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Sexualität ist die Quelle von Gewissheit

Paradoxerweise bedeutet die Autonomisierung des Körpers, dass körperliche Erlebnisse eine Quelle der Gewissheit sind. Man weiß, was ein sexueller Körper oder ein sexuelles Erlebnis ist. Eva Illouz ergänzt: „Hingegen sind mit solchen Erlebnissen verbundenen Gefühle entweder ungewiss, oder sie müssen sich an körperliche Signale halten.“ Die Sexualisierung des Körpers, der als biologische Größe und physiologische Quelle von Lust verstanden wird, macht ihn zum Mittelpunkt der menschlichen Personalität. Sie schwächt jedoch die Bedeutung von Gefühlen für die Begründung einer Beziehung. Der Körper avanciert fortan zur einzigen oder zumindest zuverlässigeren Quelle des…

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Hermann Hesse hatte eine üble Schulzeit

Im März 1892 flüchtete Hermann Hesse aus dem Seminar Maulbronn. Er wurde erst einen Tag später auf freiem Feld aufgegriffen. Andras Salcher fügt hinzu: „Es folgten heftige Konflikte mit den Eltern und eine Odyssee durch verschiedene Schulen.“ Seine Eltern steckten ihn mit 15 Jahren in eine Anstalt für Geistesschwache und Epileptiker. Dort musste er beim Unterricht geistig behinderter Kinder helfen. Seine tragische Schulzeit arbeitete er schon in jungen Jahren in seiner Erzählung „Unterm Rad“ auf. Welterfolge wie „Siddharta“, „Der Steppenwolf“, „Narziß und Goldmund“ oder „Das Glasperlenspiel“ führten 1946 zur Verleihung…

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Jeder sucht einen Platz in der Gemeinschaft

Die Frage „Wo gehöre ich hin?“ verlangt von einem Menschen, seinen Platz in der Gemeinschaft neu zu finden. Das ist eine sehr große Herausforderung für einen Menschen, der sich sehr stark über seinen Beruf definiert hat, weil er von dort Wertschätzung und Anerkennung bezogen hat. Andreas Salcher ergänzt: „Viele klammern sich an ihre Position, selbst wenn sie jene nicht mehr erfüllt. Verlieren sie diese dann trotzdem, fühlen sie sich nicht mehr gebraucht und kämpfen mit Verbitterung.“ Alle ihre im Berufsleben erworbenen Fähigkeiten und Erfahrungen interessieren niemanden mehr. Nach ihnen drängt…

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Sex dient nicht mehr nur der Fortpflanzung

Stuart Jeffries erklärt: „Eine der Institutionen, die dem Ende repressiver Kultur und der Freisetzung libidinöser Energie zum Opfer fallen würden, so die verlockende Verheißung Herbert Marcuses, wäre die SSKleinfamilie, die in Amerika der 1950er Jahre geradezu Kultstatus hatte.“ Herber Marcuse schreibt: „Der Körper in seiner Gesamtheit würde ein Objekt der Besetzung, ein Ding, dessen man sich erfreuen kann – ein Instrument der Lust.“ Laut Herbert Marcuse würde diese Veränderung im Wert und im Ausmaß der libidinösen Beziehungen zu einer Auflösung der Institutionen führen, in denen die privaten zwischenmenschlichen Beziehungen organisiert…

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Scham erfasst stets die ganze Person

Scham wird zur Zurechtweisung und Verhaltenskorrektur eingesetzt, was im Tadel „Schäm dich!“ zum Ausdruck kommt. Reinhard Haller betont: „Der Inhalt des Schämens ist stark vom Zeitgeist und Kultur abhängig.“ Während sich Scham früher besonders auf sexuelle Dinge bezogen hat, stehen heute Aussehen und Leistung, Besitz und Statussymbole im Mittelpunkt. Scham wirkt ernüchternd, anfangs oft schockierend, immer reduzierend und deprimierend. Primär reagiert man auf Scham defensiv und mit Rückzug. Der Beschämte gerät in die Defensive, er entschuldigt sich und betont seine Betroffenheit. Dieses niederdrückende Gefühl kann in extremen Fällen bis zur…

