel zu oft rein intuitiv nach evolutiv Jahrtausende alten Instinkten. Und außerdem, so wird immer wieder gesagt, sind dem Menschen die Probleme anderer einfach egal. Es liegt also alles in der Natur des Menschen – er ist egoistisch, aggressiv, unsolidarisch, xenophob, pessimistisch, machthungrig und kann einfach nicht genug bekommen.

Markus Hengstschläger stellt fest: „So häufig man diese Argumentation auch hört, so sehr man sie aus den täglichen Nachrichten auch manchmal diesen Eindruck bekommen könnte, so falsch bleibt es dennoch. So sind wir nicht.“ Der Homo sapiens hat sich keineswegs im Zuge der darwinschen Evolution in diese Richtung entwickelt. Die Erkenntnisse aus Genetik und Epigenetik zeigen klar, dass der Mensch weder genetisch ausschließlich gut noch genetisch ausschließlich schlecht ist. Quelle: „Die Lösungsbegabung“ von Markus Hengstschläger

Von Hans Klumbies

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