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Ein Gefühl und eine Emotion unterscheiden sich

Viele Menschen wissen zwar, wie sehr Gefühlsäußerungen zum menschlichen Dasein dazugehören, aber trotzdem bestimmte Verhaltensmuster zeigen, um sie tunlichst zu vermeiden. Maren Urner stellt fest: „Diese Differenz zwischen „wissen“ und „handeln“ zeigt, dass es uns schwerfällt, auf die grundlegende Ebene der Gefühle und Emotionen zuzugreifen, die uns als Spezies ausmacht.“ An dieser Stelle bietet sich für Maren Urner eine kurze Einordnung der beiden Begriffe Gefühle und Emotionen an. Denn es lohnt sich ein kurzer Blick auf eine interessante Entwicklung in der psychologischen und neurowissenschaftlichen Forschung zu diesem Thema. Vorab sei gesagt, dass auch nach über einem Jahrhundert Emotionsforschung noch unklar ist, was genau eine Emotion eigentlich ist. Dr. Maren Urner ist Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Köln.

Für eine Emotion gibt es keine einheitliche Definition

Das ist auf der einen Seite beunruhigend, denn weil Maren Urner, selbst wenn sie es wollte, hier keine klare, einheitliche Definition liefern kann. Auf der anderen Seite findet Maren Urner es einen wundervollen Gedanken, weil es soviel Raum für neue Entdeckungen gibt. Unterschiedliche Ansätze gibt es viele. So wurden Emotionen beispielsweise als „evolutionäre, grundlegende Affektprogramme“, als „soziale und kulturelle Konstruktionen des Geistes“ und als „Mehrkomponenten-Prozesse, getrieben durch Beurteilung einer Situation“ konzeptualisiert.

Was also kann man mit Sicherheit über Emotionen und Gefühle sagen? Maren Urner weiß: „Als gemeinhin anerkannt gilt, dass Gefühle einen neurophysiologischen Zustand meinen, der uns bewusst zugänglich ist. Wir können sagen, wenn uns etwas schmerzt oder uns etwas erregt. Dafür benötigen wir einen bildgebenden Gehirn-Scan, sondern spüren es einfach.“ Vielleicht ausgelöst durch ein scharfes Messer oder eine schöne Berührung. Wie genau die neurophysiologische Basis des entsprechenden Gefühls „aussieht“, ist der Inhalt aktueller Forschungsprojekte von zahlreichen Neurowissenschaftlern.

Gefühle finden im Gehirn statt

Was man aber mit Sicherheit weiß – nur um das noch einmal festzuhalten: Gefühle sind neurophysiologisch, finden also im Gehirn statt. Maren Urner fügt hinzu: „Das Gleiche gilt für Emotionen. Anders als die einfachen, bewusst zugänglichen Gefühle, sind sie komplexer und involvieren meist verschiedene Gefühle, Stimmungen und Eindrücke. Wir können sie nicht immer klar benennen.“ Manchmal weil Menschen selbst noch gar nicht wissen, was gerade in ihnen vorgeht.

So wie man ständig an diese eine bestimmte Person denken muss, aber einem Menschen noch nicht klar ist, dass er gerade dabei ist, sich zu verlieben. Maren Urner ergänzt: „Oder wenn wir neu in eine fremde Stadt gezogen sind und uns eine gewisse Schwere aufgrund damit verbundener Abschiede umgibt, ohne dass wir die aufkommende Trauer direkt klar benennen können.“ Aufbauend auf diesem Grundverständnis von Gefühlen und Emotionen werden zukünftige Entwicklungen in der Gefühls- und Emotionsforschung umso interessanter. Quelle: „Radikal emotional“ von Maren Urner

Von Hans Klumbies

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