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Entscheidungen bei Konflikten fallen schwer

Viele Konflikte haben die Grundstruktur „Entweder-oder“. Reinhard K. Sprenger erläutert: „Die Alternativen sind nicht einfach nur unterschiedlich, sondern diametral entgegengesetzt. Null oder eins? Schwarz oder weiß? Rechts oder links?“ Die Alternativen solcher Konflikte schließen sich aus. Fast jeder kennt den Konflikt zwischen Liebe und Begehren – wenn er nicht gerade selbst verliebt ist, das heißt situativ bewusstseinsgetrübt. Die Liebe, die Nähe braucht, und die Erotik, die Distanz braucht. Die verstörende Aufgipfelung des Entweder-oder-Konflikts findet sich im Alten Testament: Abraham muss sich entscheiden zwischen seiner Liebe zu Gott und der Liebe zu seinem Sohn. Abraham hebt das Messer, um seinen Sohn Isaak zu opfern … Während in dem biblischen Beispiel Gott die Entscheidung abwendet, sieht es im richtigen Leben anderes aus. Reinhard K. Sprenger zählt zu den profiliertesten Managementberatern und wichtigsten Vordenkern der Wirtschaft in Deutschland.

Aufschub ist der Dieb der Zeit

Fortwährend müssen sich Menschen zwischen zwei Alternativen entscheiden, die beide attraktiv erscheinen, aber nicht gleichzeitig erreichbar sind. Und nicht immer kennen sie die Konsequenzen. Das Entscheiden von Entweder-oder-Konflikten fällt niemandem leicht, der einen Sinn für die Vielgestaltigkeit der Welt hat. Einerseits will man die große Auswahl, will die vielen Möglichkeiten der Lebensführung. Andererseits lähmen viele Optionen die Entschlusskraft.

Reinhard K. Sprenger weiß: „Deshalb quälen sich viele Menschen mit den Alternativen herum, manchmal jahrelang. Sie leben im inneren Dauerkonflikt und schieben die Entscheidung immer wieder auf.“ Sie suchen nach einer „kostenlosen Lösung“. Das nennt man „entscheidungsschwach“. Denn entscheiden heißt: Ein Preis ist fällig. Und das ist für manche Menschen unerträglich. Vielmehr fordern sie: „Ich will beides!“ Oder sie haben sich bereits entschieden: für die Unentschiedenheit. Aber auch das ist nicht kostenlos: Aufschub ist der Dieb der Zeit.

Es gibt immer eine Alternative

Man könnte meinen, diese Menschen hätten noch ein zweites Leben im Rucksack. Richtig schwierig wird das Entweder-oder, wenn fremde Erwartungen an einen gestellt werden, die den eigenen Wünschen und Präferenzen widersprechen. Dann steckt man in einer Zwickmühle. Als Einzelner kann man nicht nach rechts und links gleichzeitig gehen. Wenn man das von einem Menschen verlangt, reagiert er mit Ohnmacht, Ratlosigkeit, Selbstzweifel, Wut, Vermeidung, Weglaufenwollen.

Das geschieht aber nur, wenn man glaubt, es gäbe da eine richtige Entscheidung. Die gibt es jedoch nicht. Sondern nur eine, die man persönlich trifft und verantwortet. Für die man also gerade stehen muss. Unwürdig ist es, wenn man nach einer Entscheidung die andere Seite abwertet. Etwa, um Klarheit, Entschiedenheit oder eben Alternativlosigkeit zu unterstreichen. Reinhard K. Sprenger betont: „Damit leugnen Sie Ihre Freiheit, dass Sie auch anderes hätten entscheiden können.“ Quelle: „Magie des Konflikts“ von Reinhard K. Sprenger

Von Hans Klumbies

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