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Träume sind spannender als Video-Clips

Eine Zeit, die so von Bildern geprägt ist wie die heutige, müsste die inneren Bilderwelten ebenso zu schätzen wissen wie die äußeren. Daher ist es für Georg Milzner merkwürdig, dass Menschen stundenlang Youtube-Videos ansehen können, sich oft für ihre Träume wenig interessieren: „Denn Träume sind allemal spannender als Clips, und überdies haben sie etwas mit uns zu tun.“ Ob man sie als Botschaften des Unbewussten liest oder ob man, wie der Wissenschaftstheoretiker Paul Feyerabend einmal sagte, beim Träumen bloß die „Show“ genießt, ist dabei zunächst einmal unwesentlich. Als Psychologe des…

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Amokläufer scheinen ganz normal zu sein

Immer wieder kommt es zu Amokläufen in Schulen. Wo liegen die Wurzeln dieser neuzeitlichen Geißel der gutbürgerlichen Gesellschaft? Welche Umstände treiben einen meist in wohlhabenden Verhältnissen lebenden Jugendlichen an, wenn er sich zum Herrn über Leben und Tod aufschwingt? Warum erschießen sie mit unglaublicher Kälte junge Menschen, bevor sie sich selbst zur Strecke bringen? Reinhard Haller antwortet: „Die äußeren Fakten sind rasch aufgezählt: Lebensgeschichte, Beziehungsmuster, soziale Umstände und Verhalten der jungen Amokläufer und Massakristen weisen große Ähnlichkeiten auf.“ Meist handelt es sich um unauffällig lebende, als zurückhaltend und einzelgängerisch geltende…

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Ohne Konflikte sterben Beziehungen

Ein O-Ton aus der Paartherapie: „Unsere Beziehung ist schon länger tot.“ – „Wann etwa ist sie denn gestorben?“ – „Etwa in dem Monat, wo wir aufgehört haben, uns zu streiten.“ Reinhard K. Sprenger erklärt: „Zu irgendeinem Zeitpunkt kippt häufig der heiße Konflikt in ein kaltes Anschweigen, das oft schlimmer ist als die lautstarken Angriffe, die es ausgelöst haben.“ Warum? Weil man keine gemeinsame Zukunft mehr sieht. Weil die Hoffnung erloschen ist. Dann investiert man nicht mehr in den Konflikt, sondern meidet die offene Auseinandersetzung. Heimlich beschäftigt man sich mit alternativen…

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Eva Illouz erforscht die männliche Sexualität

Gelegenheitssex bringt man immer wieder mit einer männlichen Form der Sexualität in Verbindung, und zwar aus mehreren Gründen. Erstens haben Männer schon immer mehr Freiheit genossen als Frauen. Daher können sie das sexuelle Feld mit nur wenigen normativen Beschränkungen durchstreifen. Eva Illouz erläutert: „Für Männer ist Promiskuität schon immer ein Zeichen sexueller Macht gewesen. Für Frauen hingegen ist sie entweder zwiespältig oder Anzeichen eines moralisch fragwürdigen Status.“ Zweitens waren die Männer nie gezwungen, Sexualität als Hebel zu gebrauchen, um gesellschaftliche und ökonomische Ressourcen zu erlangen. Sie haben also auch keinen…

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Toleranz schließt Missbilligung mit ein

Viele Menschen denken bisweilen, der Respekt vor den aus anderen Kulturen Geflüchteten zeige sich darin, dass die Einheimischen alle Augen zudrücken. Herbert Renz-Polster ist anderer Ansicht: „Aber das ergibt keinen Sinn. Man kann tolerant sein – also etwas im Wortsinne „erdulden“ – und es trotzdem missbilligen.“ Wenn den Antisemitismus bei Flüchtlingen kritisiert, ist deshalb noch langen nicht „islamophob“. Und man ist auch kein Neuer Rechter, nur weil man auf das „sexuelle Elend der arabischen Welt“ hinweist. Und ja, man kann Schwule und Juden verstehen, wenn sie über die tief verwurzelten…

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Das Gewissen ist eine Anpassungsleistung

