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Menschen fürchten die soziale Ausgrenzung

Die zuständigen Hirnbereiche für Schmerz bei körperlicher Verletzung und jene für Schmerz bei sozialer Ausgrenzung sind nahezu identisch, wie funktionelle MRT-Untersuchungen sichtbar machen. Menschen waren von Natur aus niemals als Einzelwesen gedacht, sondern konnten nur in der Gemeinschaft in sicherer Verbindung mit anderen überleben, beweisen Bindungsforscher wie Henri Julius. Helga Kernstock-Redl stellt fest: „Die Beachtung sozialer Spielregeln und die Angst vor sozialer Ausgrenzung haben wir also in den Genen, auch wenn wir es als Erwachsene durchaus allein gut aushalten können.“ Um Schuldgefühle zu verstehen, ist es besonders spannend zu wissen,…

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Menschen wünschen sich Verbundenheit

Die Grundmotivation psychisch durchschnittlich gesunder Menschen ist darauf ausgerichtet, sich sozial akzeptiert, mit anderen Menschen verbunden und zugehörig zu wissen. Das auf soziale Verbundenheit gerichtete Grundmotiv setzt nicht voraus, dass das Zusammensein mit anderen immer „Spaß“ machen muss. Joachim Bauer weiß: „Gemeinsam einer schwierigen Situation ausgesetzt zu sein hat meistens sogar eine sozial besonders verbindende Wirkung.“ Auch wenn sich Menschen soziale Verbundenheit auch dann wünschen, wenn keine hedonistischen, also keine genüsslichen Aspekte im Spiel sind, machen gelingende Gemeinschaft, Kooperation und Gegenseitigkeit den meisten Menschen große Freude. Allerdings hat sich die…

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Empathie und Mitgefühl unterscheiden sich

Der Begriff „Empathie“ hat in den letzten Jahren einen meteoritenhaften Aufstieg erlebt. Klaus-Peter Hufer erläutert: „Mit Empathie ist im alltagssprachlichen Gebrauch „Mitgefühl“ oder „Mitleid“ gemeint.“ Danach ist wohltätiges Verhalten gegenüber anderen davon abhängig, dass man sich in sie hineinversetzt, dass man fühlt, was sie fühlen. Und dass man ihren Standpunkt einnimmt oder die Welt durch ihre Augen sieht. Eine sehr ähnliche Definition stammt von der amerikanischen Philosophin und Rechtswissenschaftlerin Martha Nussbaum: „Man kann Empathie als die Fähigkeit definieren, sich die Situation des anderen vorzustellen und dessen Perspektive einzunehmen.“ Obwohl Empathie…

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Die anderen Menschen zählen nicht

Dass jeder vor allem an sich selbst denkt, propagiert und ins Extreme gewendet durch den sogenannten Neoliberalismus, ist seit Jahren, was man den „Geist der Zeiten“ nennen könnte. Daniel Goeudevert klagt an: „Und dieser Geist hat das gesellschaftliche Klima ebenso geschädigt wie die CO2-Emissionen das meteorologische. Extreme Wetterlagen hier wie dort.“ Überhaupt: Unterm Strich zählen die anderen nicht. Man gibt und zeigt sich heute wie man sich gerade so fühlt. Man will aus seinem Herzen, wie es so schön heißt, keine Mördergrube mehr machen. Also ist man, je nach Tagesstimmung,…

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Säuglinge sind hungrig nach Empathie

Zwischenmenschliche Empathie ist keine angeborene Eigenschaft. Ihr Erwerb gehört jedoch zum Entwicklungsprogramm, das die Natur für den Menschen vorgesehen hat. Für diese Annahme sprechen Konstruktionsmerkmale des menschlichen Gehirns. Joachim Bauer erklärt: „Die Geschichte der Empathie innerhalb des Lebens eines Menschen nimmt ihren Anfang in den ersten Lebenstagen. Säuglinge brauchen die einfühlende Reaktion ihrer Bezugspersonen. Sie sind hungrig nach Empathie.“ Wenn sie diese nicht erhalten, können daraus später Entwicklungsstörungen und eine Unfähigkeit zur Empathie resultieren. Dass man sich in ihn einfühlt, erkennt der Säugling daran, dass Bezugspersonen seine körpersprachlichen Mitteilungen der…

