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Toleranz ist eine vorübergehende Gesinnung

Reinhard K. Springer erklärt: „Der Begriff „Ambiguitätstoleranz“ wurde nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt. Man versuchte wissenschaftlich herauszufinden, wieso sich bei Nazi-Größen der extreme Antisemitismus als Persönlichkeitsmerkmal entwickelt hatte.“ Seinen publizistischen Niederschlag fand dieses Konzept in Theodor W. Adornos berühmten Buch „Studien zum autoritären Charakter“. Es ist ein schwieriger Begriff. Nicht nur wegen seiner Länge, nicht nur wegen des ungebräuchlichen Fremdwortes „Ambiguität“. Sondern auch wegen der „Toleranz“. Johann Wolfgang von Goethe hielt Toleranz für minderwertig: „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen.“ Das ist, mit…

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Intelligenz ist mehr als erlerntes Wissen

Kaum jemand würde es sich wohl nicht zutrauen zu beurteilen, was intelligentes Handeln ausmacht oder welche Verhaltensweisen als intelligent einzustufen sind. Jakob Pietschnig ergänzt: „Auf die Frage, was Intelligenz denn eigentlich wirklich sei, hätten jedoch nur wenige eine passende Antwort.“ Viele Menschen würden zögern, Intelligenz als die Fähigkeit zu bezeichnen, richtige Antworten auf Wissensfragen geben zu können. Intelligenz ist mehr als das. Faktenwissen hat dennoch allem Anschein nach mit Intelligenz zu tun. Letztere lässt sich allerdings nicht auf ein bloßes Reproduzieren von Gelerntem beschränken. Man tastet sich mit Synonymen an…

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Der Code des Bösen ist unbekannt

Da das Böse nur schwer beschrieben und nicht wirklich erfasst werden kann, wäre es vermessen, den Code des Bösen gleichsam entschlüsseln zu wollen. Reinhard Haller stellt fest: „Dennoch können vonseiten der Kriminalpsychologie und -psychiatrie Verhaltensweisen, Bilder und Szenarien beschrieben werden, die dem Bösen weitgehend entsprechen.“ Es muss sich dabei um Täterpersönlichkeiten und Taten handeln, die weit aus dem Normalen herausfallen, die Hemmschwelle für destruktives Verhalten auf einer sonst nicht gekannten Stufe überspringen und einen hohen Planungsgrad aufweisen. Dies setzt aufseiten der Täter einen psychopatischen Charakter mit fehlendem Einfühlungsvermögen und hochgradigem…

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Schuldzuweisungen sind massiv verletzend

Hinter verzweifelten oder zornigen Schuldzuweisungen steckt in manchen Fällen das Bedürfnis nach einem Sicherheitsgefühl. Helga Kernstock Redl erläutert: „Unterschiede und schuldhafte Fehler werden sogar extra konstruiert, um einem Pechvogel, möge dieser in Wahrheit noch so unschuldig an einer Situation sein, Mitschuld an seinem Unglück zuzuweisen.“ Für Angehörige von Verstorbenen, Kranken oder Verunfallten ist das naturgemäß kränkend, für Betroffene selbst sind solche Reaktionen regelrecht katastrophal und seelisch massiv verletzend. Werden sie dann noch durch eine mediale Form der Informationsaufbereitung, die den Opfern Schuld zuweist, gezielt in der Denkrichtung beeinflusst und emotionalisiert,…

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Negative Beziehungen funktionieren nicht

Manchmal stellt man fest, dass man ein Objekt oder ein Subjekt begehrt, welches man jedoch nie als solches ergreifen oder besitzen kann. Man wird dann zwangsläufig mit der Nichtigkeit und Leere konfrontiert, die mit einer Aneignung des Ersehnten einherginge. Eine derartige Negativität ist für Eva Illouz eine positive Bewegung des Selbst. Und zwar in dem Sinne, dass es sich durch eine Projektion auf das Begehren eines anderen entfaltet, den es absorbieren oder mit dem es kämpfen will, und insofern bringt diese Negativität sowohl Identität als auch soziale Bindungen hervor. Mit…

