Allgemein 

Hass ist eine dunkle Leidenschaft

Der schweizerisch-amerikanische Psychoanalytiker Léon Wurmser (1931 – 2020) sieht im Hass eine „Kompromissbildung mannigfacher innerer Kräfte“, gleichsam ein „Konvolut psychischer Momente“. Zentral sei dabei die Missachtung der Würde des anderen, etwa durch äußere Beschämung oder Verachtung. Reinhard Haller ergänzt: „Scheinbar sinnlose Hassgefühle treten auf, wenn die psychologischen Triebe wie Wollen, Sehnen, Begehren oder Entscheidenkönnen massiv blockiert werden.“ Letztlich – so auch Léon Wurmser – gehe es dem Hass immer um Zerstörung. Hass, dieser Trieb zur Grausamkeit, diese dunkle Leidenschaft, dieser kalte Emotionskomplex, entwickelt sich meist aus alltäglichen Situationen heraus. Er…

Read More
Allgemein 

Menschen streben nach Stimmigkeit

Sich auszukennen, die Regeln zu verstehen, die in der Welt gelten, ist für das Überleben entscheidend. Deshalb ist auch das Streben nach Stimmigkeit tief im menschlichen Gehirn verankert. Hans-Otto Thomashoff fügt hinzu: „Andauernd suchen wir nach Erklärungen, mit der Folge, dass wir nicht selten sogar dort Zusammenhänge sehen, wo gar keine sind.“ Das Gehirn greift auf Schablonen zurück, um sich ein Bild von der Welt im Hier und Jetzt zu machen, die es aus früheren Erfahrungen im Leben gesammelt hat. Stimmt Schablone der Erwartungshaltung mit der äußeren Realität überein, kennen…

Read More
Allgemein 

Das Selbst sitzt im Stammhirn

Die erst vor wenigen Jahren entdeckten „Selbst-Netzwerke“ des Menschen haben ihren Sitz im mittleren Teil der unteren Etage des Stirnhirns. Joachim Bauer konkretisiert: „Sie liegen in einem hinter dem roten Bindi-Punkt indischer Frauen gelegenen Bereich.“ Die Entdeckung der Selbst-Netzwerke war an sich schon relativ spektakulär. Sie wurde dann aber durch eine weitere, für das Verständnis der Empathie extrem bedeutsame Beobachtung noch getoppt. In der mittleren Zone des unteren Stammhirns abgespeichert ist nicht nur das Selbst, also alles, was man über die eigene Person fühlt, denkt und was man glaubt, wer…

Read More
Allgemein 

Geteilte Gefühle verbinden Menschen

Gähnt ein Mensch, der einem gegenübersitzt, fängt man auch selbst zu gähnen an und fühlt sich plötzlich müde. Hans-Otto Thomashoff erklärt: „Unbewusst ahmt unser Gehirn die Handlung nach, die es bei dem anderen erkennt, und versteht sie dadurch.“ Genau dieser Mechanismus ist die Ursache für das Ansteckungspotenzial von Gefühlen, die sogenannte Resonanz. Geteilte Gefühle, also Resonanzerlebnisse, sind der entscheidende Kitt für den Aufbau von Bindungen, die ihrerseits Ausgangspunkt für unzählige weitere Resonanzerlebnisse sind. Geteilte Gefühle binden Menschen aneinander. So entsteht Zusammengehörigkeit. Umgekehrt droht beim Fehlen von Bindungen zunehmende Vereinsamung. Dies…

Read More
Allgemein 

Die Resonanz bildet das Urmotiv der Liebe

Resonanz zu erhalten, ist die tiefste Sehnsucht des Menschen. Sie ist neurobiologisch verankert und bildet das Urmotiv für Liebe, Sexualität und Partnerschaft. Joachim Bauer nennt Beispiele: „Nirgendwo zeigt sich die Resonanz derart intensiv wie in Momenten des Flirts, in Phasen frischer Verliebtheit oder dort, wo zwei Menschen in einer gereiften, glücklichen und oft auch sexuell erfüllten Partnerschaft angekommen sind.“ Schwierig wird es oft dazwischen, in der Phase, wenn die Verliebtheit abgeklungen ist, aber noch keine Vertrautheit und Liebe entstanden ist. Was die beteiligten Partner am Beginn einer Liebesbeziehung wechselseitig bespielen,…

