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Erotische Liebe entfaltet eine extreme Lust

Auffällig an Sigmund Freuds Psychoanalyse ist für Peter Trawny ein offenbar fehlendes Verständnis der Liebe diesseits oder jenseits des Eros als „Triebbefriedigung“. Gibt es eine Psychoanalyse der Liebe, die sich nicht in genitaler Sexualität verdichtet? Anders gesagt: Sigmund Freuds Kulturtheorie wirft die Frage auf, ob und inwiefern es sinnvoll ist, Liebe von genitaler Sexualität zu unterscheiden. Denn dass etwas wie Liebe von Sexualität unterschieden werden kann, mag möglich sein. Doch müsste sie dann auf die Sexualität zurückgeführt werden, als eine ihrer Sublimierungen? Sigmund Freud kommt im „Unbehagen in der Kultur“…

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In der Liebe herrscht oft ziemliches Chaos

Für Ulrich Beck und Elisabeth Beck-Gernsheim was das „ganz normale Chaos der Liebe“ eine Quelle positiver Sozialität. Das heißt, eine Quelle der Improvisation und der produktiven Relationalität. Eva Illouz dagegen sieht das Chaos als eine Quelle negativer Sozialität, eine Neuordnung und Bildung der Handhabung von Beziehungen durch Ungewissheit. Vor dem Hintergrund dieser Diagnose muss man auch das persönliche Verständnis von Kultur überdenken. Eva Illouz stellt fest: „In der traditionellen Anthropologie und Soziologie formt die Kultur soziale Bindungen durch Rollen, Normen, Rituale und soziale Drehbücher. Mithin durch positive Gebote der Zugehörigkeit,…

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Datingseiten erleben einen wahren Boom

Jedes Jahr machen Millionen hoffnungsfrohe Kunden, junge wie alte, Gebrauch von Datingseiten oder mobilen Dating-Apps. Und der Trend zeigt steil nach oben. Trotz solcher Beliebtheit sind sich viele Nutzer nicht darüber im Klaren, dass ihre Auswahl eines potenziellen Liebespartners auf Algorithmen beruht. Eine der größten Datingseiten heißt Parship. Millionen Singles nehmen ihre Dienste in Anspruch, um sich auf die Suche nach wahrer Liebe und lange währendem Glück zu begeben. Gerd Gigerenzer ergänzt: „Wie ElitePartner, OKCupid und eine Vielzahl anderer ist Parship eine seriöse Agentur für Singles, die einen Partner fürs…

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Die Sozialen Medien verändern die Liebe

Alles in allem entsprechen die Möglichkeiten der Sozialen Medien der Organisation des Liebeslebens für eine flexiblere Zeitplanung und damit der Steigerung der individuellen Möglichkeiten. Peter Trawny schränkt ein: „Die Wahrheit dieser Möglichkeiten liegt in dem, was das Soziale Medium dann nicht leisten kann: in der leibhaftigen Begegnung.“ In ihr werden sich die uralten Kräfte der Liebe melden und die Unabhängigkeit der gematchten Partner kollabieren lassen. Oder es wird diese Begegnung nicht mehr geben. Die Kultur der Kommunikation hat sich in den letzten zwanzig, dreißig Jahren auf eine Weise verändert, die…

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Liebe braucht keine Anhänglichkeit

Einen Menschen wahrhaftig zu lieben bedeutet, sein Glück zu wollen. Das ist für eine Paarbeziehung und eine Freundschaft notwendig. Frédéric Lenoir erklärt: „Wir freuen uns über das Glück unserer Angehörigen, selbst wenn sie eine andere Wahl als wir selbst treffen.“ Der libanesische Dichter Khalil Gibran drückt das perfekt in seinem Buch „Der Prophet“ aus. Er schreibt: „Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind Söhne und Töchter der Sehnsucht allen Lebens nach sich selbst.“ Deshalb fordern Weisheitslehren ihre Leser auf, zu lieben, ohne anhänglich zu sein. Dass man mit dem…

