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Mikroaggression breitet sich immer mehr aus

Wenn in den Neunzigerjahren ein Lehrer einen Schüler schlug, verurteilte man das einhellig als „Aggression“. Heute kann es schon als „Mikroaggression“ gewertet werden, wenn ein Lehrer lediglich übersieht, dass sich ein Schüler meldet. Philipp Hübl ergänzt: „Zählten früher ausschließlich körperliche Angriffe als Gewalt, werden heute auch Beleidigungen oder Witze als verbale Gewalt klassifiziert. Dass Beleidigungen für sich genommen moralisch falsch sind, steht außer Frage, doch sind nun eben in die Gewaltkategorie gerutscht.“ „Missbrauch“ bezeichnete einst körperliche Gewalt oder sexuelle Nötigung, inzwischen kann auch Vernachlässigung als „Missbrauch“ zählen. Natürlich ist Vernachlässigung…

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Carl Gustav Jung liebte die Natur

Lucy F. Jones schreibt: „Die Idee, dass wir uns von der Natur abgenabelt, vom Land entwurzelt, Mutter Naturs Nabelschnur durchrissen haben und unsere Psyche nun die Folgen zu spüren bekommt, gehört in der Psychologie nicht gerade zum typischen zeitgenössischen Diskurs.“ Carl Gustav Jung, der Schweizer Psychiater und Psychoanalytiker, ist am besten für seine Theorie zu Archetypen bekannt: die allgemeingültigen, primitiven, uns ureigenen Muster und Tendenzen in unserem kollektiven Unbewussten, die unser Verhalten, unsere Gedanken und unser Bewusstsein prägen. Carl Gustav Jung war ein großer Naturliebhaber. Sein Revier waren die dichten…

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Der Streit ist kein Diskurs

Svenja Flasspöhler schreibt: „Zunächst einmal gilt zu klären, worüber wir reden, wenn wir von „Streit“ reden. Dies umso mehr, als die Ermahnung, wir müssten wieder lernen zu streiten, dieser Tage so oft zu hören ist, dass sie in meinen Ohren schon wieder ein wenig wohlfeil klingt. Streit, da schwingt so herrlich mit, was und doch allen lieb und teuer ist.“ Wer streiten kann, setzt sich mit Andersdenkenden auseinander, hält die Meinungsfreiheit hoch. Wie sagte Ex-Kanzler Helmut Schmidt: „Eine Demokratie in der nicht gestritten wird, ist keine.“ Ein Satz, den sich…

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Eine lieblose Beziehung sollte man verlassen

Von einer Beziehung erwartet man das Paradies auf Erden: man hat sich in den anderen verliebt, um endlich all seine Bedürfnisse erfüllt zu bekommen. Michael Lehofer weiß: „Die Evolution hat die Verliebtheit vorgesehen, um Paarbeziehungen, die ja letztlich der Erhaltung der Art dienen, einen gehörigen Anschub gegeben.“ In der Phase der Differenzierung wird dagegen viel gestritten; man wirft dem Partner vorn, nicht so zu sein, wie man sich ihn vorgestellt hat. Es gibt allerdings auch Beziehungen, die im Dienste der Nachreifung stehen, denn Liebesbeziehungen eignen sich sehr für Nachreifungen. Denn…

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Menschen verändern sich ständig

Andreas Salcher schreibt: „Hermann Hesse entschlüsselt in seinem Gedicht „Stufen“, warum wir uns trotz unseres Beharrungsvermögens im Laufe des Lebens weit stärker verändern, als uns das selbst bewusst ist.“ Da sich Menschen aber freiwillig kaum aus ihrer Komfortzone herausbewegen, hilft der Weltgeist durch Krankheit, Jobverlust, Scheidung oder andere unerwartete äußere Einflüsse ein bisschen nach, um sie auf die nächste Stufe zu schubsen. Und siehe da, auf einmal muss man lieb gewonnene Gewohnheiten aufgeben, Risiken eingehen, Neues lernen. Interessanterweise schrieb Hermann Hesse „Stufen“ in seinem 63. Lebensjahr nach langer Krankheit und…

