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Ärger verhindert rationales Denken

Je mehr sich ein Mensch in seine Ärgergefühle hineinsteigert, umso weniger ist es ihm möglich, objektiv zu bleiben und andere, etwa konträre Argumente, zu sehen beziehungsweise zu akzeptieren. Heinz-Peter Röhr rät: „Wer mit starken Ärgergefühlen konfrontiert ist, tut immer gut daran, eine Zeit verstreichen zu lassen, bis die erste Wut vorüber ist, damit eine nüchterne Betrachtung der Gegebenheit möglich wird.“ Dies zu wissen ist von zentraler Bedeutung, wenn es darum geht, den Kontrollverlust zu erforschen und gegebenenfalls zu vermeiden. Wenn es einmal passiert ist, kann man nur sehr schwer den Kontakt zum Neokortex herstellen und rationales Denken in den Vordergrund bringen. Heinz-Peter Röhr ist Pädagoge und war über dreißig Jahre lang in der Fachklinik Fredeburg/Sauerland für Suchtmittelabhängige psychotherapeutisch tätig.

Exzessiver Konsum führt bestenfalls zu völligen Betäubung

Der Kontrollverlust ist ja gerade ein Selbstläufer, der nur schwer zu stoppen ist. Wer ihn vermeiden will, sollte gar nicht erst anfangen, sich in seine Gefühle hineinzusteigern. Das klassische Merkmal der Suchtkrankheit ist der Kontrollverlust. Ein Suchtmittel wie etwa Alkohol sollte emotionale Probleme lösen: Ärger, Unzufriedenheit, Angst, Trauer, Frustration et cetera beseitigen. Das Problem beginnt mit der „Dosissteigerung“, das bedeutet, dass immer mehr Suchtmittel benötigt wird, um eine euphorisierende Wirkung zu erreichen.

Suchtkranken ist es schließlich nicht mehr möglich, eine Erleichterung zu erzielen, egal wie viel sie konsumieren. Heinz-Peter Röhr weiß: „Exzessiver Konsum führt bestenfalls zu völligen Betäubung. Die Entzugserscheinungen zwingen zum weiteren Missbrauch der Droge. Die körperliche und psychische Abhängigkeit dominiert den Alltag.“ Dieses Wissen kann Suchtkranken helfen, abstinent zu bleiben. Wenn es sowieso keine positive Wirkung mehr geben kann, lohnt es sich nicht, wieder anzufangen.

Sport ist ein wirksames Mittel gegen Depressionen

Endorphine sind Botenstoffe, die ähnlich wie Opiate für positive Gefühle sorgen. Das emotionale Gehirn hat Rezeptoren, die für Endorphine empfänglich sind. Diese körpereigenen Drogen kann man zum Beispiel durch Sport, etwa Joggen, erzeugen. Dies ist für die Gesundheit sehr positiv. Heinz-Peter Röhr erläutert: „Wer regelmäßig Sport treibt, sorgt für körperliches Wohlbefinden. Untersuchungen zeigen, dass Sport ein wirksames Mittel gegen Depression ist und auch das Immunsystem gestärkt wird.“

Problematisch wird dies jedoch, wenn versucht wird, mithilfe von Joggen emotionale Probleme zu bearbeiten. Es ist in Ordnung, wenn man sich mal den „Frust von der Seele rennt“. Wird dies jedoch zum dauerhaften Problemlöser, reduziert sich allmählich die Wirkung der körpereigenen Droge, sodass man immer mehr investieren muss, damit das angestrebte Ergebnis eintritt. Der Kontrollverlust – man kann mit dem Joggen nicht mehr aufhören – zeigt wieder, dass mit falschen Mitteln versucht wurde, ein tieferes Problem zu lösen. Fast immer lässt sich dies auf ein gestörtes Selbstwertgefühl zurückführen. Quelle: „Vom klugen Umgang mit Gefühlen“ von Hans-Peter Röhr

Von Hans Klumbies

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