Read More
Allgemein 

Burn-out ist nicht gleich Depression

Es gibt drei Merkmale eines Burn-out-Syndroms. Erstens zählt dazu ein chronisch emotionaler Erschöpfungszustand, der sich auch durch einige Tage Erholung nicht bessert. Das zweite Merkmal ist ein bei den Betroffenen nicht überwindbarer Widerwillen gegen die Arbeit oder gegen die Menschen, für die man beruflich tätig ist. Dieser Zustand bessert sich auch nicht durch größte Willensanstrengung. Und drittens verminderte Arbeitseffizienz trotz vermehrtem Arbeitseinsatz. Joachim Bauer weiß: „Die wichtigsten Merkmale einer Depression sind Verlust des Selbstwertgefühls, Antriebsverlust, Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen, Schlafstörungen mit morgendlichem Früherwachen und Lebensüberdruss.“ Burn-out und Depression sollten unterschieden werden,…

Read More
Allgemein 

Das Verlassen des Gewohnten bringt Gewinn

Durch die Anwendung ihrer Routinen glauben viele Menschen, dass das Spiel des Lebens aus Optimierung des Bewährten besteht. Dabei liegt gerade im gewagten Verlassen des Gewohnten, im freien Wurf erst der Gewinn. Die „ewige Mitspielerin“ könnte das Schicksal, das Glück, die Berufung, eine höhere Macht oder ganz einfach nur der Zufall sein. Andreas Salcher ergänzt: „Den Sinn können wir oft erst im Nachhinein erfassen. Resonanz erzielen wir in der Welt durch das Fangen aller Möglichkeiten, die das Schicksal uns zuwirft.“ Beim Ergreifen dieser Möglichkeiten erzielt man mehr Wirkung als mit…

Read More
Allgemein 

Säuglinge sind hungrig nach Empathie

Zwischenmenschliche Empathie ist keine angeborene Eigenschaft. Ihr Erwerb gehört jedoch zum Entwicklungsprogramm, das die Natur für den Menschen vorgesehen hat. Für diese Annahme sprechen Konstruktionsmerkmale des menschlichen Gehirns. Joachim Bauer erklärt: „Die Geschichte der Empathie innerhalb des Lebens eines Menschen nimmt ihren Anfang in den ersten Lebenstagen. Säuglinge brauchen die einfühlende Reaktion ihrer Bezugspersonen. Sie sind hungrig nach Empathie.“ Wenn sie diese nicht erhalten, können daraus später Entwicklungsstörungen und eine Unfähigkeit zur Empathie resultieren. Dass man sich in ihn einfühlt, erkennt der Säugling daran, dass Bezugspersonen seine körpersprachlichen Mitteilungen der…

Read More
Allgemein 

Das Selbst entsteht durch Resonanz

Die stärkste Droge für den Menschen ist der andere Mensch. Joachim Bauer erläutert: „Die enormen Wirkungen, die Menschen auf andere haben, zeigen sich nicht nur im Privatleben, sondern auch im öffentlichen Raum. Zudem in den Medien und ganz besonders in den sozialen Netzwerken.“ Die Wirkungen, die von anderen Menschen ausgehen können, werden in den meisten Fällen nicht bemerkt. Denn die wechselseitige zwischenmenschliche Beeinflussung geht in der Regel sublim, schleichend und unmerklich vonstatten. Viele nehmen erst dann wahr, dass Einflüsse, die von Mitmenschen ausgehen, das eigene Selbst tatsächlich verändern, wenn sie…

Read More