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Alles Lebendige will sich mit anderen vereinigen

Die Biophilie ist die leidenschaftliche Liebe zum Leben und allem Lebendigen. Sie ist der Wunsch, das Wachstum zu fördern, ob es sich nun um einen Menschen, eine Pflanze, eine Idee oder soziale Gruppe handelt. Michaela Brohm-Badry ergänzt: „Dieser Leben erhaltende Lebenstrieb folgt seiner Tendenz, integrierend wirken zu wollen. Alles Lebendige – von der Zelle bis zum Organismus – neigt dazu, sich mit anderen vereinigen zu wollen, um zu wachsen.“ Und dieses, so Erich Fromm, ist nicht nur bei Zellen der Fall, sondern auch beim Fühlen und Denken eines Menschen. Die Vereinigung in Körperlichkeit, aber insbesondere im Fühlen und Denken führt zu einem ständigen Wachstum hin zur Ganzheit. Prof. Dr. Michaela Brohm-Badry ist Professorin für Lernforschung. Sie war langjährige Dekanin des Fachbereichs Erziehungs- und Bildungswissenschaften, Philosophie und Psychologie an der Universität Trier.

Die Liebe zum Leben ist der Kern jeder Form von Liebe

Ein weiteres Kraftelement von Erich Fromm ist die Liebe zur Menschheit und zur Natur. Er meint hier die umfassende, bedingungslose Liebe zu allem, was lebt im Menschen und der Natur. Erich Fromm schreibt: „Was anzieht, ist immer das Lebendige.“ Das Leben lieben zu können und lebendig zu sein ist für einen Menschen von ganz entscheidender Bedeutung. Michaela Brohm-Badry fügt hinzu: „Liebe beinhaltet immer das wache Interesse am anderen, an dessen Wachstum und Wohlergehen.“

Leben wird als Prozess verstanden, in dem Menschen eins mit sich selbst und allem, was lebt, werden. Und die Liebe zu allem, was lebendig ist, findet seinen Ausdruck in dem leidenschaftlichen Wunsch, Wachstum zu fördern. Michaela Brohm-Badry erklärt: „Und diese Liebe zum Leben ist der Kern jeder Form von Liebe, so Fromm, die sich in der Liebe zu Menschen, zu einem Tier oder einer Pflanze wiederfindet.“ Sowohl bei der Liebe zum Leben und Lebendigen als auch bei der Liebe zur Menschheit und Natur bleibt die Liebe das zentrale Element menschlichen Wollens und Wachsens.

Freiheit entsteht durch die Verwirklichung des Selbst

Es gibt ein weiteres Element der menschlichen Energie. Michaela Brohm-Badry erläutert: „Jenseits der Liebe zu allem Lebendigen, zu Mensch und Natur, liegt die Freiheit. Freiheit, so Fromm, kann der Mensch dadurch erlangen, dass er sein Selbst verwirklicht, dass er er selbst ist.“ Nicht nur das Denken, sondern die Verwirklichung der gesamten Persönlichkeit führen zum Selbst, wenn nämlich der Mensch alles zum Ausdruck zu bringen vermag, was emotional oder intellektuell in ihm angelegt ist.

Michaela Brohm-Badry betont: „Möglichkeiten zum Ausdruck dieses Selbst hat jeder Mensch, aber verwirklicht werden sie nur in dem Maße, in dem sie auch tatsächlich ausgedrückt werden.“ Mit anderen Worten: Die positive Freiheit besteht im spontanen Tätigsein der gesamten, integrierten Persönlichkeit. „Spontan“ meint hier ein Tätigsein aus freien Stücken. Es geht nicht darum, irgendetwas zu tun, sondern um kreative Tätigkeiten, die sowohl emotional als auch intellektuell, sinnlich als auch willentlich wirken. Quelle: „Aufbrechen“ von Michaela Brohm-Badry

Von Hans Klumbies

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