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Burn-out ist nicht gleich Depression

Es gibt drei Merkmale eines Burn-out-Syndroms. Erstens zählt dazu ein chronisch emotionaler Erschöpfungszustand, der sich auch durch einige Tage Erholung nicht bessert. Das zweite Merkmal ist ein bei den Betroffenen nicht überwindbarer Widerwillen gegen die Arbeit oder gegen die Menschen, für die man beruflich tätig ist. Dieser Zustand bessert sich auch nicht durch größte Willensanstrengung. Und drittens verminderte Arbeitseffizienz trotz vermehrtem Arbeitseinsatz. Joachim Bauer weiß: „Die wichtigsten Merkmale einer Depression sind Verlust des Selbstwertgefühls, Antriebsverlust, Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen, Schlafstörungen mit morgendlichem Früherwachen und Lebensüberdruss.“ Burn-out und Depression sollten unterschieden werden, können aber ineinander übergehen. Wer an einem Burn-out-Syndrom leidet, hat ein mehrfach erhöhtes Risiko, zusätzlich eine Depression zu bekommen. Joachim Bauer ist Arzt, Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Bestsellerautor von Sachbüchern.

Depressionen erfordern eine psychosomatische Behandlung

Die Lösung im Falle eins Burn-out-Syndroms oder einer Depression ist nicht, den Betroffenen nur krankzuschreiben und darauf zu hoffen, dass sich die Situation von allein wieder bessert. Denn die Wurzel des Krankheitsgeschehens ist nicht etwa das, was gemeinhin als „Überarbeitung“ firmiert, sondern ein tief sitzendes, leidvolles Selbst-Problem, das darin besteht, dass ein Mensch im bisherigen Leben keine Möglichkeit hatte, etwas zu internalisieren, was die Seele, abseits der Arbeit, sättigen kann.

Joachim Bauer nennt als Beispiele Sport, Spiel, Künste, Musik, Literatur oder Naturerlebnisse. Daher sollte ein Burn-out-Syndrom oder eine im Zusammenhang mit Vorgängen am Arbeitsplatz auftretende Depression ein Anlass sein, sich zunächst in stationäre Behandlung in einer psychosomatischen Klinik zu begeben und sich anschließend für einen begrenzten Zeitraum noch eine ambulante psychotherapeutische Begleitung zu besorgen. Von großer Bedeutung für die Situation der Beschäftigten sind grundlegende Veränderungen bei den Eigentumsstrukturen, die sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen haben.

Resonanz sorgt für Gesundheit am Arbeitsplatz

Die Methoden, die hier angewandt werden, sind vor allem ständige Umstrukturierungen, Entlassungen gefolgt von Neueinstellungen und ständigen Umsetzungen der Beschäftigten, die darauf abzielen, in der Belegschaft Unsicherheit, Angst und Gefügigkeit zu erzeugen. Diese Veränderung, die Richard Sennett als „Kultur des neuen Kapitalismus“ bezeichnet hat, haben nicht nur zahlreiche Unternehmen ruiniert, sondern auch die Gesundheit vieler Beschäftigter. Resonanzprozesse spielen für den Erhalt der Gesundheit am Arbeitsplatz eine überragende Rolle.

Sie betreffen nicht nur die Beziehung des arbeitenden Menschen zum Prozess oder Produkt seiner Arbeit, sondern auch die Beziehung mit Vorgesetzten und Kollegen. Menschen, die am Arbeitsplatz keine Resonanz erleben, brennen aus und werden krank. Es war Karl Marx, der für diese Nicht-Beziehung zwischen Mensch und Arbeit den Begriff der Entfremdung prägte. Nicht nur das, was Menschen produzieren, kann zu einer Resonanzquelle werden. Überall da, wo Menschen Dienstleistungen für andere erbringen, wird die Zufriedenheit, die man bei Kunden, Klienten oder Patienten zu erzeugen vermag, als Resonanz zurückkehren. Quelle: „Wie wir werden, wer wir sind“ von Joachim Bauer

Von Hans Klumbies

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