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Es fehlt an Empathie mit der Welt der Natur

Wirklich berührt wird der Mensch nur von etwas, zu dem er in Resonanz kommen kann, von etwas, mit dem er in Beziehung steht, von etwas, das er fühlt. Joachim Bauer erklärt: „Daher wird der Appell zur ökologischen Wende, wenn er sich in einer repetitiven Belehrung über die – ohne jede Frage katastrophalen – Zahlen über den ökologischen Absturz unseres Planeten erschöpft, keinen Elan erzeugen.“ Die Reaktionsträgheit, die man seit Jahren beobachtet – und die Greta Thunberg und die Ihren mit Recht so wütend macht –, hat ihren Grund in der…

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In der Natur geschieht alles unmittelbar

Die psychoanalytische Kulturtheorie á la Sigmund Freud ist eine des Glücks oder, besser, des verbotenen Glücks. Im Jahr 1930 erscheint sein Essay „Das Unbehagen in der Kultur“. Peter Trawny weiß: „Diese steht kurz davor, weltweit abgeschafft zu werden.“ Was hatte die böse Kultur denn getan? Das Pendant zur Kultur war die Natur. In der Natur geschieht alles unmittelbar, will sagen, ohne dass die natürlichen Vorgänge von einem nachdenkenden und zögernden Filter unterbrochen würden. Heutzutage haben viele Menschen die Natur – beinahe – ganz verlassen und leben in kultivierten Verhältnissen. Beinahe…

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Es gibt eine nichtrepressive Kultur

In seinem Buch „Eros und Kultur“ zieht Herbert Marcuse Sigmund Freuds pessimistische Vision dessen heran, was Kultur mit sich brachte, um eben jene Möglichkeit zu umreißen, die Sigmund Freud ausgeschlossen hatte: nämlich eine nichtrepressive Kultur. Stuart Jeffries erklärt: „Das klingt sehr stark nach neofreudianischem Revisionismus. Sein Buch aber endet mit einem Epilog, der mit „Kritik des Neo-Freudianischen Revisionismus“ überschrieben ist.“ Er beschuldigt darin mehrere berühmte Psychoanalytiker, Sigmund Freuds Werk so verändert zu haben, dass dessen kritische Implikationen weggefallen seien. Zu denen, die ins Visier Marcuses geraten, gehört ein weiteres Mal…

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Das Unbehagen an der Kultur wächst

Die Anforderungen an den Einzelnen durch die Kultur werden immer größer. Denn er muss ständig entsprechende Gruppennormen erfüllen. Der Preis des kulturellen Fortschritts besteht dann laut Sigmund Freud darin, dass der Mensch den hohen und differenzierten Anforderungen einer solchen Kultur nicht gerecht werden kann. Deshalb muss er Schuldgefühle entwickeln, die auf anderem Wege zu kompensieren sind. Armin Nassehi ergänzt: „Die Kulturentwicklung verlangt mit zunehmender Komplexität mehr Normenerfüllung und überfordert den Einzelnen dadurch, dass er gewissermaßen haltlos wird.“ Forderungen der Zugehörigkeit entwickeln sich damit zu Problem und Lösung zugleich. Sie sind…

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Ein Teil der Arbeit ist nicht mehr notwendig

Herbert Marcuse scheibt: „Gerade der Fortschritt der Kultur und Zivilisation unter dem Leistungsprinzip hat einen Stand der Produktivität mit sich gebracht, angesichts dessen die Ansprüche der Gesellschaft auf Verausgabung von Triebenergie in entfremdeter Arbeit um ein Beträchtliches vermindert werden könnten.“ Sigmund Freuds Argument der Knappheit mag für vergangene Zeiten Gültigkeit besessen haben, doch heutzutage dient scheinbare Knappheit ideologisch dazu, die Menschen weiterarbeiten zu lassen, auch wenn ein Teil dieser Arbeit nicht mehr notwendig ist, um die Bedürfnisse zu erfüllen. Stuart Jeffries ergänzt: „Dieser Teil bildet mithin einen Überschuss, der die…

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Die Kultur durchdringt die Lebensführung

In der heutigen Zeit soll die Arbeit nicht nur mehr dem Gelderwerb dienen, sondern auch intrinsisch motiviert sein, soll Sinn stiften und Freude machen. Außerdem werden aktuell Partnerschaften nicht mehr aus bloßer sozialer Verpflichtung eingegangen, Ehen geschlossen oder Familien gegründet, sondern in der Erwartung, sich dadurch als Individuum weiterzuentwickeln, seine Freizeit auf befriedigende Weise gemeinsam zu gestalten und „neue Erfahrungen“ etwa auch mit den Kindern zu machen. Andreas Reckwitz fügt hinzu: „Man isst nicht nur, um satt zu werden, sondern das, was richtig, gut und gesund ist. Und weil man…

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Die anderen Menschen zählen nicht

Dass jeder vor allem an sich selbst denkt, propagiert und ins Extreme gewendet durch den sogenannten Neoliberalismus, ist seit Jahren, was man den „Geist der Zeiten“ nennen könnte. Daniel Goeudevert klagt an: „Und dieser Geist hat das gesellschaftliche Klima ebenso geschädigt wie die CO2-Emissionen das meteorologische. Extreme Wetterlagen hier wie dort.“ Überhaupt: Unterm Strich zählen die anderen nicht. Man gibt und zeigt sich heute wie man sich gerade so fühlt. Man will aus seinem Herzen, wie es so schön heißt, keine Mördergrube mehr machen. Also ist man, je nach Tagesstimmung,…

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Das soziale Unbewusste ist ein Teil der Kultur

Viele Überzeugungen eines Menschen liegen in einer weitgehend undefinierten Form vor, die Terry Eagleton als soziales Unbewusstes bezeichnet. Dabei handelt es sich um jenen riesigen Bestand an Instinkten, Vorurteilen, religiösen Einstellungen, Empfindungen, halb ausgeformten Meinungen und spontanen Annahmen, die das Substrat der das Substrat der alltäglichen Verhaltensweisen bilden und die man selten in Frage stellt. Terry Eagleton ergänzt: „Tatsächlich sind einige dieser Annahmen so tief verwurzelt, dass wir sie vermutlich nur in Zweifel ziehen könnten, wenn es zu einer weitreichenden Veränderung unsere Lebensweise käme, die sie uns zum ersten Mal…

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Der kulturelle Wandel hat die Menschen materialistischer gemacht

Der kulturelle Wandel in den modernen Staaten des Westens hat die Menschen verändert. Zunächst einmal hat er sie materialistischer gemacht. David Brooks nennt ein Beispiel: „Studenten legen heute mehr Wert auf Geld und beruflichen Erfolg.“ Im Jahr 1966 sagten 80 Prozent der amerikanischen Erstsemester, sie seien in einem hohen Maße motiviert, eine sinnvolle Lebensanschauung zu entwickeln. Heute sagen das weniger als die Hälfte von ihnen. Finanzielle Sicherheit dagegen, die ehedem als ein mittlerer Wert angesehen wurde, ist heute das oberste Ziel von Studenten. Die Gesellschaft von heute ist wesentlich individualistischer…

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