Auch Sigmund Freud (1856 – 1939) analysiert das Gewissen. Für ihn ist die tendenziell destruktive Aggression in der Triebstruktur des Menschen angelegt. Diese gefährdet die kulturellen und gesellschaftlichen Errungenschaften. Das muss zu deren Aufrechterhaltung verhindert werden. Sigmund Freud schreibt: „Die Spannung zwischen dem gestrengen Über-Ich und dem unterworfenen Ich heißen wir Schuldbewusstsein; sie äußert sich als Strafbedürfnis.“ Das Gewissen ist für Sigmund Freud eine von „der Kultur“ auferlegte Anpassungsleistung. Klaus-Peter Hufer fügt hinzu: „Der Erfolg ist, dass es mit ihr eine Instanz schafft, die sich gegen die eigene Person, die…

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Weise Menschen reflektieren ihre Erlebnisse

Das Lernen aus Erfahrungen ist ein Grundkennzeichen der Reflektion. Judith Glück weiß: „Weise Menschen durchdenken ihre Erlebnisse und ziehen Schlüsse aus ihnen. Diese machen sie zu besseren Menschen.“ Judith Glück wird immer wieder gefragt, ob man Weisheit nicht auch durch indirekte Erfahrungen wie etwa das Lesen von Büchern erlangen kann. Sie antwortet: „Zweifellos kann man sehr vieles durch Bücher, Medien und Gespräche lernen. Es kommt ja immer wieder vor, dass uns ein Buch oder ein Satz, den jemand nebenbei gesagt hat, eine ganz neue Perspektive eröffnet.“ Eigene Erfahrung ermöglicht es…

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Das Gedächtnis ist kein Datenspeicher

Menschliches Erleben und Erinnern sind in hohem Maß subjektiv bestimmt und in der Regel nimmt man dies nicht wahr. Denn das Gedächtnis funktioniert nicht wie ein Datenspeicher, in dem man unverändert reproduzierbare Inhalte abspeichern kann. Thomas Fischer fügt hinzu: „Merken und Erinnern sind vielmehr stark mit Emotionen, einer Gesamtheit von sensorischen, unbewussten und reflektierten Prozessen verbunden.“ Die Speicher der Erinnerung sind Teil des Gesamtkörpers eines Menschen. Erinnerung ist nicht das Öffnen einer Datei, sondern die Neukonstruktion einer Gesamtsituation, die ihrerseits wiederum ein Gefühls- und Reflexionsprozess ist. Dieser wird verarbeitet und…

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Die Moral setzt sich aus Werten zusammen

Der Begriff „Moral“ bezeichnet ein Bündel von Werten und ethischen Gesetzen, an denen sich „gute“ Menschen orientieren. Damit reguliert sich das zwischenmenschliche Verhalten einer Gruppe, sobald die Menschen sie verinnerlicht hat und befolgt. Damit vermeidet man Schuldgefühle und negative Konsequenzen seitens der Gemeinschaft. Helga Kernstock-Redl erläutert: „Die „Menschenrechte“ definieren zum Beispiel eine solche Wertesammlung, die weithin anerkannt ist. Meistens jedoch sind die geltenden Moralvorstellungen in einer Gruppe oder Familie nicht niedergeschrieben.“ Mehr noch: Den Menschen ist oft gar nicht bewusst, welchen moralischen Regeln sie wie selbstverständlich folgen. Erst die Übertretung…

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Es gibt mehrere kollektive Kränkungen

Die erste elementare kollektive Kränkung hat Nikolaus Kopernikus verursacht. Wahrscheinlich war er 1509 zu seiner berühmten Erkenntnis gekommen, dass sich nicht die Sonne um die Erde bewegt, sondern umgekehrt, die Erde um die Sonne kreist. Mit dieser revolutionären Idee wurde das geozentrische Weltbild durch das heliozentrische abgelöst. Reinhard Haller weiß: „Kopernikus wurde wegen dieser „kosmologischen Kränkung“ verlacht, angefeindet und ausgegrenzt.“ Selbst Martin Luther beschimpfte ihn als „Esel“. Die zweite Kränkung der Menschheit erfolgte durch die Lehre von Charles Darwin, den englischen Biologen und Geologen. Dieser vertrat in seinem Buch „Über…

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