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Autorität gründet auf nichts als Gewohnheit

Ein strenger, aber gerechter Supervater ist ein Produkt der menschlichen Phantasie. Er dient als Gegenentwurf zur stets enttäuschenden Wirklichkeit. Die Qualitäten der Väter wachsen insbesondere nach ihrem Tod. Nach und nach vergisst man ihre üblen Angewohnheiten und überhöht ihre positiven Charakterzüge. Paul Verhaeghe ergänzt: „So werden sie letztlich zu Figuren, die sie in Wirklichkeit niemals waren.“ Daher heißt es nicht umsonst im Volksmund, dass man über die Toten nur Gutes sagen sollte. Ein Held muss vor allem eines sein: tot, das trägt gewaltig zur Idealisierung bei. Am auffälligsten an diesem…

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Gelungene Selbststeuerung erzeugt Lust

Die Erziehung zu einer gelingenden Selbststeuerung ist laut Joachim Bauer ein Akt der Balance. Von denen, die in pädagogischer Verantwortung stehen, fordert sie ein Gleichgewicht zwischen empathischer Zuwendung, dem Mut zur pädagogischen Führung und dem Gewähren von Freiheitsräumen. Dieses ermöglicht es Kindern und Jugendlichen, Autonomie zu erleben und ihre ganz eigenen Erfahrungen zu machen. Dieses Gleichgewicht ist nicht nur an die jeweilige Altersstufe anzupassen. Sondern es muss für jedes Kind individuell immer wieder neu austariert werden. Joachim Bauer erläutert: „Die Erziehung zu Selbstkontrolle und zur sich aus ihr ergebenden Selbststeuerung…

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Ein Narzisst ist rücksichtslos im Austeilen

Das Wesen eines echten Narzissten wird ganz entscheidend durch seine extreme Kränkbarkeit und die ständige Entwertung der Mitmenschen bestimmt. Reinhard Haller weiß: „So unsensibel der Narzisst für die Persönlichkeit und die Gefühlswelt anderer Menschen ist, so empfindlich ist er für sich selbst.“ Jede andere Meinung empfindet er als Verletzung seiner Ehre. Jeder Widerspruch gilt ihm als ungeheuerliche Frechheit. Jede konstruktive Kritik gleicht einer Majestätsbeleidigung. Der Narzisst ist rücksichtslos und grobklotzig im Austeilen, mimosenhaft im Einstecken. Er kann nicht vergessen, da er in ständiger Angst vor einer als existenzielle Bedrohung empfundenen…

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Viele Kinder werden immer verhaltensauffälliger

Die Psychotherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger sieht überall Symptome der Überindividualisierung in der Gesellschaft. Andreas Salcher erklärt: „Das heißt, es wird nur die Verantwortlichkeit für das eigene Leben gespürt.“ Martina Leibovici-Mühlberger meint, die individuelle Lebensplanung der Eltern hat Toppriorität bekommen. Verbindliche Erziehungsnormen gibt es dagegen nicht mehr. Vor allem Lehrer der Volks- und Mittelschulen klagen, dass sich die Anzahl der verhaltensauffälligen Kinder in den letzten Jahren dramatisch erhöht hat. Und die Eltern wollen ihnen auch dann noch die Verantwortung dafür zuschieben. Diese Probleme lasten wie Mühlsteine auf den Schultern der Direktoren und…

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Fanatiker sind von ihren Vorstellungen besessen

Das lateinische Wort „fanaticus“ bedeutet wie das französische „fanatique“ so viel wie „göttlich inspiriert“. Tatsächlich glauben die meisten fanatischen Menschen, im Besitz einer höheren, besseren und auf jeden Fall richtigen Idee zu sein. Reinhard Haller weiß: „Der fanatische Mensch ist von einem Gedanken, einer Vorstellung oder Überzeugung geradezu besessen.“ Es genügt ihm dabei aber nicht, seine Vorstellungen für absolut wahr zu halten. Sondern er zeigt auch gegenüber allen Menschen, die seine Ansicht bezweifeln oder relativieren wollen, völlig intolerant. Mit missionarischem Eifer versucht er, Andersdenkende zu überzeugen. Er verteidigt seine Idee…

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Bilderfluten rauben viel Energie

