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Partner können gemeinsam untergehen

Die Beziehung zwischen Mensch und Natur gleicht den Szenen einer Partnerschaft, die in Schwierigkeiten geraten ist: Die beiden Beteiligten vermuten, dass sie sich – vor langer Zeit – wohl einmal geliebt haben müssen, woran sie sich manchmal nur noch schwach und wehmütig erinnern. Joachim Bauer ergänzt: „Inzwischen hat sich das Zusammenleben jedoch zu einer Abfolge heftiger Auseinandersetzungen entwickelt. Diese werden zwar immer wieder von Momenten gegenseitiger Treueschwüre unterbrochen, denen kurze Zeit später dann aber neue schwere Konflikte folgen.“ Wiederholte Trennungsversuche sind gescheitert. Beide Partner sind inzwischen aneinander erkrankt. Langsam beginnt…

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Der Zweck der Diagnose ist die Therapie

Der Begriff Psychiatrie kommt aus dem Griechischen. Psyche heißt Seele und latros heißt Arzt. Manfred Lütz betont: „Die einzige wirkliche Aufgabe von Ärzten ist es, leidende Menschen zu helfen oder ihr Leid wenigstens zu lindern. Zu diesem Zweck – und nur zu diesem Zweck! – brauchen Ärzte Diagnosen.“ Die Diagnose ist also, wie schon Aristoteles erkannt hat, eine ganz besondere Erkenntnisform. Eine Diagnose ist keine Erkenntnis an sich, wie die Erkenntnisse der Naturwissenschaft. Die Diagnose ist von ihrem Wesen her eine zweckgerichtete Erkenntnis. Und der einzige Zweck der Diagnose ist…

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Die Beschleunigung prägt die Gegenwart

Immer mehr Menschen entwickeln das Gefühl, dem Veränderungstempo in der Arbeitswelt nicht länger gewachsen zu sein und abgehängt zu werden. Immer ausgefeiltere Techniken helfen ihnen, immer mehr Zeit zu „sparen“, und doch haben sie immer weniger davon. Daniel Goeudevert erklärt: „Dieses seltsame Paradox scheint mir geradezu eine Grunderfahrung der Gegenwart zu sein, deren prägendstes Merkmal ja tatsächlich die Beschleunigung ist.“ Immer mehr in immer kürzerer Zeit zu schaffen, ist das mantramäßig gepredigte Ideal des Industriezeitalters. Denn die permanente Temposteigerung prägt ja längst nicht mehr nur Wirtschaft und Arbeitswelt. Sie hat…

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Gelegenheitssex kommt ohne Namen aus

In zahllosen Schilderungen von Gelegenheitssex wird die Tatsache betont, dass Menschen Geschlechtsverkehr haben, ohne den Namen ihres Partners zu kennen. Männer signalisieren zum Beispiel ihre sexuellen Absichten auf Partys dadurch, dass sie Frauen von hinten mit ihren Genitalien streifen. Als soziale Form zeichnet sich Gelegenheitssex durch symbolische Strategien aus. Diese desingularisieren den Geschlechtspartner und sollen ihn also weniger einzigartig machen. Eva Illouz erläutert: „Die Funktion von Namen besteht gerade darin, eine Person zu identifizieren und einzigartig zu machen.“ In dieser Hinsicht imitiert Gelegenheitssex die Anonymität und Flüchtigkeit von Interaktionen in…

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Die Zeit verrinnt im Alter immer schneller

Je älter ein Mensch wird, desto schneller verrinnt seine Zeit. Andras Salcher blickt zurück: „In der Kindheit fehlte uns noch jedes Gefühl für die Zeit, die Sommerferien dauerten endlos lange, die Zukunft erschien uns in weiter Ferne.“ Erst in der Pubertät ahnte man, dass jedes Leben endlich ist. Man fühlte sich davon aber nicht wirklich betroffen. Der Tod eines Verwandten oder Haustieres irritierte einen zwar kurzfristig, den Bezug zur Endlichkeit des eigenen Lebens erfasste man freilich nicht. Mit 30 Jahren sind viele Menschen noch angenehm überrascht, wie wenig ihnen dieser…

