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Das Sexuelle hat subversives Potential

In den Jahren 1950 und 1951 hielt Herbert Marcuse ans der Washington School of Psychiatry eine Reihe von Vorträgen. Damit kehrte er zur Philosophie und zum Schreiben zurück. Vorher hatte er über längere Zeit die amerikanische Regierung in ihrem Kampf gegen den Nationalsozialismus unterstützt. Stuart Jeffries weiß: „Die Vorträge markierten den Moment, da die Kritische Theorie sich aufspaltete. Nämlich in die pessimistische Frankfurter Version von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno auf der einen Seite. Auf der anderen Seite in die hoffnungsfroheren amerikanischen Varianten von Herbert Marcuse und Erich Fromm,…

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Alle Menschen haben Illusionen

Alle Menschen haben ihre Illusionen. Mehr als die Hälfte von ihnen glaubt, überdurchschnittlich intelligent zu sein. Fast alle halten sich für gute Menschen und sind zufrieden mit ihrem Leben. Und natürlich glauben die meisten im Allgemeinen, mit ihren Überzeugungen im Recht zu sein. Judith Glück schreibt: „Ein besonders interessanter Bereich sind die sogenannten Kontrollillusionen. Viele Menschen überschätzen den Einfluss, den sie selbst auf die Ereignisse in ihrem Leben haben.“ Es ist der Lebensfreude ja auch zuträglich, wenn man glaubt, dass man im Großen und Ganzen die Kontrolle über sein Leben…

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Die romantische Liebe gibt es nicht mehr

Eva Illouz erwähnt in ihrem Buch „Warum Liebe endet“, wie schwer es für Partner gegenwärtig ist, zwei im Konflikt liegende „Logiken“ miteinander zu vereinbaren. Martin Hartmann erläutert: „Einerseits erfordert die Aufnahme einer Liebesbeziehung Nähe und Emotionalität. Andererseits fürchten sich vielen vor genau einer solchen Nähe und Emotionalität, weil sie mit Verletzlichkeit einhergeht.“ Vor allem Partner, die sich auf Online-Plattformen kennenlernen, trennen sich offenbar schnell. Vor allem dann, wenn eine Beziehung zu eng wird, zu viel Dichte entfaltet oder in geschützte Persönlichkeitsbereiche eindringt. Man will souverän, autonom und kontrolliert sein, gleichzeitig…

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Lachen tötet die Furcht

Der Lachende gibt für einen Augenblick Kontrolle ab. Doch dieser Kontrollverlust weckt positive Emotionen. Er schwächt einen Menschen nicht, sondern stärkt ihn. Ulrich Schnabel weiß: „Solange in einer Gesellschaft noch viel gelacht wird, kann die Angst sie nicht zerstören.“ Deshalb schöpfen karnevalistische Kulturen wie Parodien und Komödien häufig aus der Angst. Sie verspotten, was Befürchtungen weckt, verkehren das Erschreckende ins Groteske. Gerade heute, in der angespannten Weltlage, sei daher eine heitere Haltung angemessen, argumentiert auch der ZEIT-Politikredakteur Gero von Randow: „Das Leben ist eben keineswegs nur dort zum Lachen, wo…

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Es gibt verschiedene Arten von Erfolg

Für viele Menschen liegt die Zufriedenheit immer entweder in der Zukunft oder in der Vergangenheit. Somit ist es kein Wunder, dass sich die Gegenwart für sie leer anfühlt. Markus Hengstschläger ist immer geneigt zu hinterfragen, ob stetiger Erfolg auf einem gewissen Niveau überhaupt glücklich macht: „Der wahrgenommene Erfolg verliert vielleicht mit der Zeit an Kraft. Und so könnte auch die Zufriedenheit unter objektiv gleichbleibenden Rahmenbedingungen sinken.“ Es drängt sich der Verdacht auf, dass das stetige Arbeiten an sicheren, bekannten Projekten sogar unglücklich machen könnte. Besser wäre es, immer wieder einmal…

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Lebewesen sind in Ökosysteme eingebettet

