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Das Ressentiment zehrt und bohrt

Max Scheler hat das Ressentiment 1912 in einem Essay mit großer Klarheit definiert. Er schreibt: „Es ist das wiederholte Durch- und Nachleben einer bestimmten emotionalen Antwortreaktion gegen einen anderen […], durch die jene Emotion eine gesteigerte Vertiefung und Einsenkung in das Zentrum der Persönlichkeit sowie eine damit einhergehende Entfernung von der Ausdrucks- und Handlungszone der Person erhält.“ Der Schlüsselbegriff, um die Dynamik des Ressentiments zu verstehen, ist für Cynthia Fleury das wiederholte Durch- und Nachleben. Dabei handelt es sich ihrer Meinung nach um etwas, das durchgekaut und wiedergekäut wird, übrigens…

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Der Hass ist elementares Gefühl

Wenn dem Hass eine Liebe vorausgeht, die sich verraten fühlt, dann muss man bei der Analyse des Hasses tiefer ansetzen. Und die Frage, was das Befriedigende, womöglich sogar Lustvolle am Hass sein kann, blendet man ebenfalls aus. Konrad Paul Liessmann weiß: „Eine rasche moralische Verurteilung verkennt, dass es sich beim Hass um ein elementares Gefühl handelt, das in all seiner Destruktivität auch produktive Energien freizusetzen weiß.“ Zur Anatomie dieses verstörenden Gefühls trägt die klassische Definition, die Baruch Spinoza in seiner „Ethik“ gegeben hat, einiges Erhellendes bei. Baruch Spinoza schreibt: „Es…

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Der Appetit auf Zucker ist nahezu unbegrenzt

Eine der interessantesten Konsequenzen der evolutionären Psychologie ist, dass sie viele Fehlfunktionen des menschlichen Denkens und Handelns erklären kann. Hanno Sauer weiß: „Das wahrscheinlich bekannteste Beispiel für eine solche Inkongruenz von Geist und Umwelt ist unser nahezu unbegrenzter Appetit auf Zucker. Kohlenhydrate sind eine wichtige Energiequelle für den menschlichen Körper, und Energie war meist vor allem eines: knapp.“ Es ergab daher Sinn für die Menschen, eine Disposition evolutionär ererbt zu haben, die dafür sorgte, dass sie keine Gelegenheit auslassen würden, Zucker zu sich zu nehmen. Solange Kohlenhydrate rar sind, bleibt…

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Das Trauma der Geburt besteht lebenslang

Der erste Schrei eines Neugeborenen ist Ausdruck von Verlust, Trennung, Vereinzelung und Todesangst. Der Psychoanalytiker Otto Rank hat in diesem „Trauma der Geburt“ den Verlust einer embryonalen „Urlust“ und Wurzel aller Ängste gesehen, die der Mensch in seinem späteren Leben entwickelt. Albert Kitzler ergänzt: „Erst wenn die Hebamme das Neugeborene auf den Bauch der Mutter legt, hört es auf zu weinen, weil es wiedervereinigt ist mit dem, woher es kommt.“ Viele Impulse, Regungen und Empfindungen hat der Fötus über die Blutbahn der Mutter, ihre Bewegungen und Gefühle über das gemeinsame…

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Depressive leiden an Hoffnungslosigkeit

Während einer depressiven Phase geht die Kontrolle über die Stimmung verloren. Bei einer leichten depressiven Verstimmung sind noch Fähigkeiten vorhanden, den Schleier etwa durch Ablenkung oder bei bestimmten Ereignissen zu durchbrechen. Bei mittelschwerer und schwerer Depression gelingt dies nicht mehr. Heinz-Peter Röhr erläutert: „Die Stimmung hat sich der willentlichen Kontrolle entzogen. Sie ist tief im Keller, verbunden mit dem starken Gefühl der Hoffnungslosigkeit, Leere und Sinnlosigkeit.“ Betroffen beschreiben einen Zustand des „Getrenntseins“ und der Gefühllosigkeit. Auch das Feststecken in endlosen Kreisläufen des Grübelns ist eine typische Beschreibung. Ängste und ein…

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Philipp Sterzer interessieren Überzeugungen

