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Oft bilden Narzissten ein falsches Selbst aus

Man geht davon aus, dass es bei der Entstehung von narzisstischen Persönlichkeitsstörungen erbliche und umweltbedingte Faktoren gibt, die zusammenwirken. Turid Müller stellt fest: „Beim Auftreten der Krankheit gibt es familiäre Häufungen. Das deutet darauf hin, dass die Gene eine Rolle spielen. Stärker sind aber wohl Umweltfaktoren in der Kindheit, welche die Entstehung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung begünstigen können.“ Zum Beispiel kalte oder narzisstische Eltern, Vernachlässigung, mangelnde oder inadäquate elterliche Spiegelung, Verstrickung, Verwöhnung oder übermäßige Bewunderung. Dazu kommen die frühe Übernahme der Eltern- bzw. Erwachsenen-Rolle, Missbrauch und andere Traumata. Diese Umwelteinflüsse sind…

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Hass ist eine dunkle Leidenschaft

Der schweizerisch-amerikanische Psychoanalytiker Léon Wurmser (1931 – 2020) sieht im Hass eine „Kompromissbildung mannigfacher innerer Kräfte“, gleichsam ein „Konvolut psychischer Momente“. Zentral sei dabei die Missachtung der Würde des anderen, etwa durch äußere Beschämung oder Verachtung. Reinhard Haller ergänzt: „Scheinbar sinnlose Hassgefühle treten auf, wenn die psychologischen Triebe wie Wollen, Sehnen, Begehren oder Entscheidenkönnen massiv blockiert werden.“ Letztlich – so auch Léon Wurmser – gehe es dem Hass immer um Zerstörung. Hass, dieser Trieb zur Grausamkeit, diese dunkle Leidenschaft, dieser kalte Emotionskomplex, entwickelt sich meist aus alltäglichen Situationen heraus. Er…

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Die meisten Ängste sind überflüssig

Angst ist ein wichtiges Gefühl, das dem Überleben dient. Heinz-Peter Röhr weiß: „Angst hat die Aufgabe, uns zu warnen, wenn eine Situation gefährlich ist. Angst löst Fluchtimpulse aus, das ist tief in den Genen des Menschen angelegt. Flucht ist dann richtig, wenn man sich aus einer wirklich gefährlichen Situation entfernt.“ Nicht selten stellt einen Menschen Angst jedoch vor eine andere Aufgabe: Hier ist ein Problem zu lösen! Nicht das Ausweichen vor der Angst ist dann die Lösung, sondern das beherzte Zugehen auf das Problem. Oft ist Angst ein Signal, das…

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Die Entmachtung der Männer schreitet voran

Der Mann ist nicht mehr der Garant der sozialen Ordnung und die Frau nicht mehr sein launisches Beiwerk. Tobias Haberl stellt fest: „Die Zeiten, in denen eine männliche Monokultur Frauen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaften ausschließen konnte, sind vorbei.“ Nur die katholische Kirche wehrt sich noch gegen die allmähliche Entmachtung der Männer, aber die ist mit ihren zweitausend Jahren auch schon alt und nicht immer so beweglich. Von Google über Hollywood bis zur Jungen Union berichten Frauen über Diskriminierung und verkrustete Rollenklischees, nicht tuschelnd auf dem Frauenklo, sondern laut…

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Die Frage nach dem Lebenssinn ist uralt

„Glaubst du, das Leben verstanden zu haben?“ Da ist sie wieder, die Frage, die nach dem Banalen und dem Wichtigen fragt. Denn wenn man annimmt, das Leben verstanden zu haben, sollte man auch in der Lage sein, eine Antwort auf die Sinnfrage geben zu können – ganz egal wie diese ausfällt. Maren Urner weiß: „Die Frage nach einem möglichen Lebenssinn ist wohl so alt wie die Menschheit und philosophischer Natur. Eine Überprüfung der Frage „Ist das Leben sinnvoll?“ lässt sich kaum anhand von Daten durchführen.“ Anders aber die Frage nach…

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Emotionale Intelligenz ist ein Modebegriff

