Allgemein 

Die soziale Phobie ist ein verbreitetes Problem

Die wohl häufigste Angst in der Leistungsgesellschaft ist die Angst, nicht zu genügen. Sie ist ein extrem verbreitetes Problem. Heinz-Peter Röhr erklärt: „Millionen Betroffene leiden unter einer sozialen Phobie. Sie fürchten sich vor Menschen: etwa wenn sie im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, sie haben Angst, unangenehm aufzufallen, etwas Falsches zu sagen, nicht angemessen gekleidet zu sein.“ Das geheime Programm „Ich genüge nicht“ ist dominant. Man versucht, den Konflikten aus dem Weg zu gehen, wodurch die Ängste wiederum stärker werden. Eine Angststörung hat ihren Ursprung darin, dass der ständige Versuch, vor der Angst zu fliehen, nicht funktioniert. Es kommt zu einer Angstkonditionierung, was nicht selten in eine Chronifizierung der Störung führt. Heinz-Peter Röhr ist Pädagoge und war über dreißig Jahre lang in der Fachklinik Fredeburg/Sauerland für Suchtmittelabhängige psychotherapeutisch tätig.

Kein Mensch kann perfekt sein

Die übertriebenen Ängste sind entstanden, weil man vor den vermeintlich unangenehmen Situationen ausgewichen ist. Das Problem findet im Kopf statt. Etwa während einer Busfahrt oder wenn man einen Raum betritt, stellt sich rasch der Gedanke ein, „dass alle nur auf mich schauen, darauf warten, dass ich einen Fehler mache, oder alle sehen, dass die Kleidung nicht absolut korrekt ist …“ Heinz-Peter Röhr erläutert: „Auch hier geht es um die Klärung der Dynamik von Angststörungen. Dafür ist es wichtig zu wissen, dass Angst für den Körper ein ungefährliches Gefühl ist.“

Heinz-Peter Röhr weiß: „Auch bei einer Panikattacke, die mit Todesangst verbunden ist, sind die Körperfunktionen lediglich auf Hochtouren geschnellt. Tatsächlich ist eine Panikattacke jedoch völlig harmlos für den Körper.“ Wie so oft hilft nur das mutige Zugehen auf das Problem. Dabei unterstützt ein neues Programm „Ich genüge immer“. Egal was andere denken, wichtig ist, sich auf Augenhöhe und gleichwertig zu fühlen: „Ich genüge auch, wenn ich Fehler mache, wenn ich nicht perfekt bin!“

Angst kann das Leben deformieren

Auch durch Amygdala-Klärung wird der realistische Blickwinkel möglich: „Schauen tatsächlich alle im Bus auf mich, oder ist nicht jeder mit sich selbst beschäftigt, so wie ich? Spielt mir die Amygdala einen Streich? Ist die Situation tatsächlich so unangenehm oder gefährlich?“ Die gedankliche Unterstützung macht mutiger. Heinz-Peter Röhr rät: „Setzen Sie ein breites Grinsen auf und suchen Sie eine Situation, in der Sie Angst genießen können.“ Ängste besiegt zu haben ist ein schönes Gefühl.

Eine soziale Phobie wird nur mit der richtigen Strategie überwunden. Es ergibt Sinn, die Auslöser genau zu erforschen, sich nicht ungesteuert auf Gefühle, insbesondere auf Ängste einzulassen. Heinz-Peter Röhr betont: „Es ist keine Schande, wenn man sich psychotherapeutische Hilfe holt, Angst kann das Leben deformieren und dazu führen, weit hinter den eigenen Möglichkeiten zu bleiben.“ Der erste Schritt bei der Behandlung von Angststörungen ist Aufklärung. Quelle: „Vom klugen Umgang mit Gefühlen“ von Heinz-Peter Röhr

Von Hans Klumbies

Related posts

Leave a Comment