Was Philipp Sterzer sehr interessiert, sind Überzeugungen. Natürlich haben Überzeugungen Theorien und Aussagen zum Inhalt. Bei Überzeugungen kommt aber noch ein weiterer wichtiger Aspekt hinzu. Nämlich der, dass zu einer Überzeugung immer auch eine Person gehört, die diese Überzeugung hat. Philipp Sterzer erklärt: „Die Person muss irgendwie zu dieser Überzeugung gelangt sein. Sie hält an ihr fest, vertritt sie möglicherweise gegenüber anderen Personen und ist mehr oder weniger bereit, sie zu ändern – meistens weniger –, wenn sich die Evidenzlage ändert.“ Der Begriff der Rationalität sieht die Überzeugung als mentalen…

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Moralisches Verhalten ist nicht beliebt

Ähnlich wie die Strategie zur Vermeidung von Informationen funktioniert auch das Kalkül des Verzichts von Handlungsoptionen. Die Vermeidungsstrategie setzt darauf, einen moralischen Konflikt erst gar nicht entstehen zu lassen. Sie vermeidet absichtsvoll moralisch relevante Entscheidungssituationen. Man weicht dabei nicht nur einer Information aus, sondern gleichsam einer „Prüfung“. Armin Falk weiß: „Die Strategie funktioniert aber nur als Selbstbetrug.“ Unter kontrollieren, wissenschaftlichen Bedingungen studierte man die Vermeidung von Handlungsoptionen. Menschen sind bereit, Kosten auf sich zu nehmen mit dem Ziel, Situationen zu vermeiden, in denen sie aufgefordert sein könnten, sich moralisch zu…

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Der Hass ist eine destruktive Urform

Nach dem instinkttheoretischen Ansatz dient aggressives Verhalten der Erhaltung des Individuums. Die Triebtheorie sieht in der Aggression einen nach Entladung drängenden Trieb. Reinhard Haller ergänzt: „Die lerntheoretischen Erklärungen führen Aggression auf das Erlernen solchen Verhaltens am Vorbild aggressiver Menschen zurück.“ Die klassische Konditionierung sieht im „Lernen am Erfolg“ beziehungsweise Lernen durch Belohnung und/oder Bestrafung den entscheidenden Entstehungsmechanismus. Da Hass ebenso wie Ärger, Zorn und Wut zu den emotionalen Aggressionsarten gehört, ist für sein Verständnis die Frustrations-Aggressions-Hypothese hilfreich. Nach dieser Theorie wird auf Frustrationen mit Aggressivität reagiert, so auch mit Hass.…

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Menschen fühlen sich oft als Hochstapler

Von Zeit zu Zeit mach sich bei vielen Menschen eine durch ein weniger lähmendes Gefühl des Zweifels geprägte Form des Hochstapler-Syndrom breit. Mehr als die Hälfte der Menschen, die man kennt, haben sich zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Berufslebens wie ein Hochstapler gefühlt. Adam Grant ergänzt: „Man nimmt an, dass dies bei Frauen und marginalisierten Gruppen besonders häufig der Fall ist. Seltsamerweise scheint es jedoch auch unter Überfliegern stark verbreitet zu sein.“ Zu Adam Grants Studenten gehören Leute, denen ein Patent erteilt wurde, noch bevor sie trinken konnten, und die Schachmeister…

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Viele Männer sind ziemlich scheiße

Es gibt ein gutes Argument gegen das Buch „Der gekränkte Mann“. Viele Männer sind tatsächlich ziemlich scheiße: Adolf Hitler, Osama bin Laden, Donald Trump, Björn Höcke und viele andere. Terroristen, Taliban, Amokläufer sind in der Regel Männer. Tobias Haberl fügt hinzu: „Für eine böse Frau muss man lange überlegen. Beate Zschäpe? Vielleicht. Eine langweilige, anstrengende, oberflächliche? Kein Problem – ein Blick auf Instagram genügt.“ Aber eine, die kriminell oder sogar gewalttätig ist? Schwierig. Und wenn einem eine einfällt, ist meistens ihr Vater oder Ehemann schuld. Männer vergewaltigen mehr, töten mehr…

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