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Liebe und Rationalität prägen Beziehungen

Tinder verspricht eher einen One-Night-Stand als eine eigentliche Partnerschaft. Daher scheint die Dating-App sehr nahe am Realismus des flüchtigen Begehrens zu sein. Peter Trawny kritisiert: „Apps wie Parship oder, schlimmer noch, Eliteparter werben mit festen Bindungen.“ Eva Illouz spricht bei alledem von „Technologien der Wahl“. Sie weist zutreffend darauf hin, dass es falsch ist anzunehmen, eine auf „Liebe beruhende Partnerwahl“ bringe „einen Rückgang rationaler Kriterien in der Partnerwahl“ mit sich. Für Eva Illouz strukturieren zusammenwirkend Liebe und Rationalität moderne Beziehungen. Peter Trawny ist sich sicher, dass die Soziologin recht hat.…

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Liebe ist manchmal eine Form der Fürsorge

Für einen Freund nimmt man Verluste in Kauf, stellt seine eigenen Interessen hinten an und bedauert diesen Schritt nicht. Der Philosoph Harry Frankfurt überträgt diesen Gedanken auf die Liebe, die in seinen Augen zu einer Form der Fürsorge wird. Martin Hartmann erläutert: „Der Liebende dient dem anderen und tut alles, um seinem Wohl förderlich zu sein.“ Das klingt nun doch nach einem Zweck der Liebe, aber Harry Frankfurt betont durchaus, dass dieser Zweck immer ein Selbstzweck ist. Dem anderen in liebevoller oder freundschaftlicher Weise zu dienen entfremdet einen Menschen nicht…

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Jeder Mensch hat eine Bestimmung

Wie das westliche Denken seit Aristoteles, so war auch Konfuzius der Auffassung, der Mensch habe von Natur aus eine Bestimmung in sich. Dieser müsse er folgen, um Glück und Erfüllung für sich und die Gesellschaft zu erlangen. Aristoteles nannte es das „telos“, die alten Chinesen das „Dao/Tao“. Albert Kitzler betont: „Die Bestimmung hat zum einen mit der allgemeinen Natur des Menschen zu tun. Und meint dann, dass wir ein „naturgemäßes“ Leben führen sollen.“ Zum anderen meint es die besonderen Anlagen, Talente und Bedürfnisse jedes Einzelnen. Diese soll er erkennen, ihnen…

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Die Liebe verwandelt sich in Traurigkeit

Beim Eros handelt es sich um die begehrende Liebe, die an den Mangel geknüpft ist. Philia ist die freundschaftliche Liebe, die eine Wahl einschließt und auf Gegenseitigkeit beruht. Die sich schenkende und völlig selbstlose Liebe nennt man agape. Diese drei sind ziemlich oft eng miteinander verknüpft, daher kommt dann auch die Komplexität und Mehrdeutigkeit von Liebesbeziehungen. Es ist also wichtig, das man lernt, sich selbst zu erkennen und die eigenen wahren Beweggründe zu durchschauen. Frédéric Lenoir warnt: „Man hat das Recht, eine Leidenschaft auszuleben, aber man sollte dabei auch wissen,…

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Liebe ist immer mit einem Risiko verbunden

Am Beginn eines Interviews über die Bedeutung der Liebe, das Alain Badiou mit dem Titel „Lob der Liebe“ veröffentlichte, geht er auf Werbeplakate ein, welche die Partnervermittlungs-Website „Meetic“ über Paris hinweg verteilt hat. Auf diesen Plakaten hätten Sätze gestanden wie: „Man kann verliebt sein, ohne der Liebe zu verfallen!“ Alain Badiou nennt das eine „Vollkaskoversicherung der Liebe“. Peter Trawny fügt hinzu: „Man bekommt Liebesgenuss unter der Voraussetzung einer Kalkulation seines Preises beim Scheitern.“ Durch die Website reduziert man dieses Risiko, indem man seine Erwartungen an den Anderen so klar wie…

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