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Angst lässt sich nicht kontrollieren

Angst flutet den menschlichen Organismus mit unangenehmen und alarmierenden Empfindungen. Diese Prozesse kontrollieren oder unterdrücken zu wollen, ist nachvollziehbar. Franca Cerutti stellt fest: „Leider weiß die Forschung: Kontrolle und dagegen ankämpfen verschärfen das Problem. Auch hier hilft ein Faktencheck: Abgesehen vom bewussten Teil deiner Atmung kannst du Abläufe des autonomen Nervensystems nicht willentlich kontrollieren.“ Das angstvollen Fokussieren auf die Angstsymptome kann sogar dazu führen, dass genau das Gegenteil von dem eintritt, was man bezweckt. Man kann Angst nicht kontrollieren oder unterdrücken – aber akzeptieren. In ihrem Buch „Psychologie to go! Wie verrückt sind wir eigentlich?“ erklärt die Psychotherapeutin mit eigener Praxis und Podcasterin Franca Cerutti, was im Körper eines Menschen bei psychischen Erkrankungen, die oft unseren Alltag erschweren, konkret passiert.

Ängste hören nicht von alleine auf

Franca Cerutti betont: „Wenn man sich darauf einigen kann, dass Angst zu einem großen Teil aus Missverständnissen beruht, sind wir schon einen riesigen Schritt gemeinsam gegangen.“ Angststörungen haben viele Gesichter und unterschiedliche Erscheinungsformen. Vielleicht ist Angst ja so ähnlich wie eine Allergie. Nicht jede Allergie erzeugt bei jeder Person die gleichen Symptome im gleichen Ausmaß zum gleichen Anlass. Und so ist es auch mit den Angststörungen. Ebenfalls analog zu Allergien hören übrigens auch Ängste nicht von alleine auf.

Die Hoffnung, dass eine lebenseinschränkende Angst irgendwann von sich aus weg sein wird, ist meist genauso vergeblich wie die Hoffnung, trotz einer Allergie ohne Weiteres nach einer Zeit des Abwartens und Ignorierens wieder Nüsse oder Ananas essen zu können. Franca Cerutti fügt hinzu: „Die meisten Menschen mit Allergien wissen, worauf sie allergisch reagieren, genauso wie die meisten Menschen mit Angststörungen wissen, was ihnen Angst macht.“

Manchen Ängsten kann man nicht ausweichen

Ausweichmanöver vor der Angst können ganz schön lästig und einschränkend werden. Außerdem lassen sie den Lebens- und Aktionsradius schrumpfen. Franca Cerutti weiß: „Dann das Blöde ist: Genau wie Allergien sich ausweiten können, dehnt sich auch die Angst auf immer mehr Lebensbereiche aus. Angst ist gierig und greift sich immer mehr von deinem Leben, wenn du sie lässt.“ Vermeidung ist also nie eine Lösung. Es gibt auch Ängste denen man jedoch nicht ausweichen kann.

Diese sind unheimlich stark und kommen ganz plötzlich. ZACK! Und schon steht man da, mit Panik, Todesangst und Puddingbeinen. Manchmal weiß man, worauf der Anfall zurückzuführen ist, manchmal nicht. Egal wie lebensbedrohlich sich eine Angst anfühlen mag, sie schädigt einen Menschen niemals wirklich. Man wird auch nicht in Ohnmacht fallen oder verrückt werden. Und dann gibt es Ängste, die sind irgendwie immer da. Manchmal denkt man, das Leben an sich reicht schon, um Unwohlsein zu bereiten. Quelle: „Psychologie to go!“ von Franca Cerutti

Von Hans Klumbies

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