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Virtuelle Welten verursachen Stress

Wer sich vom Strudel von ständigem Konsum und andauernder Action verfängt, sucht oft nach einem Ausgleich in virtuellen Beziehungen. Hans-Otto Thomashoff warnt: „Doch im Vergleich mit den Reichen und Schönen nimmt der Stress nur zu. Und Likes können ein echtes Lächeln nicht ersetzen. Dasselbe gilt für die Ersatzbeziehungswelten in Videospielen, Internetpornos und Fernsehserien.“ Die Stressbelastung steigt weiter an. Unzufriedenheit entsteht. Man sucht Gleichgesinnte, mit denen man die Gründe für das eigene Unbehagen ausmacht, die jedoch oft an den wahren Ursachen vorbeigehen. Wut und Resignation verstärken den Druck. Im Dauerstress werden…

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Entscheidungen bei Konflikten fallen schwer

Viele Konflikte haben die Grundstruktur „Entweder-oder“. Reinhard K. Sprenger erläutert: „Die Alternativen sind nicht einfach nur unterschiedlich, sondern diametral entgegengesetzt. Null oder eins? Schwarz oder weiß? Rechts oder links?“ Die Alternativen solcher Konflikte schließen sich aus. Fast jeder kennt den Konflikt zwischen Liebe und Begehren – wenn er nicht gerade selbst verliebt ist, das heißt situativ bewusstseinsgetrübt. Die Liebe, die Nähe braucht, und die Erotik, die Distanz braucht. Die verstörende Aufgipfelung des Entweder-oder-Konflikts findet sich im Alten Testament: Abraham muss sich entscheiden zwischen seiner Liebe zu Gott und der Liebe…

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Jeder ist von einem Berg an Übeln umgeben

Anderes als frühere Generationen ist der Einzelne heute von einem Berg an Übeln umgeben, für die er unmittelbar verantwortlich ist. Zum Beispiel für die Methoden, mit denen die Rohstoffe für seine Unterwäsche oder sein Handy gewonnen wurden. Ein Smartphone ist der Beweis dafür, dass die gesamte Umgebung ständig von Ausbeutung und Umweltschäden belastet ist. Nadav Eyal stellt fest: „Wir können wenig tun, um das Ausmaß unserer Komplizenschaft einzugrenzen. Außerdem sind wir uns, im Gegensatz zu unseren Vorfahren, dieses moralischen Versagens zutiefst bewusst.“ Selbst wenn man lieber nichts davon wissen will,…

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Das Opfer des Schweigens hat keine Chance

Für ein Opfer wäre es leichter auszuhalten, wenn es von anderen kritisiert, beschimpft oder beleidigt werden würde. Denn selbst kränkende Zuwendungen sind nicht so verletzend wie der Stachel des Schweigens. Sogar Schimpfen und Streiten sind erträglicher als die eisige Missachtung. Reinhard Haller betont: „Schweigen bedeutet Schuldzuweisung, Anklage und Verurteilung in einem. Dies ohne Möglichkeit der Rechtfertigung, der Berufung oder der Wiedergutmachung. Das Opfer des Schweigens hat keine Chance.“ Werden äußere und viel mehr noch innere Konflikte nicht zu Wort gebracht, entwickelt sich eine ungeheure Dynamik mit der Entfachung aggressiver Emotionen…

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Soziale Regeln sparen Zeit und Energie

Die inneren moralischen und sozialen Regeln helfen dem Gehirn beim Energiesparen. Helga Kernstock-Redl erklärt: „Jedes einzelne, äußere oder innere Gesetz, jede soziale Spielregel ist eine in Form gegossene Erwartung. Es ist damit fixiert. Das ermöglicht Vorhersage und erspart uns die permanente, zeitaufwendige Neuorientierung.“ Sobald die Mehrheit in einer Gruppe ähnliche Erwartungen hat, können sich die Mitglieder reibungslos danach richten. Sie wissen deshalb, was zu tun ist und wie sich die anderen verhalten werden. Man muss sich nicht immer neu orientieren oder entscheiden, was richtig und falsch ist. Zudem ist man…

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