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Im Traum zerbröckelt der Mensch

Emanuele Coccia schreibt: „Die Vorstellung, dass unser Ich im Augenblick seiner Geburt an unter dem Einfluss eines sinnfälligen Bildes steht, überrascht nicht wirklich. Wir erfahren diesen subtilen, stummen Einfluss viel häufiger, als wir denken.“ Nacht für Nacht meint man, jeden Kontakt zur Außenwelt abgebrochen zu haben. Man wiegt sich in absoluter Intimität mit sich selbst. Aber die Träume gönnen es einem nicht, dass man sein Gesicht weiter unablässig betrachtet. Immer dann, wenn man träumt, hört der anatomische Körper und jenes Phantasma, das man „Ich“ nennt, auf, über die eigene Natur…

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Die Mordlust besiegt die Vernunft

Judith Butler betont: „Sigmund Freud war ganz und gar nicht überzeugt, dass die Vernunft mörderische Wünsche im Zaum halten kann. Und er äußerte diese Bemerkung, als die Welt am Rand eines neuen Krieges stand.“ Es ist dabei deutlich, wie sich ein bestimmtes zirkuläres Denken zum Instrument der Aggression verwandelt, ganz gleich, ob man diese Aggression wünscht oder fürchtet. Angesichts der Realität destruktiver Triebe war ethische Strenge für Sigmund Freud unabdingbar. Zugleich fragt er sich, ob sie ausreicht. In „Das Unbehagen in der Kultur“ bemerkt Freud zum Über-Ich in seiner ethischen…

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Die Vergangenheit dient dem Selbstbild

Die Vergangenheit wird am häufigsten zur Selbstdarstellung gebraucht. Valentin Groebner erklärt: „Wer sich auf diese Weise mit der Vergangenheit beschäftigt, möchte, dass sie von ihm selbst handelt, ganz persönlich. Das Bild, das in diesem Spiegel erscheint, ist faszinierend: Es verspricht, dass man sich durch eine neu installierte Ich-Geschichte aus der Vergangenheit selbst verändern könnte und irgendwie verbessern.“ Nahgeschichte ist unübersichtlich. Geschichte als Wissenschaft und die Beschäftigung mit dem Alltäglichen und Flüchtigen – real, aber schnell vergänglich – kriegt man nicht sauber getrennt. Aber genau diese Vermischungen interessieren Valentin Groebner. Andere…

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Sigmund Freud entwickelt ein Ich-Konzept

Der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, hat ein sehr einflussreiches Konzept des Ichs entwickelt. Besonders deutlich arbeitet er dies in seiner Schrift „Das Ich und das Es“ von 1923 heraus. In dieser bereichert er den Unterschied zwischen bewusst und unbewusst um die berühmte Begrifflichkeit: Ich, Über-Ich und Es. Markus Gabriel erklärt: „Sigmund Freud versteht „das Ich“ dabei nicht mehr als eine allgemeine Dimension des Wissens, sondern nun als eine Facette oder eine Instanz des Seelenlebens.“ Sigmund Freud schreibt: „Wir haben uns die Vorstellung von einer zusammenhängenden Organisation der seelischen Vorgänge…

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Die Seele besteht aus einer Triade

Mit seiner Studie „Das Ich und das Es“ legte Sigmund Freud 1923 das Gefüge der Seele erstmals als Triade fest. Begründet wird es durch drei Kräfte, die in wechselseitiger Abhängigkeit stehen. Keine dieser Kräfte ist selbstständig, keine kann allein die Überhand gewinnen. Peter-André Alt ergänzt: „Es und Über-Ich streben auf unterschiedliche Weise nach Erfüllung der in ihnen angelegten Potentiale, sind aber aufeinander angewiesen.“ Energetische Tendenz und ökonomische Organisation der drei Instanzen fallen sehr unterschiedlich und auch in sich spannungsreich aus – das ist der Grund für die seelische Instabilität des…

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In der Arbeit kann sich das Selbst kaum mehr finden