Das Erkennungsmerkmal einer Gesellschaft, die den Zugang zur Empathie verloren hat, ist der Zynismus. Zyniker pflegen die Empathie als „Gefühlsduselei“ zu bezeichnen und ins Lächerliche zu ziehen. Dass die Menschen der Natur empathisch gegenübertreten können, hat nicht nur evolutionsbiologische, sondern weitere triftige biologische Gründe. Joachim Bauer erklärt: „Jedes Lebewesen dieser Erde – Virus, Einzeller, Pflanze, Baum, Tier oder Mensch – stellt für sich eine biologische Einheit dar. Diese ist in ein jeweils größeres System, in eine größere biologische Einheit eingebettet.“ Am deutlichsten wird das am Beispiel des in den Organismus…

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Es gibt viele wahnsinnig Normale

Es gibt nicht nur den ganz normalen Wahnsinn, sondern auch die wahnsinnig Normalen. Es gibt diese öden blassen Gestalten, an die man sich partout nicht erinnern kann, obwohl sie einem im Zug stundenlang gegenübergesessen sind. Manfred Lütz erläutert: „Diese grauen Mäuse unserer Normalgesellschaft, deren Motto ist: Bloß nicht auffallen! In der Schule waren sie gut bis mittelmäßig, aber nur so sehr, dass die Klassenkameraden sich nicht herausgefordert fühlten.“ Im örtlichen Waschsalon fanden sie ihre Frau fürs Leben, der Sauberkeit über alles ging, porentiefe Sauberkeit natürlich. Sie wurden Buchhalter in der…

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Die Jugend lässt ihren Begierden freien Lauf

Als Leidenschaften bezeichnet Aristoteles zum Beispiel den Zorn und die Begierde. Als Verhalten bezeichnet er Tugend und Laster. Die Lebensalter sind die Jugend, das Mannesalter und das Alter der Greise. Zu den Glücksumständen zählt Aristoteles eine adlige Herkunft, Reichtum und Macht. Über die Jugend schreibt er: „Die Jugendlichen sind ihrem Charakter nach zu Begierde disponiert und geneigt, das zu tun, wonach ihre Begierde tendiert. Und sie sind so disponiert, dass sie von den leiblichen Begierden am ehesten der Geschlechtslust anhängen und darin unbeherrschbar sind.“ Aber hinsichtlich ihrer Begierde sind sie…

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Das Schicksal lässt sich nicht ausschalten

Der Satz „Erkenne dich selbst“ stand in der Antike über dem Eingang zum Orakel von Delphi. Er zielte auf die Einsicht des Menschen in seiner Begrenztheit ab und galt als Warnung vor der Überschätzung individueller Möglichkeiten. Andreas Salcher weiß: „Den Lebenszyklus des Mehr und Weniger kann man genauso wenig abschaffen wie den Wechsel der Jahreszeiten.“ Es ist auch nicht möglich, das Schicksal durch administrative Maßnahmen abzuschaffen. Rückschläge sind jederzeit möglich, auch wenn dies manche Sozialbüroraten nicht wahr haben wollen. Im Leben wird es immer Kündigungen, Scheidungen, Kränkungen und Ungerechtigkeiten geben.…

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Nur der Mensch reflektiert über das Ich

Die Psychologie bezeichnet mit dem Begriff Persönlichkeit die Gesamtheit der Eigenschaften eines individuellen Menschen. Dazu gehört sein Ordnungssystem, das aus Denkmustern, Wissen und Können aufgebaut ist. Holger Volland ergänzt: „Bei uns Menschen entwickelt sich die Persönlichkeit im Laufe eines Lebens durch Wahrnehmung, Fehler machen, Neues lernen, Fähigkeiten entwickeln et cetera stetig weiter – sie wird von unserem Leben geformt.“ Antonio Damasio, ein Neurowissenschaftler, definiert Bewusstsein als „Geisteszustand, in dem man Kenntnis von der eigenen Existenz und der Existenz der Umwelt hat“. Das Bewusstsein für das persönliche Ich entsteht demnach durch…

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