Allgemein 

Identität und Erinnerung sind eng verbunden

Das Alter ist auch die Zeit der Erinnerung. „Erinnerung ist die Gegenkraft zur Ohnmacht des Lebens“, so der Philosoph Emil Angehrn. Durch die Erinnerung wird das Vergangene durchschaubarer und verstehbarer. Barbara Schmitz ergänzt: „Uns bietet sich damit eine Möglichkeit, der vergangenen Zeit etwas entgegenzusetzen. Und die Erinnerung erlaubt uns zu verstehen, wer wir sind, wie wir die geworden sind, die wir sind.“ Die enge Verbindung zwischen Identität und Erinnerung wird im Alter besonders sichtbar. Der narrative Ansatz ist auch im Kontext von Generativität hilfreich. Das Erzählen der eigenen Lebensgeschichte, die…

Read More
Allgemein 

Es gibt ein „Metamodell der Sprache“

In der achtsamen Sprache geht man unter die Oberfläche, um in die Tiefe zu gelangen. Thomas W. Albrecht erklärt: „Wir sind neugierig, was sich hinter den gesagten Sätzen verbirgt, wie das Erlebte sich möglichst vollständig darstellt.“ Die Formulierung mancher Hinterfragung mag sprachlich etwas holprig klingen, das hat jedoch seinen guten Grund. Man will bei der Hinterfragung den Wortlaut der Aussage so umstellen, dass unter Verwendung derselben Worte eine Frage formuliert wird. Der Sprachgebrauch eines Gesprächspartners soll möglichst unverändert übernommen werden, denn andere Worte können für ihn eine andere Bedeutung haben…

Read More
Allgemein 

Kinder beklagen sich über ihre Eltern

Die meisten Menschen suchen Kontakte mit Personen, die ihnen gut tun und meiden Mitmenschen, die sie kränken. Wolfgang Schmidbauer weiß: „Kinder und Eltern verhalten sich oft gänzlich anders. Sie suchen, längst erwachsen und wirtschaftlich getrennt, immer noch nach Nähe und klagen über einen Mangel an Aufmerksamkeit.“ Sie weisen Geschenke zurück, die sie von anderen annehmen würden. Sie wollen verstanden werden. Der Gedanke, dass Eltern nicht nur körperliche Bedürfnisse befriedigen und die Kinder in der Anpassung an die gesellschaftliche Realität unterstützen, sondern sie verstehen und glücklich machen, hat durchaus zweischneidige Folgen.…

Read More
Allgemein 

Bedürfnisse verwandeln sich oft in Vorwürfe

Erwartungstypen sind Bedürfnisse, die zumindest teilweise unreflektiert in den tiefen Schichten des Bewusstseins eines Menschen schlummern. Erst der äußere Anstoß des Nicht-Erfüllens verlagert sie ins Bewusstsein. Diese Chance wird jedoch selten genutzt. Reinhard K. Sprenger stellt fest: „Wir haben in der Regel nicht gelernt, uns selbst über unsere Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen aufzuklären, noch haben wir gelernt, darüber zu sprechen. Deshalb lenken wir sie aggressiv nach außen.“ Wenn Menschen sprechen, dann im Modus der Anklage: Sie externalisieren. Das haben sie gelernt. Daher kommen ihre Bedürfnisse zumeist in grimmiger Form ans…

Read More
Allgemein 

Verschwörungstheorien sind meist irrational

Bei Verschwörungstheorien ist die asymmetrische und somit irrationale Gewichtung der Evidenz das bestimmende Prinzip. Philipp Sterzer ergänzt: „Ein weiteres Markenzeichen von Verschwörungstheorien ist, dass ihre Aussagen zwar plausibel erscheinen, tatsächlich aber meist in hohem Maße unwahrscheinlich sind.“ Überzeugungen sind dann epistemisch rational, wenn ihre Aussagen mit hoher Wahrscheinlichkeit wahr sind. Das trifft für die meisten Verschwörungstheorien nicht zu. Typischerweise gehen sie zum Beispiel von einem groß angelegten Komplott in einem weit – möglicherweise sogar weltweit – verzweigten Netz von Verschwörern aus, die über Jahre oder Jahrzehnte ihre dunklen Machenschaften treiben.…

