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Trauer ist nicht dasselbe wie Melancholie

Welche Instanz ist überhaupt in der Lage, die schonungslose Gewalt eines Teils des Selbst gegen den anderen zu begrenzen? Sigmund Freud erkennt eine mögliche Einschränkung der Selbstzerstörung, nämlich dann, „wenn das Ich sich nicht vorher durch den Umschlag in Manie seines Tyrannen erwehrt“. Judith Butler weiß: „Er verweist hier auf seine Abhandlung „Trauer und Melancholie“ (1917), wo er unterscheidet zwischen „Trauer“ mit wacher Einsicht in die Realität des Verlustes eines Menschen oder eines Ideals auf der einen Seite und „Melancholie“, die die Realität dieses Verlustes nicht anerkennt, auf der anderen.“…

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Narzissten erwarten Bewunderung

Beim Blick in den Spiegel sind Narzissten nicht nur von sich selbst begeistert, sie wollen auch, dass andere diese Begeisterung teilen – das Spiegelbild schaut aufs Ich! und sagt: „Die Welt soll sehen wie großartig Ich! bin und wie viel ich verdient habe!“ Mitja Back fügt hinzu: „Zum anderen verstärkt das Statusstreben die Grandiosität und den Anspruch von Narzissten: Narzissten erwarten und spürten die Bewunderung, und das füttert ihr Ego.“ Beim Blick in den Spiegel nimmt das Ich! immer auch die Rolle des jubelnden Publikums ein – es schaut auf…

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Die Rache ist eine besondere Form der Hoffnung

Beim Ressentiment handelt es sich oft um eine Nicht-Reaktion, um den Verzicht auf eine Reaktion. Man muss die Zeit „ausgesetzt“ haben, um besser und dauerhafter hassen zu können. Cynthia Fleury fügt hinzu: „Man muss sich diese ganz besondere Form von Hoffnung, die die Rache darstellt, zu eigen machen, auch hier eine verdorbene Hoffnung, deren belebende Kraft jedoch sehr heftig werden kann.“ Letztlich ist das Ressentiment nicht einfach eine Re-Aktion, sondern offenbart das wiederholte Durch- und Nachleben. Es ist nicht leicht, zwischen einer Definition des Ressentiments zu wählen, die es auf…

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Hass zählt zu den feindseligen Gefühlen

Hass, Ressentiment und Verachtung – dies sind typische Beispiele für feindselige Gefühle. Christoph Demmerling fügt hinzu: „Aufgrund ihres aversiven Charakters gelten feindselige Gefühle als Störenfriede, die man nicht gerne sieht am Tisch derjenigen, die sich für zivilisiert halten.“ Auf der politischen Bühne sind feindselige Gefühle, insbesondere der Hass, viel beredete Sorgenkinder. Hass lässt Menschen in den Krieg ziehen, und es handelt sich um ein Gefühl, welches zu unfassbaren Gräueltaten anstiften kann. Auch trägt Hass zur Zersetzung innerhalb sozialer Gefüge bei, in denen verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Wertvorstellungen oder unterschiedlichen religiösen…

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Jeder Mensch lebt in seinem eigenen Film

Menschen sind sehr verschieden – jeder lebt in seinem eigenen Film. Und dennoch gibt es die Idee der „Normalität“ und einer „Norm“. Franca Cerutti erläutert: „Das bezeichnet nichts anderes als das, was mehrheitlich gedacht, gemacht und für okay gehalten wird. Die Norm ist der Punkt, an dem die meisten Menschen eine Schnittmenge haben.“ Wie aber kommt es zu Abweichungen von der Norm? Und warum werden Menschen ver-rückt? Dazu gibt es einige Modellvorstellungen. Eine besonders griffige möchte Franca Cerutti hier vorstellen. Kurz gesagt, treffen zwei Faktoren aufeinander: eine genetische Veranlagung plus…

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Emotionen unterscheiden sich von Gefühlen

