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Eine Depression kann man nicht nachfühlen

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt, wer ist das schon wirklich? Doch es gibt Menschen, die an einer Krankheit leiden, die sie genau solche extreme Höhen und Tiefen erleben lässt. Manfred Lütz schreibt: „Erfahrene Psychiater sagen, dass man bei langer Erfahrung eine Schizophrenie einigermaßen nachvollziehen könne, eine tiefe von innen heraus aufsteigende Depression, eine Melancholie, dagegen könne man nicht nachfühlen.“ Das Wort Depression führt da meist in die Irre. Denn darunter versteht manch einer die heftige Trauer beim Tod eines geliebten Menschen oder auch schon bei einer schmerzhaft erlebten Trennung, bei…

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Das Markenselbst prägt die Begegnung

Die visuelle Bewertung prägt die romantische Begegnung und ist eine ihrer Grundvoraussetzungen. Eva Illouz erläutert: „Aber angesichts der Tatsache, dass die Menschen nicht mit ihrem Selbst, sondern mit ihrem Markenselbst aufeinandertreffen – dem besten Erscheinungsbild, das sie nach außen kehren –, prägt auch die nichtvisuelle Bewertung persönlicher Eigenschaften ihre Begegnung. Insbesondere wenn sie feststellen wollen, ob sie in Fragen des Geschmacks und Lebensstils und in ihren psychischen Dimensionen zueinander passen.“ Bedingt durch den Einfluss von Internet-Dating-Sites nimmt eine solche Bewertung zunehmend die Form eines Vorstellungsgesprächs an, das wie sein visuelles…

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Selbstverwirklichung liegt voll im Trend

Manche Menschen haben das Ziel, möglichst alle Potenziale, die in ihnen schlummern, zu mobilisieren und ihnen zur Entfaltung zu verhelfen. Der Maßstab dieses Lebensstils ist die größtmögliche Fülle des Lebens. Andreas Reckwitz warnt: „Die Kehrseite der Selbstentgrenzung ist die Selbstüberforderung. Die Chance zum Neuen und Anderen kann sich in den Selbstzwang zum Neuen und Anderen verkehren, in eine Selbstransformation um ihrer selbst willen, aus der sich keine zusätzliche Befriedigung mehr ergibt.“ Idealerweise soll hier immer alles Wünschbare zugleich verwirklicht sein: Karriere und Familie, lokale Verankerung und globale Weite, Abenteuer und…

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Rache ist keine Krankheit

Manchmal setzen Menschen Krankheiten und Krankheitssymptome unbewusst zur Rache ein. Reinhard Haller erklärt: „Mit den Symptomen psychischer Leiden lässt sich nicht nur Macht ausüben, sondern sie können auch als Rachewerkzeuge eigesetzt werden.“ Dies sieht man etwa bei magersüchtigen Patienten, die instinktiv spüren, wie sehr allein die Essensverweigerung die Angehörigen belastet und wie viel Sorge eine neuerliche Gewichtsabnahme für die liebenden Mitmenschen bringen kann. Ähnliche Abläufe sieht man bei abstinenten Suchtpatienten, die sich an Eltern oder Partnern für Lieblosigkeiten oder Benachteiligungen rächen und diesen für sich selbst als verständliche Vergeltung rechtfertigen.…

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Alles Lebendige will sich mit anderen vereinigen

Die Biophilie ist die leidenschaftliche Liebe zum Leben und allem Lebendigen. Sie ist der Wunsch, das Wachstum zu fördern, ob es sich nun um einen Menschen, eine Pflanze, eine Idee oder soziale Gruppe handelt. Michaela Brohm-Badry ergänzt: „Dieser Leben erhaltende Lebenstrieb folgt seiner Tendenz, integrierend wirken zu wollen. Alles Lebendige – von der Zelle bis zum Organismus – neigt dazu, sich mit anderen vereinigen zu wollen, um zu wachsen.“ Und dieses, so Erich Fromm, ist nicht nur bei Zellen der Fall, sondern auch beim Fühlen und Denken eines Menschen. Die…

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Unglück ist leichter zu erfahren als Glück