Read More
Allgemein 

Eine Unterlassung schont das Selbstbild

Erstaunliche Effekte ergeben sich auch, wenn durch die Darstellung oder Unterschiede in der Entscheidungsarchitektur der Fokus entweder auf Handeln oder Unterlassen liegt. Armin Falk erklärt: „Wenn ich also eine Handlungsfolge aktiv durch eine Entscheidung herbeiführe oder dadurch, dass ich nicht eingreife und den Dingen einfach ihren Lauf lasse. Wir empfinden Unterlassungen in der Regel akzeptabler als aktive Handlungen, auch wenn die Folgen identisch sind.“ Viele Menschen glauben, dass sie aktiven Handlungen eindeutiger schlechte oder gute Intentionen unterstellen können im Vergleich zu einer Unterlassung. Denn bei einer Unterlassung kann es theoretisch…

Read More
Allgemein 

Narzissten ziehen hohe Empathiewerte an

Wenn narzisstische Menschen merken, dass sie weniger Aufmerksamkeit bekommen, können sie ungehalten werden. Turid Müller fügt hinzu: „Dann greifen sie eventuell zu immer extremeren Mitteln, um dir eine starke Reaktion zu entlocken. Wenn du befürchten musst, dass der Mensch an deiner Seite durch Rückzug so verärgert wird, dass du in Gefahr gerätst, dann brauchts du vielleicht wasserdichte Vorwände oder eine dezente Rückzugs-Strategie, die keinen Verdacht erregt.“ Es ist auch möglich, dass man merkt, dass man sofort da raus muss. Dann holt man sich fachkundige Hilfe und bringt sich in Sicherheit.…

Read More
Allgemein 

Viele Männer sind gnadenlose Pragmatiker

Vor zehn Jahren erschien eine ganze Serie von Texten über die sonderbare Verweichlichung junger Männer: Die neue Männergeneration sei ängstlich und gehemmt. Eine Dekade später hat sich das Blatt gewendet. Tobias Haberl schreibt: „Inzwischen haben sich die Melancholiker von damals in gnadenlose Pragmatiker verwandelt, deren Lebensziel darin zu bestehen scheint, keine Fehler zu machen, niemanden vor den Kopf zu stoßen und auf einem Handy mit möglichst langer Akkulaufzeit herumzuwischen.“ Wenn sie mit einer mediterranen Bowl in den Hotspots urbanen Lebensgefühls rumsitzen oder zur „Power Hour“ im Fitnessstudio aufkreuzen, muss Tobias…

Read More
Allgemein 

Veränderungen sorgen für Irritationen

Reflexion hilft. Was will man damit erreichen, wenn man einem Menschen seine Meinung sagt? Hadija Haruna-Oelker fügt hinzu: „Bin ich im Gegenzug bereit, in einer Diskussion meine eigenen Meinungen und Gründe zu überprüfen, oder geht es mir nur darum, meine Position zu behaupten?“ In Talkshows über Diskriminierung zu sprechen ohne Diskriminierte einzuladen, ist ein simples und oft genanntes Beispiel dafür, wie es nicht gehen kann. Es passiert jedoch andauernd. Immer wieder fällt das Stichwort der Repräsentation, also dass von etwas Betroffene zu Wort kommen sollen, ohne die Opferrolle zugewiesen zu…

Read More
Allgemein 

Bürger haben das Recht auf eine Privatsphäre

Alle Bürger haben das Recht, dass ihre Privatsphäre vor Eingriffen von Staat, Unternehmen und Individuen geschützt ist. Gerd Gigerenzer ergänzt: „Dazu gehört das Recht, sich zurückzuziehen, seinen persönlichen Raum zu schützen und seine Intimsphäre zu bewahren. Nicht in jeder Kultur ist die Privatsphäre ein Grundrecht, sie war es auch in der westlichen Geschichte nicht durchgängig.“ Als etwa in den 1870er Jahren die Postkarte eingeführt wurde, waren die Menschen moralisch entrüstet, weil sie glaubten, sie haben den Zweck, das Ausspionieren der privaten Korrespondenz zu erleichtern. In den 1980er Jahren gingen Hunderttausende…

Read More