Eine eindeutige Definition für eine Emotion oder ein Gefühl gibt es laut Ina Schmidt nicht. Einigen können sich Denker und Forscher aus unterschiedlichen Disziplinen auf eine begriffliche Abgrenzung zwischen Emotionen und Gefühlen. Ina Schmidt erläutert: „Emotionen werden in diesem Sinn verstanden als die unmittelbaren und körperlich spürbaren Reaktionen auf eine bestimmte Situation – Trauer, Angst, Freude –, während Gefühle eher eine grundsätzliche Form des Empfindens bezeichnen, eine Art Hintergrundgefühl.“ Gefühle beschreiben in dieser Unterscheidung eher lang anhaltende sinnlich erlebbare Zustände, wie Liebe, Vertrauen oder Heimweh, die nicht direkt als Reaktion…

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Gedanken und Gefühle bilden eine Einheit

Laut Reinhard K. Sprenger gibt es keinen Unterschied zwischen rationalem Erkennen und emotionalen Erfühlen. Es sind zwei Seiten einer Medaille. Deshalb kann ein Mensch seine Gefühle in Konflikten durchaus beeinflussen, indem er seine Gedanken ändert. Reinhard K. Sprenger erläutert: „Nur das Zusammenspiel von Gedanken und Gefühlen gibt Ihnen die Möglichkeit, sich in einer wandelnden Umwelt selbst als Einheit zu erleben.“ Studien haben vielfach nachgewiesen, dass die Dominanz der Gefühle im Konfliktfall zu einer gefährlichen Über-Vereinfachung des Konfliktgegenstandes führt. Man „erspart“ sich gleichsam die komplexen Zusammenhänge, kocht die Suppe auf einen…

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Die eigenen Meinungen können heilig werden

Die meisten Menschen sind daran gewöhnt, sich mittels ihrer Überzeugungen, Ideen und Ideologien zu definieren. Adam Grant warnt: „Das kann zum Problem werden, wenn es uns davon abhält, unsere Meinungen zu ändern, während die Welt sich ändert und Wissen sich weiterentwickelt.“ Die eigenen Meinungen können dabei so heilig werden, dass man allein schon den Gedanken ablehnt, im Irrtum zu sein. Das totalitäre Ego macht sich sofort daran, Gegenargumente auszuschalten, Gegenbeweise zu unterdrücken und Lernen unmöglich zu machen. Wer man ist, sollte sich daran orientieren, was man wertschätzt, und nicht daran,…

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Grausamkeit ist die Vernichtung eines Menschen

Wolfgang Müller-Funk stellt fest: „Grausamkeit bedeutet innerhalb des Phänomenenkomplexes von Gewalt und Aggression nicht einfach eine nur quantitative Steigerung der Leidzufügung. Sondern sie ist womöglich die ultima ratio der Macht- und Gewaltausübung, in der die Auslöschung als Drohung inszeniert wird, um die Anderen gefügig zu machen oder ein Schauspiel in Gang zu setzen, das einen als Zuschauer an der Todesangst der Anderen teilhaben lässt.“ Grausamkeit ist die Vernichtung eines Gegenübers vor dessen/deren physischer Zurichtung, die aus ihm/ihr ein totes Ding macht, über das der Grausame absolute Verfügungsgewalt hat. Es sind…

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Narzissten begeben sich selten in Therapie

Narzisstische Menschen können keine Schwächen an sich wahrnehmen. In Behandlung begeben werden sich also die wenigsten, da es an Krankheitseinsicht mangelt. Und wenn sie es doch tun, dann meist auf äußeren Druck hin. Turid Müller weiß: „Viele werden die Therapie aber schnellstens wieder verlassen. Denn behandlungsbedürftig zu sein, stellt natürlich eine Bedrohung für den Selbstwert dar.“ Die klassische Abwehr ist eine Verbündung mit der behandelnden Person oder deren Abwertung: „Der Grünschnabel hat keine Ahnung!“ In vulnerablen Phasen oder narzisstischen Krisen gibt es unter Umständen genug Leidensdruck, um sich Hilfe zu…

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