Es gibt ein breites Feld an Möglichkeiten, in der Interaktion mit anderen zu versagen. Heidi Kastner erklärt: „Für die Qualitäten, die in diesem Zusammenhang zum Tragen kommen, hat sich der Begriff der emotionalen Intelligenz eingebürgert.“ Dieser ist allerdings nicht unumstritten. Den Terminus führten zwei amerikanische Psychologen ein, John D. Mayer von der University of New Hampshire und Peter Salovey von der Yale University. Der Begriff schloss sich an Überlegungen an, die schon von David Wechsler aufgestellt worden waren. Schon dieser hatte von sozialer Intelligenz gesprochen, die Idee aber nicht weiterverfolgt.…

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In vielen Fällen scheitern Beziehungen

Jeder Mensch ist in einer Partnerschaft viel komplizierter als in sonstigen Beziehungen. Denn man sucht sich den Partner in der stillen Hoffnung aus, die frühkindlichen Muster wiederzufinden. Michael Lehofer weiß: „Wir wollen sie wiederfinden, damit wir das Leben von damals gut machen können. Wir sind davon getrieben, und endlich zu vervollkommnen. Das ist natürlich ein hoher impliziter Anspruch. Kein Wunder, dass Beziehungen nicht selten scheitern.“ Jede sogenannte Liebesbeziehung ist ein Science-Fiction-Film. Liebesbeziehungen haben etwas Traumhaftes. In ihnen stehen Raum und Zeit, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ungeordnet zueinander. Liebesbeziehungen haben immer…

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Rache soll der Gerechtigkeit Genüge tun

Reinhard Haller betont: „Von den pathologischen und bösen Motiven sind die das alltägliche Miteinander bestimmenden normalpsychologischen, durchgehenden Rachemotiven zu unterscheiden.“ Also alle jene, die bei jeder Vergeltungsaktion wirksam sind, zumindest im Hintergrund. Bei jeder Rache, egal, ob sie aus Neid, Hass oder Gekränktheit resultiert, sind die wesentlichen Motivationsfaktoren im Wiederherstellungsversuch des Selbstvertrauens sowie im Ausgleichsgedanken zu finden. Rache ist vielmehr ein primitiver Trieb denn ein humanes Bedürfnis – sie ist verbunden mit dem Verlangen nach Selbstwertstärkung und nach Gerechtigkeit. Daneben sind der Wunsch nach Bestrafung des Schädigers – dieser muss…

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Sucht ist heutzutage keine Sünde mehr

Die sogenannten Normalen verachteten früher Süchtige als Sünder. „Trinkerheilanstalten“ waren im 19. Jahrhundert eingerichtet worden, um die Alkohol-„Sünder“ zur Umkehr zu bewegen. Manfred Lütz weiß: „Die alte Verachtung, die Peinlichkeit der Krankheit, die Scham, das sind noch heute die wichtigsten Hemmungen, die Menschen daran hindern, zur eigenen Sucht zu stehen.“ Doch Sucht ist keine Sünde. Wer sich etwas darauf zugutehalten möchte, nicht süchtig zu sein, der sollte wissen, dass es sogar einen nicht unerheblichen Erbfaktor gibt, für den niemand verantwortlich ist. Außerdem kann jeder Mensch in eine tragische Situation geraten,…

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Grausamkeit will die Unversöhnlichkeit

Der französische Philosoph und Ethnologe Marcel Hénaff beschreibt die Grausamkeit als eine verdoppelte Gewalt. Nämlich als eine „Gewalt in der Gewalt“: „Sie setzt die Absicht voraus, den Gegner durch physischen Schmerz leiden zu lassen und ihn über den Sieg hinaus durch Erniedrigung in Verzweiflung zu stürzen. Die Grausamkeit zeigt den leidenschaftlichen Willen an, die Menschlichkeit des anderen zu vernichten. Wolfgang Müller-Funk erklärt: „Diese mit dieser spezifischen Form von Macht und Gewalt verbundenen Radikalität stellt für Hénaff die eigentliche hermeneutische Herausforderung dar.“ Für den Franzosen wählt die Grausamkeit die Unumkehrbarkeit. Sie…

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