In „Das Unbehagen in der Kultur“ hält Sigmund Freud fest: „Man möchte sagen, die Absicht, dass der Mensch „glücklich“ sei, ist im Plan der „Schöpfung“ nicht enthalten. Was man im strengsten Sinne Glück heißt, entspringt der eher plötzlichen Befriedigung hoch aufgestauter Bedürfnisse und ist seiner Natur nach nur episodischen Phänomenen möglich … wir sind so eingerichtet, dass wir nur den Kontrast intensiv genießen können, den Zustand nur sehr wenig. Somit sind unsere Glücksmöglichkeiten schon durch unsere Konstitution beschränkt. Weit weniger Schwierigkeiten hat es, Unglück zu erfahren.“ Stuart Jeffries weiß: „Marcuse…

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Die Definitionen von Einsamkeit sind vielfältig

Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Definitionen von Einsamkeit, die jedoch durchgängig einige Gemeinsamkeiten aufweisen. Lars Svendsen kennt sie: „Ein Gefühl von Schmerz oder Traurigkeit, eine Selbstauffassung als isoliert oder allein sowie einen gefühlten Mangel an Nähe zu anderen.“ Die meisten Definitionen sind Variationen dieser grundlegenden Züge. Eine solche Definition von Einsamkeit lässt offen, ob sie innere oder äußere Ursachen hat, ob sie Ergebnis der eigenen Konstitution des Individuums oder Resultat der äußeren Bedingungen ist, unter denen das Individuum lebt. Jedoch funktioniert es schwerlich, Einsamkeit aus dem Versagen sozialer Stütze oder…

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Eine Sucht hat viele Ursachen

Reinhard Haller weiß: „Sucht hat viele Ursachen. Missbrauch und Abhängigkeit sind immer komplexe Störungsbilder, jede eindimensionale Erklärung ist tatsächlich einfältig. Genetisch bedingte Veranlagung, Umwelteinflüsse, Milieuumstände, Erziehung, Entwicklungsfaktoren sowie lebensgeschichtliche Belastungen sind ebenso bedeutsam wie politisch-religiöse Verhältnisse, Modeströmungen, gesetzliche Regulationen und globale Entwicklungen.“ Mit dieser Aufzählung, die sich erheblicher Unvollständigkeit erfreut, sind nur einige allgemeingültige Ursachenkategorien genannt. Auf diesen aufbauend entsteht das individuelle Gefüge von Missbrauch und Abhängigkeit. Süchtigkeit bezieht sich ausdrücklich nicht nur auf psychotrope Substanzen, also auf Alkohol, Drogen und Beruhigungsmittel, sondern auch auf viele Formen menschlichen Verhaltens –…

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Kinder brauchen liebevolle Resonanz

Joachim Bauer betont: „Liebevolle Spiegelung und Resonanz in den ersten Lebensmonaten. Inspirierende Angebote und Vorbilder in den Kinderjahren. Schließlich die in den Jahren der Adoleszenz an Heranwachsende adressierte Ermutigung, sich etwas abzufordern und sich anzustrengen, sind das Gelée royale für den sich entwickelnden jungen Menschen.“ Die elterliche Fürsorge kümmert sich nicht um die Entstehung eines kindliches Selbst per se. Eltern und andere Bezugspersonen geben diesem Selbst über den Weg des vertikalen Selbst-Transfers auch einen Inhalt. Sie adressieren das Kind mit unzähligen Signalen, insbesondere solchen des Willkommenseins, der Distanz oder der…

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Kinder brauchen Zuwendung und Lenkung

In der Pädagogik benennt man zwei Dimensionen, die das elterliche Erziehungsverhalten kennzeichnen: Die Zuwendung und die Strukturierung oder Lenkung. Rüdiger Maas erläutert: „Zuwendung beschreibt die Bereitschaft und die Fähigkeit der Eltern, auf die Signale und Bedürfnisse des Kindes einzugehen. Lenkung oder Strukturierung meint das Maß, in welchem Eltern klare Anforderungen und Erwartungen an das Kind stellen. Die Art und Weise, wie Eltern Zuwendung und Lenkung kombinieren, bildet deren Erziehungsstil.“ Die amerikanische Psychologin Eleanor Maccoby und der Psychologe Martin haben bereits im Jahr 1993 herausgefunden, dass ein hohes Maß an Zuwendung,…

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