Niemand stellt die Dinge so perfekt dar wie die Werbung. Es gibt inzwischen eine Bildbearbeitungsindustrie, die dafür sorgt und den Sog in diese Richtung verstärkt. Eine der heftigsten psychischen Überlastungen durch die Digitalisierung hängt mit der immensen Bilderflut zusammen. Mit dieser überschwemmen die Bildschirmmedien die User. Wolfgang Schmidbauer stellt fest: „Dadurch entsteht eine Unruhe, die Energie kostet. Die Bilder saugen uns in einen Strudel, der aus einer spontanen Freude am Schönen und Aufregenden seine Kraft gewinnt.“ Diese Kraft artet aus zum Verhängnis, sobald eine überoptionale Welt zum ständigen Begleiter der…

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Den Menschen geht ihr Selbst verloren

Es ist viel, was den Menschen gegenwärtig verloren geht. Georg Milzner nennt Beispiele: „Das Gefühl, dass wir Tiefe besitzen. Das Verhältnis zum Unbewussten. Die Aufmerksamkeit für unsere Träume.“ Und in immer stärkerem Ausmaß das, was die Psychologie als die Urgestalt der Persönlichkeit ansieht: das Selbst. Man erreicht Menschen erstaunlicherweise leicht, wenn man ihnen dies bescheinigt. Dass die Gegenwart oberflächlich ist, viel zu schnell, um Tiefe zu entwickeln. Sie lässt die Menschen dazu tendieren, Beziehungen zu vernachlässigen und einem Optimierungswahn zu unterliegen. Nun ist das etwas eigentümlich. Denn entfremdete, sich nicht…

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Die Aufmerksamkeit dient vor allem der Selektion

Psychologen und Neurowissenschaftler unterscheiden Aufmerksamkeit und Bewusstsein zwar schon seit über 100 Jahren, doch besonders in den letzten 30 Jahren hat die Forschung stark angezogen. Philosophen waren allerdings zunächst nur vom phänomenalen Bewusstsein in den Bann geschlagen, das sie als das größte Rätsel der Menschheit ansehen. Phillip Hübl ergänzt: „Die Aufmerksamkeit, die kleine Schwester des Bewusstseins, hat ihren Durchbruch erst kürzlich geschafft.“ Neben „Konzentration“ kennt man noch andere mit „Aufmerksamkeit“ verwandte Begriffe wie „Wachsamkeit“, „Fokus“, „Sorgfalt“ oder „Geistesgegenwart“. Auch wenn sie sich sicherlich in Nuancen unterscheiden, kann man Aufmerksamkeit als…

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Es gibt kein eindeutiges Muster des Schuldgefühls

Schuldgefühle kommen in allen menschlichen Kulturen überall auf der Welt vor. Helga Kernstock-Redl weiß: „Sie müssen nicht erlernt werden, sondern gehören zu unserer biologischen Grundausstattung. Allerdings kann man ihnen, anders als beispielsweise Freude, Ekel oder Angst, keine klare Mimik und keine immer gleichen Reaktionen zuordnen.“ Die psychologische Forschung konnte kein eindeutiges Muster des Schuldgefühls finden, weder im Körper noch im Gehirn. Man sieht deshalb anderen Personen nicht immer an, ob sie sich schuldig fühlen. Nur die Betroffenen selbst spüren es. Und manchmal nicht einmal die, denn es verbirgt sich gern…

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Die „neue“ Autorität wird sich aus einer Gruppe speisen

Die traditionelle patriarchale Autorität ist so gut wie verschwunden, und damit auch die aus ihr folgende freiwillige Unterwerfung unter bestimmte Konventionen. Die fieberhafte Suche nach Ersatz ist bereits in vollem Gange, meist werden zwei radikal verschiedene Antworten angeboten. Die erste Antwort ist der verzweifelte Versuch, zur früheren Autorität zurückzukehren. Das muss scheitern, weil ihre Grundlage verschwunden ist. Paul Verhaeghe erklärt: „In verschiedenen Bereichen herrscht zunehmend Macht ohne Autorität, die Unterwerfung daher erzwingen muss, beispielsweise in Wirtschaft, Politik, Schule und sogar im Gesundheitswesen.“ Die panische Konzentration auf den Terrorismus von Muslimen…

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