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Jugendliche wollen nicht wie ihre Eltern leben

Als neue Währung für Status gilt vor allem bei jungen Menschen zum Beispiel Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken, gemessen an der Anzahl der Likes und Followers. Insbesondere hoch qualifizierte junge Menschen leiden eher unter zu vielen als zu wenigen Wahlmöglichkeiten bezüglich ihrer Lebenspläne. In einem sind sie sich allerdings sicher: So wie ihre Eltern wollen sie auf keinen Fall leben. Andreas Salcher fügt hinzu: „Demgegenüber stehen junge Menschen, die keine Perspektiven für sich sehen können. Spätestens seit der Coronapandemie plagt sie die Ahnung, dass es das Leben nicht gut mit…

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Die Bewahrung des Lebens selbst ist ein Gut

Judith Butler schreibt: „Sigmund Freud wendet sich in seinen Überlegungen zur Kriegsverhütung schließlich Gedanken zu, die er in seinen Überlegungen zur Massenpsychologie noch nicht verfolgt hatte: dem Widerstand gegen nationalistische Euphorie und der „organischen“ Grundlage unserer menschlichen Natur.“ Und er kommt zum Schluss, dass die Kriegsneigung nur zweierlei entgegengesetzt werden kann: die Mobilisierung des „Eros als Gegenspieler“ und die Herstellung von Gefühlsbindungen durch Identifizierung. Eine Weiterentwicklung der Masse, so spekuliert Sigmund Freud zu diesem Zweck, ist vielleicht durch Erziehung und die Kultivierung von Gemeinschaftsgefühlen nicht-nationalistischer Art möglich. Ideal wäre, wenn…

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Jedes Leben hat seine Höhen und Tiefen

Es ist in Ordnung sich niedergeschlagen zu fühlen, aber man sollte bald wieder aufstehen. Shunmyo Masuno betont: „Ein fades, eintöniges Leben gibt es nicht. Jedes Leben hat seine Höhen und Tiefen.“ Wenn die Dinge nicht so laufen, wie man es sich wünscht – bei der Arbeit, in persönlichen Beziehungen, mit der Gesundheit – dann trübt sich die Stimmung und man fühlt sich niedergeschlagen. Das wäre eines dieser Täler. Wenn man sich dagegen auf einem Höhepunkt befindet, überschätzt man vielleicht seine Fähigkeiten oder schaut arrogant auf andere herab. Im Buddhismus nennt…

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Die Erwartungen anderer sind nicht die eigenen

Hin und wieder wird es ratsam sein, sich nach den Erwartungen anderer zu richten, will man in einer Gruppe oder einem Team anerkannt werden. Viele Menschen haben aber die Erwartungen anderer derart verinnerlicht, dass sie sie für ihre eigenen halten. Reinhard K. Sprenger weiß: „Das Drama beginnt, wenn Sie sich den Erwartungen anderer reflexhaft unterwerfen. Bisweilen, bevor sie überhaupt ausgesprochen wurden.“ Man folgt dann dem Psychoantreiber „Mach´s andern recht!“ Sein Motto: „Du wirst nur dann geliebt, wenn du anderen gefällst!“ Wer hat dies nicht – so oder ähnlich formuliert –…

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Neid entsteht durch den Vergleich

Bei tief sitzenden Minderwertigkeitskomplexen wird, um dem als unangenehm erlebten Gefühl des Neides zu entgehen – Abwehr –, die eigene Person idealisiert und narzisstisch verklärt. Reinhard Haller weiß: „Da am Beginn des Neides oft der Vergleich mit anderen steht, begegnet der Narzisst den Personen, die er als gleichwertig oder überlegen betrachtet, mit destruktivem Neid, schließlich mit Hass.“ Destruktiver wie konstruktiver Neid ist ein Vergleichsaffekt, mit dem man sich in Relation zu Personen des sozialen Umfeldes setzt. Dies ist in evolutionärer Hinsicht von erheblicher Bedeutung, da Neid durch den Vergleich zum…

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