Das Glück trägt manchmal zu Erfolgen bei
Vor Jahren fragte Morgan Housel einmal den Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller: „Was wüssten sie gerne über Investitionsentscheidungen, die wir nicht wissen können?“ Er antwortet: „Welche Rolle das Glück bei Erfolgen spielt.“ Die Antwort gefällt Morgan Housel außerordentlich, denn tatsächlich glaubt niemand, Glück spiele bei finanziellen Erfolgen keine Rolle. Aber das Glück lässt sich so schlecht quantifizieren. Außerdem klingt es unhöflich, den Erfolg anderer Leute dem Glück zuzuschreiben. Deshalb lässt man diesen Faktor meistens unter den Tisch fallen. Erklärt man die Erfolge anderer mit schierem Glück, wirkt man neidisch und fies, wobei man weiß, dass Glück durchaus existiert. Seine eigenen Erfolge auf Glück zurückzuführen, könnte sich demoralisierend auf das Selbstbewusstsein auswirken. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.
Nichts klappt mit 100-prozentiger Sicherheit
Der Ökonom Bhashkar Mazumber zeigt, dass das Einkommen von Brüdern stärker korrelierten als ihre Körpergröße oder ihr Gewicht. Morgan Housel erklärt: „Bist du reich und groß, ist dein Bruder mit größerer Wahrscheinlichkeit eher reich als groß.“ Seiner Ansicht nach wissen die meisten Menschen intuitiv, dass dies stimmt. Die Qualität der eigenen Ausbildung und die Zahl der Türen, die einem offenstehen, hängen stark vom sozioökonomischen Status der Eltern ab.
Auch bei Misserfolgen – die vom Verfehlen selbst gesteckter Ziele bis hin zum Bankrott alles umfassen – wird der Einfluss des Betroffenen überbewertet. Hat jemand, der mit seinem Geschäft pleiteging, sich nicht genug angestrengt? Hat jemand seine Investitionen nicht genug durchdacht? Bleibt jemandes Karriere stecken, weil er zu faul ist? Klar, manchmal schon. Aber in welchem Ausmaß? Morgan Housel weiß: „Nichts Erstrebenswertes klappt mit 100-prozentiger Sicherheit. Manchmal hat man einfach Pech und landet auf der negativen Seite der Gleichung.“
Einfache Geschichten führen oft in die Irre
Aber wie beim Glück wäre es zu schwer, zu unsagbar, zu komplex, herauszufinden, wie groß der Anteil des Pechs am Scheitern war und wie groß der Anteil am persönlichen Fehlverhalten. Ob gewisse Entscheidungen klug waren, lässt sich statistisch messen. Aber in der Realität, im alltäglichen Leben, handelt man einfach nicht so, denn es wäre zu schwierig. Viele Menschen bevorzugen einfache Geschichten – die sie leider oft völlig in die Irre führen. Bei der Beurteilung der Misserfolge eines anderen bevorzugt Morgan Housel saubere, einfache Erklärungen mit Ursache und Wirkung.
Morgan Housel weiß: „Bewerte ich mich selbst, kann ich ein wildes Narrativ spinnen, das meine Entscheidungen rechtfertigt und allein Pech für den Misserfolg verantwortlich macht.“ Das Titelblatt von „Forbes“ feiert erfolgreiche Investoren, die gute oder sogar abenteuerliche Entscheidungen trafen, dabei aber zufällig Glück hatten. Das Gefährliche daran ist, dass viele Menschen versuchen, herauszufinden, was bei finanziellen Entscheidungen funktioniert und was nicht. Quelle: „Psychologie des Geldes“ von Morgan Housel
Von Hans Klumbies