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Eine gute Debatte ist kein Krieg

Wenn eine Person versucht, andere Menschen zu überzeugen, wählt sie oft eine konfrontative Herangehensweise. Adam Grant kennt die Folgen: „Doch das führt dazu, dass sie gereizt sind oder dichtmachen, statt sich unseren Argumenten zu öffnen. Sie gehen in die Abwehr, indem sie einen Schutzschild errichten, gehen zum Angriff über, indem sie ihre Perspektiven predigen und unsere niedermachen, oder manipulieren uns, indem sie uns sagen, was wir hören wollen, ohne ihre Denkweise zu ändern.“ Adam Grant möchte eher eine kollaborative Herangehensweise erforschen – eine bei der Menschen mehr Demut und Neugier zeigen und andere einladen, mehr wie Wissenschaftler zu denken. Adam Grant ist Professor für Organisationspsychologie an der Wharton Business School. Er ist Autor mehrerer internationaler Bestseller, die in 35 Sprachen übersetzt wurden.

In Debatten will man eine Einigung über die Wahrheit erzielen

Seit Jahrhunderten wird Debattieren als eine Kunstform geschätzt, doch inzwischen gibt es eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Untersuchungen dazu, wie gutes Debattieren aussehen sollte. Adam Grant erklärt: „Bei einer formellen Debatte besteht unser Ziel darin, die Meinung unseres Publikums zu ändern. Bei einer informellen Debatte versuchen wir, die Meinung unseres Gesprächspartner zu ändern. Es ist eine Art von Verhandlung, bei der wir versuchen, eine Einigung über die Wahrheit zu erzielen.“

Um sein Wissen darüber zu erweitern, wie man Debatten gewinnen kann, und sich die entsprechenden Fähigkeiten anzueignen, studierte Adam Grant die Psychologie von Verhandlungen. Schließlich nutzte er das, was er gelernt hatte, um führenden Persönlichkeiten in Wirtschaft und Regierung Verhandlungsgeschick zu vermitteln. Dabei gelangte er zu der Überzeugung, dass seine Instinkte völlig falsch waren. Denn eine gute Debatte ist kein Krieg. Sie ist nicht einmal ein Tauziehen, bei dem man den Gegner auf seine Seite ziehen kann, wenn man nur hart genug am Seil zerrt.

Ein schwaches Argument verwässert in der Regel ein starkes

Eine gute Debatte ist eher wie ein Tanz, der nicht choreografiert wurde, mit einer Partnerin, die eine andere Schrittfolge im Kopf hat. Adam Grant fügt hinzu: „Versucht man zu angestrengt zu führen, wird sie Widerstand leisten. Wenn man seine Schritte an ihre anpassen und sie dazu bringen kann, dasselbe zu tun, findet man schließlich eher eine Rhythmus.“ In einem Krieg dagegen besteht das Ziel darin, an Boden zu gewinnen, statt an Boden zu verlieren, sodass man oft Angst hat, sich in ein paar Schlachten geschlagen zu geben.

Bei einer Verhandlung ist es entwaffnend, dem Argument eines anderen zuzustimmen. Die Experten erkannten, dass sie bei ihrem Tanz nicht stillstehen und erwarten konnten, dass ihr Gegenüber alle Schritte machte. Um in Einklang zu gelangen, mussten sie von Zeit zu Zeit einen Schritt zurückmachen. Je mehr Gründe man in einer Debatte anbringt, desto leichter ist es für andere, die schwächsten zu verwerfen. Wie ein Experte sagte: „Ein schwaches Argument verwässert in der Regel ein starkes.“ Quelle: „Think Again“ von Adam Grant

Von Hans Klumbies

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