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Mensch und Natur gehören zusammen

Weil sie jahrelang gelernt haben, den Menschen in seine Organe und molekularen Einzelteile zu zerlegen und zu analysieren, vergessen viele Ärzte, dass ihr Patient keine „Sache“ ist, sondern ein lebendiges Wesen. Joachim Bauer betont: „Mit einem lebendigen Gegenüber ist man, ob einem das behagt oder nicht, immer in einer Beziehung.“ Aus der modernen Neurowissenschaft und Psychosomatischen Medizin kommt die Erkenntnis, dass die Art der Beziehung reale Auswirkungen auf die „Sache“, also auf die materiellen Aspekte des Körpers haben kann. Auch die einen Menschen umgebende natürliche Welt ist – jedenfalls in großen Teilen – keine leblose „Sache“, selbst wenn man sie wissenschaftlich in ihre Einzelteile zerlegen und analysieren kann. Ein Großteil der Menschen hat leider den Kontakt zur Natur verloren. Prof. Dr. Med. Joachim Bauer ist Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Arzt.

Zu jeder guten Beziehung gehört Empathie

Viele Menschen haben auch vergessen, dass Mensch und Natur durch eine Beziehung verbunden sind. Wenn die Tatsache einer Beziehung von einem der Partner vergessen oder verleugnet wird, hebt das jedoch die Tatsache einer Beziehung an sich nicht auf. Wenn ein Partner in einer Partnerschaft zum Beispiel dazu übergegangen ist, den anderen wie einen Dienstleistungsroboter, also wie eine leblose „Sache“ zu behandeln, dann heißt das keineswegs, selbst wenn die Beteiligten dies leugnen sollten, dass hier nicht eine Beziehung bestünde, wenn auch eine verheerende.

Joachim Bauer stellt fest: „Der Schlüssel zum Ausweg aus den Schwierigkeiten, in denen wir und die Welt uns befinden, ist die Erinnerung oder Wiederentdeckung der Beziehung, in der wir zu ihr stehen.“ Zu jeder Beziehung gehört die Frage der noch vorhandenen oder verlorengegangenen Empathie. Ohne Empathie, ohne den wenigsten ansatzweisen Versuch, die Situation des jeweils anderen zu verstehen, kommt es zu keiner gedeihlichen Beziehung. Unter allen Potenzialen, die dem Menschen von der Evolution mitgegeben wurden, ist die Empathie der tiefste Erfahrungs- und der kraftvollste Handlungsraum.

Die Lebensräume der Menschen drohen zu verschwinden

Ihre Wiederentdeckung kann den Menschen helfen, Abstand zur Konsumsucht, zu den digitalen Wichtigtuereien und zur Selbstüberschätzung der Gegenwart zu finden und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Joachim Bauer erklärt: „Was wäre in unserer Zeit wichtiger, als auf unsere Umwelt und auf uns selbst zu achten und beides zu schützen? Wenn wir so weiterleben wie bisher, werden die Lebensräume für unsere Spezies verschwinden.“

Die Geduld der Natur gegenüber der bisherigen Art der Menschheit zu leben, neigt sich dem Ende zu. Die Menschheit gleicht einer außer Kontrolle geratenen Partygesellschaft, die mehr an Essen und Getränken konsumierte, als ihr guttat. Sich dann mit dem vom Buffet ausgesperrten, hungernden Dienstpersonal eine Reihe von Schlägereien lieferte, schließlich den Garten des Gastgebers verwüstete und wegen Vergiftungserscheinungen in eine Klinik eingeliefert werden musste. Quelle: „Fühlen, was die Welt fühlt“ von Joachim Bauer

Von Hans Klumbies

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