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Moralisches Verhalten ist nicht beliebt

Ähnlich wie die Strategie zur Vermeidung von Informationen funktioniert auch das Kalkül des Verzichts von Handlungsoptionen. Die Vermeidungsstrategie setzt darauf, einen moralischen Konflikt erst gar nicht entstehen zu lassen. Sie vermeidet absichtsvoll moralisch relevante Entscheidungssituationen. Man weicht dabei nicht nur einer Information aus, sondern gleichsam einer „Prüfung“. Armin Falk weiß: „Die Strategie funktioniert aber nur als Selbstbetrug.“ Unter kontrollieren, wissenschaftlichen Bedingungen studierte man die Vermeidung von Handlungsoptionen. Menschen sind bereit, Kosten auf sich zu nehmen mit dem Ziel, Situationen zu vermeiden, in denen sie aufgefordert sein könnten, sich moralisch zu verhalten. Armin Falk leitet das Institut für Verhaltensökonomik und Ungleichheit (briq). Außerdem ist er Direktor des Labors für Experimentelle Wirtschaftsforschung, sowie Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn.

Unwissen schützt vor unmoralischen Handlungen

Es ist auch wirklich unangenehm, wenn ein Mensch wohltätig sein soll. Der Wunsch nach einem positiven Image hat für die Fragestellung – warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein – eine doppelte Bedeutung. Armin Falk erläutert: „Zum einen motiviert uns das Streben nach einer positiven Selbst- und Fremdwahrnehmung dazu, Gutes zu tun. Wir suchen die Anerkennung und das Lob und verhalten uns deshalb im Sinne der gültigen Moralvorstellungen.“

Das gleiche Motiv erklärt aber auch, warum man es häufig nicht so genau wissen will, wieso man sich „dumm“ stellt, wieso man wegschaut und die Augen verschließt. Und es erklärt, warum man sich aktiv Situationen entzieht, in denen man moralisch gefordert ist. Dies alles im Versuch, ein gutes Image aufrechtzuerhalten, obwohl man in diesem Moment effektiv unmoralisch handelt. Armin Falk erklärt: „Wir können uns dann hinter unserem Unwissen oder der Tatsache verbergen, dass wir ja gar keine unmoralische Handlung begangen haben.“

Das Böse lockt mit allerlei Versuchungen

Armin Falk stellt fest: „Wir schirmen uns ab und reden uns ein, eigentlich anständig zu sein. Und etwas Bestimmtes hilft uns dabei: die Fähigkeit, zu vergessen.“ Menschen sind Weltmeister im Geschichtenerzählen. Und Geschichten ermöglichen es ihnen, ein kleines Wunder zu vollbringen: etwas Falsches zu tun, ohne das gute Selbstbild zu gefährden. Immer ringt das Gute mit dem Bösen in einem Menschen. Einerseits möchte man vor sich selbst und anderen als guter Mensch dastehen.

Andererseits aber lockt das Böse mit allerlei Versuchungen, mit Geld oder materiellen Vorteilen, mit Privilegien am Arbeitsplatz, gesellschaftlichem Prestige oder sonstigen Annehmlichkeiten. Armin Falk betont: „Die Kosten des Anstands und der Moral bestehen genau darin, auf diese Vorteile zu verzichten.“ Aber ist es so ganz eindeutig, worin das Richtige, das Anständige, das Moralische besteht? Diese kleine Unsicherheit birgt ein teuflisches Potenzial. Es ist die Stunde der Narrative, der Deutungen und Umdeutungen. Quelle: „Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein“ von Armin Falk

Von Hans Klumbies

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