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Sigmund Freud definiert den Eros

Herbert Marcuses repressionsfreie libidinöse Revolution kann nicht ganz ohne Arbeit zustande kommen. Immerhin hat Sigmund Freud Eros als das Streben definiert, „die Substanz zu immer größeren Einheiten zu formen, auf das das Leben verlängert und auf eine höhere Entwicklungsstufe gebracht werden kann“. Das hört sich nach Arbeit an, und Herbert Marcuse erkennt das auch durchaus an. Stuart Jeffries erklärt: „Die Freisetzung des Lustprinzips, die er vorschlägt, würde zwar die Art der Arbeit verändern, aber es ist und bleibt doch Arbeit.“ Herbert Marcuse schreibt: „Das erotische Ziel, den gesamten Körper als…

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Der Führer sät Hass gegen Minderheiten

Führer und Masse haben nüchtern betrachtet, außer ihren zueinanderpassenden Phantasmen, eigentlich keine gemeinsamen Interessen. Daher bedarf es eines gemeinsamen Feindes, um die ungleiche Ehe zwischen Masse und Führer zusammenzuhalten. Joachim Bauer weiß: „Der Führer sagt den Abhängigen, die Schuldigen für ihre Benachteiligungen zu kennen, und sät Hass gegen Minderheiten: Gebildete, Migranten, Homosexuelle und andere.“ Der Hass dient dem Narzissten als Mittel, um seine Abhängigen bei der Stange zu halten. Auch Deutschland war und ist eine Bühne für das Wechselspiel zwischen abhängigen Massen einerseits und narzisstischen Möchtegern-Führungsfiguren andererseits. Die von der…

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Sogar mit der Wahrheit lässt sich lügen

Durch Manipulation sorgt ein Mensch dafür, dass die Wirklichkeit des anderen sich für ihn so darstellt, wie er es möchte. Thorsten Havener weiß: „Eine sehr bewährte Methode ist diesbezüglich die Darstellung der Wirklichkeit über Statistiken.“ Hier wird, wie Gerd Bosbach und Jens Jürgen Korff, Autoren des Buches „Lügen mit Zahlen“, es so trefflich ausdrücken, „mit der Wahrheit gelogen“. Die folgenden Tricks sind nur ein Teil der unzähligen Täuschungen, die in dem Buch vorgestellt werden. Zum Beispiel: Lange Zeiträume – wie Mücken zu Elefanten werden. Wenn man sagt, der Bund einigt…

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Viele alltägliche Ängste sind völlig überflüssig

Wer Ängste erlebt, nimmt sie auf seine Weise wahr. Und zunächst spielt es für den Betroffenen keine Rolle, ob es sich um eine reale Gefahr handelt oder um Relikte aus einer anderen Zeit. Die Angst ist dominant und wird als belastend empfunden. Heinz-Peter Röhr weiß: „Das erfolgreichste Rezept gegen unrealistische Ängste ist: Genau das zu tun, wovor man Angst hat. Wenn dies erledigt ist, stellt sich Erleichterung ein.“ Man darf jetzt mit Recht stolz auf sich sein. Die technisierte Welt der Gegenwart ist arm an Abenteuern. Die Bewältigung von Ängsten…

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Scham schützt und Beschämung verletzt

Beschämte Menschen tun sich ausgesprochen schwer, therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Wenn es doch dazu kommt, ist ein sehr behutsames Vorgehen erforderlich, um den in seiner nackten Scham dastehenden Menschen nicht zu entwürdigen und bei ihm noch schwerere Schamgefühle hervorzurufen. Reinhard Haller weiß: „Scham hat aber auch noch zwei weitere Funktionen: jene des Warnens und Schützens.“ Scham, vom mittelhochdeutschen „skham“ kommend, heißt ursprünglich „sich bedecken, sich verhüllen“. „Scham schützt und Beschämung verletzt“, lautet eine alte Redensweise. Der Schweizer Psychiater Daniel Hell bezeichnet Scham als „Türhüter des Selbst“. Scham ist…

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