Die Arbeit kann ein bedeutender Faktor der Selbstfindung sein. Viele Jobs der Gegenwart haben hierfür allerdings nichts anzubieten. Georg Milzner erläutert: „Sie sind so funktionalisiert, dass sie leicht von Computern gemacht werden können. Was mit einem Großteil von Jobs mit einiger Sicherheit ja auch passiert. Und so ist es sinnvoll, die tiefe Befriedigung weniger in einem Job zu suchen als in einer Tätigkeit, die nicht zwangsläufig Geld einbringen muss.“ Auf Karl Marx geht die Idee zurück, dass Arbeit den Menschen von sich selbst entfremden kann. Er stellte dafür den ursprünglich…

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Jaques Lacan entmystifiziert die Zentralität des Ichs

Was den französischen Psychiater und Psychoanalytiker Jacques Lacan betrifft, so steht am Anfang seiner Psychoanalyse die tiefgründige Reflexion über Narziss. Sowohl Sigmund Freud als auch Jacques Lacan wollten die angebliche Zentralität und Konsistenz des Ichs entmystifizieren sowie jede überschwängliche Schwärmerei, die im Ich alle Triebe und Leidenschaften erschöpft. Isabella Guanzini erklärt: „Wenn die fundamentalistische Leidenschaft für die Identität das Ich zum Kondensationspunkt für jedes Interesse und jede Form von Kult macht, wird das subjektive Leben paranoid und zwanghaft.“ Es wird unfähig, die Präsenz von Alterität in sich selbst und außerhalb…

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Das Ich und die Welt stehen im Konflikt zueinander

Nach Sigmund Freud gibt es einen grundsätzlichen Konflikt zwischen dem Ich und der Welt. Das lehrt die Menschen im Wesentlichen die Erfahrung der Schuld. Matthew B. Crawford fügt hinzu: „Dieser Konflikt verursacht Angst, aber er strukturiert auch das Individuum.“ Das Erwachsenwerden setzt voraus, dass sich die Menschen ihre Konflikte bewusst machen. Sie rational betrachten und klar und deutlich beschreiben, statt zuzulassen, dass sie ihr Verhalten bestimmen. Erwachsen zu sein bedeutet, dass man lernt, Grenzen zu akzeptieren. Die werden einem von der Welt gesetzt, die nicht alle persönlichen Bedürfnisse befriedigen wird.…

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Rolf Dobelli unterscheidet zwischen zwei Ichs

Rolf Dobelli unterscheidet zwischen einem „erlebenden Ich“ und einem „erinnernden Ich“. Das erlebende Ich ist jener Teil des Bewusstseins, der den jeweils aktuellen Augenblick erlebt. Es erlebt nicht nur, was man gerade tut, sondern auch, was man dabei denkt und fühlt. Rolf Dobelli nennt Beispiele: „Es nimmt körperliche Zustände wie Müdigkeit, Zahnschmerzen oder Anspannung wahr.“ Dies alles vermischt sich zu einem einzigen erlebten Moment. Psychologen gehen davon aus, dass ein solcher Moment rund drei Sekunden dauert. Das ist die Dauer, die man als Gegenwart empfindet, kurzum all die erlebten Dinge,…

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Die Präsentation des wirklichen Ichs macht sehr verletzlich

Die meisten Menschen haben sich schon immer für die Welt um sich herum herausgeputzt, ihre besten Seiten herausgekehrt und ihre Fehler, so gut es ging, versteckt oder getarnt. Und so machen sie es auch heute noch in hohem Maß. John Bargh erläutert: „Jeder, der schon einmal auf Facebook, Instagram oder einem anderen sozialen Medium war, weiß, dass die Leute viel Zeit und Sorgfalt darauf verwenden, Upgrade-Versionen ihrer selbst zu präsentieren, das Bild eines Lebens zu zeichnen, das perfekter erscheint, als es tatsächlich ist.“ Manchmal sind diese „Personen“ rein fiktiv, wie…

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