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Nur der Mensch reflektiert über das Ich

Die Psychologie bezeichnet mit dem Begriff Persönlichkeit die Gesamtheit der Eigenschaften eines individuellen Menschen. Dazu gehört sein Ordnungssystem, das aus Denkmustern, Wissen und Können aufgebaut ist. Holger Volland ergänzt: „Bei uns Menschen entwickelt sich die Persönlichkeit im Laufe eines Lebens durch Wahrnehmung, Fehler machen, Neues lernen, Fähigkeiten entwickeln et cetera stetig weiter – sie wird von unserem Leben geformt.“ Antonio Damasio, ein Neurowissenschaftler, definiert Bewusstsein als „Geisteszustand, in dem man Kenntnis von der eigenen Existenz und der Existenz der Umwelt hat“. Das Bewusstsein für das persönliche Ich entsteht demnach durch den dauernden Abgleich der individuellen Situation mit dem gespeicherten Wissen und einer daraus folgenden Bewertung. Der Informationswissenschaftler Holger Volland lehrte an der Hochschule Wismar Gestaltung und kuratierte große Ausstellungen der Gegenwartskunst in Argentinien und Deutschland.

Smartphones übernehmen immer mehr Funktionen

Die Fähigkeit der Reflexion über das Ich begründet damit seine Existenz. Mit der Entwicklung von Künstlichen Intelligenzen, die über ein solches Ich-Bewusstsein verfügen, würde unweigerlich eine Art „Superintelligenz“ entstehen, die sich selbst in einen Vergleich zu anderen Wesen wie den Menschen setzen würde. Ein geistig derart überlegenes Wesen, das Kriterien einer Superintelligenz erfüllt, ist nach heutigen Erkenntnissen nicht existent. Allerdings gibt es etliche Wissenschaftler, die heute schon vor entsprechenden Entwicklungen warnen.

Holger Volland stellt fest: „Doch egal, ob sie ein eigenes Bewusstsein besitzen oder nicht, wir werden die Maschinen in unserem Leben entweder wie intelligente Wesen behandeln oder sogar wie einen Teil von uns.“ Manche Menschen betrachten ja sogar Mobiltelefone mittlerweile als einen eigenen Körperteil und verspüren Trennungsgefühle, wenn sich das Gerät nicht in der Nähe befindet. Und tatsächlich übernehmen Smartphones immer mehr Funktionen.

Viele Menschen nutzen das Smartphone als Co-Gedächtnis

Die beiden Philosophen Andy Clark und David Chalmers beschrieben schon vor zwanzig Jahren, dass sich die Geisteszustände eines Menschen ebenso wie seine Erinnerungen nicht mehr nur in seinem Kopf befinden. Viele Menschen benutzen Mobiltelefone als Co-Gedächtnis und ausgelagerten Teil ihres Gehirns. Sie vertrauen ihnen ihre größten Geheimnisse an. Ein Großteil des eigenen Wissens über Kontakte, Termine und vergangene Erlebnisse kann über diese Geräte abgerufen werden.

Viele Menschen sind deshalb unvollständig und nicht mehr ganz funktionsfähig, wenn das Smartphone nicht da ist. Das erklärt auch, wieso so viele Menschen Angst davor haben, ohne ihr Telefon zu sein. Eine Studie der Ludwig-Maximilians Universität in München zeigt, dass viele Menschen eine emotionale Beziehung zu ihrem mobilen Begleiter eingegangen sind. Ohne ihn fühlen sich 27 Prozent frustriert, 26 Prozent verlassen und 16 Prozent gar traurig. Rund ein Viertel heutiger junger Erwachsener schaut mehr als hundertmal pro Tag auf das Gerät. Quelle: „Die kreative Macht der Maschinen“ von Holger Volland

Von Hans Klumbies

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