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Erwartungen fallen zu lassen ist befreiend

Die wenigsten Menschen können ihre Erwartungen fallen lassen. Reinhard K. Sprenger nennt ein Beispiel: „Viele Ehepaare halten oft jahrzehntelang wechselseitig an Erwartungen fest, die der andere beim besten Willen gar nicht erfüllen kann. Der eine macht permanent Druck und wundert sich, dass der andere verhärtet.“ Mehr noch: Die meisten Menschen kommen überhaupt nicht auf die Idee, dass man Erwartungen auch loslassen kann. Diese Menschen haben keine Erwartungen, sie sind ihre Erwartungen. Dabei kann niemand eine Person zwingen, an Erwartungen festzuhalten. Wer das erkennt, ist nicht frei von Problemen, aber frei von der daraus entstehenden Lähmung. Es ist nämlich unglaublich befreiend, über diese Denkmöglichkeit zu verfügen. Jedenfalls war es für Reinhard K. Sprenger eine wertvolle Erkenntnis, dass er Erwartungen loslassen kann – an seine Kinder, an seine Frau, an seine Freunde. Reinhard K. Sprenger, promovierter Philosoph, ist einer der profiliertesten Führungsexperten Deutschlands.

An manchen Erwartungen sollte man unbedingt festhalten

Reinhard K. Sprenger betont: „Denn, und das ist wichtig: Es gibt Erwartungen, an denen Sie unbedingt festhalten sollten. Wenn Sie sie vorher als solche erkannt und erkannt haben.“ Die Freiheit, die Reinhard K. Sprenger sich selbst gibt, beginnt mit Loslassen. Es ist ein berauschendes Gefühl, nichts zu erwarten, nichts zu wollen, sich in den Strom des Lebens einzufügen, nichts abzusichern. Erwartungen los zu lassen, das ist wahre Gelassenheit. Daneben besteht die Möglichkeit, die eigenen Erwartungen zu verhandeln.

Dabei sollte man wie folgt vorgehen. Zunächst sagen: „Dies sind meine Erwartungen.“ Damit definiert man sein persönliches Soll. Dann fragen: „Was sind die Erwartungen des Anderen.“ Damit erkundet man das Soll seines Gegenübers. Wenn die Erwartungen nicht richtungsgleich sind beziehungsweise die Schnittmenge zu gering, muss man abklären: „Wo ist der Punkt, an dem wir uns treffen können?“ Reinhard K. Sprenger ergänzt: „Wenn Sie diesen Punkt nicht finden, können Sie sich zunächst vertagen und die Situation überdenken.“

Hohe Erwartungen führen oftmals zu Konflikten

Sollte man zu denjenigen Menschen gehören, die Konflikte eher vermeiden, dann gilt folgendes: Je weniger Erwartungen man hat, desto konfliktfreier ist das eigene Leben. Je höher die Erwartungen sind, desto wahrscheinlicher werden Konflikte. Und desto extremer. Zugespitzt: Wollen Sie recht haben oder glücklich sein? „Beides“, werden Sie rufen. „Klappt nur selten“, wird Reinhard K. Sprenger antworten. Der Konflikt als Erwartungsdifferenz wird also von zwei Seiten genährt – von den eigenen Erwartungen an andere und den Erwartungen anderer an die eigene Person.

Die Erwartungen anderer haben zunächst nichts mit der eigenen Person zu tun. Reinhard K. Sprenger erläutert: „Die Erwartungen anderer können auch dort bleiben, wo sie herkommen – bei den anderen. Ob Sie sie erfüllen oder nicht, das können Sie wählen.“ Wenn man sie nicht erfüllt, ist ein sozialer Konflikt wahrscheinlich. Wenn man sie erfüllt, ist ein intrapsychischer Konflikt wahrscheinlich. In jedem Fall aber ist ein Preis zu zahlen, entweder auf der einen Seite oder auf der anderen. Quelle: „Magie des Konflikts“ von Reinhard K. Sprenger

Von Hans Klumbies

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