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Lebewesen sind in Ökosysteme eingebettet

Das Erkennungsmerkmal einer Gesellschaft, die den Zugang zur Empathie verloren hat, ist der Zynismus. Zyniker pflegen die Empathie als „Gefühlsduselei“ zu bezeichnen und ins Lächerliche zu ziehen. Dass die Menschen der Natur empathisch gegenübertreten können, hat nicht nur evolutionsbiologische, sondern weitere triftige biologische Gründe. Joachim Bauer erklärt: „Jedes Lebewesen dieser Erde – Virus, Einzeller, Pflanze, Baum, Tier oder Mensch – stellt für sich eine biologische Einheit dar. Diese ist in ein jeweils größeres System, in eine größere biologische Einheit eingebettet.“ Am deutlichsten wird das am Beispiel des in den Organismus…

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Es gibt eine dunkle Seite des Mitgefühls

Die dunklen Seiten der Empathie beziehen sich nicht auf den Menschen, sondern auf die Situation, in der er sich befindet. Heinz Bude erläutert: „Der empathische Beobachter schlüpft in die Haut des anderen, indem er sich die Umstände veranschaulicht, die die andere Person so und nicht anders erscheinen lassen.“ Man fühlt mit, wie der andere jetzt ist und im nächsten Augenblick sein wird. Zum Beispiel die Peinlichkeit einer Situation, das Ungeschick in der Rolle und das Bemühen um Haltung werden dem Beobachter zum erlebten Faktum. Auf dieses reagiert er mit Sorge,…

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Absolute Macht führt zu Machtmissbrauch

Es gibt eine sehr subtile Form des Machtmissbrauchs: Es ist die Verletzung der Regeln der alltäglichen Höflichkeit und des Respekts. Diese sind aber auch wesentlich, um dauerhafte Macht zu erreichen. Verschwinden bei einem Menschen Empathie und moralische Gefühle, steigert sich die impulsive Selbstsüchtigkeit. Dacher Keltner stellt fest: „Es stellt sich heraus, dass in den sozialen Netzen die Mächtigen die Hauptquelle für Grobheit, Respektlosigkeit und Unhöflichkeit sind. Damit untergraben sie das Vertrauen in die Zivilgesellschaft und zerstören deren Zusammenhalt.“ Selbst kleinere Verschiebungen der Macht können Menschen dazu bringen, in einer Weise…

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Übungen zur Achtsamkeit liegen im Trend

Die meisten Menschen stellen sich achtsame Personen als respektvoll, mitfühlend und voller Zuneigung gegenüber den Phänomenen des Lebens vor. Bei genauerer Betrachtung trifft diese Erwartung aber nicht unbedingt zu. Georg Milzner erklärt: „Man kann durchaus auch auf Menschen treffen, die Achtsamkeitsübungen praktizieren und zugleich von ungewöhnlicher Kälte sind.“ Meditation macht einen nicht unbedingt zu einem besseren Menschen. Insbesondere in der Welt der Wirtschaft hat sich ein Trend entwickelt, nach dem auch Chefs und Angehörige des Topmanagements vermehrt Übungen der Achtsamkeit praktizieren. Das Ziel ist dabei in erster Linie die Stärkung…

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Jeremy Rifkin fordert eine „empathische Zivilisation“

Der Begriff „Empathie“ hat in den vergangenen Jahren eine steile Karriere gemacht, selbst Politiker wie der amerikanische Präsident Barack Obama klagen über fehlende Empathie, und Vordenker wie Jeremy Rifkin fordern gar eine „empathische Zivilisation“. Auch Straftaten werden heute gerne damit erklärt, dass der Täter einen Mangel an Empathie habe und daher im Gefängnis oder in der Therapie dazu gebracht werden müsse, mehr Empathie zu empfinden. In Ulrich Schnabel regt sich Widerspruch: „Solange Empathie jedoch lediglich als Einfühlung verstanden wird, garantiert ein Mehr davon noch längst kein friedlicheres oder freundlicheres Verhalten.“…

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