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Psychiatrische Diagnosen sind nie wahr

Für Manfred Lütz gibt es in der Psychiatrie in Wirklichkeit keine Diagnosen und Klassifikationen: „Es gibt natürlich keine Schizophrenie, es gibt keine Depression, es gibt keine Sucht. Es gibt nur Menschen, die unter verschiedenen Phänomenen leiden.“ Und Diagnosen sind Worte, die Psychiater erfunden haben, um diesen leidenden Menschen kompetent zu helfen. Diagnosen sind Hinweise auf die richtige Therapie. Man kann die Diagnosen also getrost vergessen, wenn man mit den Menschen zu tun hat, die unter psychischen Störungen leiden. Es gibt nämlich auch nicht den Schizophrenen, den Depressiven, den Süchtigen. Es…

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Ohne Kompromisse geht es selten gut

Unterschiedliche Interessen lösen sich nicht einfach auf, sondern sind im Regelfall nur zu vermitteln. Dabei wird man beide Seiten etwas „verraten“ müssen. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Es geht darum, bei einheitlicher Materie, aber divergierender Meinung ein Gleichgewicht von Gewinn und Verzicht zu erzielen.“ Das nennt man „Kompromiss“. Der hat jedoch keinen guten Leumund: Das Adjektiv „faul“ ist schnell zur Stelle, auch als „kompromisslerisch“ will niemand gelten. Alle Kompromisse seufzen. Zu Unrecht, meint Reinhard K. Sprenger. Wenn ein Mensch schon etwas Leben angehäuft hat, dann ist ihm klar, dass es im…

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Das Selbst sitzt im Stammhirn

Die erst vor wenigen Jahren entdeckten „Selbst-Netzwerke“ des Menschen haben ihren Sitz im mittleren Teil der unteren Etage des Stirnhirns. Joachim Bauer konkretisiert: „Sie liegen in einem hinter dem roten Bindi-Punkt indischer Frauen gelegenen Bereich.“ Die Entdeckung der Selbst-Netzwerke war an sich schon relativ spektakulär. Sie wurde dann aber durch eine weitere, für das Verständnis der Empathie extrem bedeutsame Beobachtung noch getoppt. In der mittleren Zone des unteren Stammhirns abgespeichert ist nicht nur das Selbst, also alles, was man über die eigene Person fühlt, denkt und was man glaubt, wer…

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Kontrolle suggeriert Macht

Sobald Menschen etwas aktiv gestalten, wählen und kontrollieren können, fühlen sie sich weniger machtlos, hilflos und ausgeliefert. Wer die Schuld von Ursachen, Moral oder Regel bei sich findet, akzeptiert nicht nur deren Last: „Ich habe etwas falsch gemacht.“ Helga Kernstock-Redl fügt hinzu: „Indirekt suggeriert uns die bloße Existenz eines Schuldgefühls eine verpasste Chance auf Kontrolle.“ Denn man hätte es ja auch richtig machen können und man hat möglicherweise das nächste Mal Einfluss darauf. Dann wird es einem vielleicht nicht mehr passieren, denn man kann diesen Fehler vermeiden. Dadurch entsteht Hoffnung.…

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Die Begegnung mit dem Selbst erzeugt Angst

Es mit sich selbst auszuhalten, bei sich selbst zu sein, ist für viele Menschen eine der schwierigsten Herausforderungen überhaupt. Warum löst die Vorstellung, sich selbst zu begegnen, bei ihnen – ob zu Recht oder Unrecht – Angst aus? Joachim Bauer erläutert: „Das Selbst ist nicht unbedingt eine Oase der Ruhe, sondern, jedenfalls bei vielen Menschen, ein unruhiges oder gar von ständigen Erdbeben erschüttertes und von schweren Verwerfungen betroffenes Terrain.“ Ein Grund dafür sind „negativ geladene“ Selbst-Teilstücke, die in den ersten Lebensjahren von Bezugspersonen ausgesandt und im Laufe des Lebens von…

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