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Das Ressentiment entwertet alles

Max Scheler beschreibt laut Cynthia Fleury einen Umstand perfekt: Das Ressentiment bedient sich der Urteilskraft, um alles zu entwerten, was es dazu bringen könnte, sich zu reformieren und damit zu verschwinden. Das Ressentiment hat eine extrem starke Fähigkeit zur Selbsterhaltung. Ein erster Weg zur Entwicklung eines Gegenmittels gegen das Ressentiment ist der Begriff der gefühlten Gleichheit. Cynthia Fleury erklärt: „Die Struktur des Ressentiments ist egalitär: Es entsteht in dem Moment, in dem sich das Subjekt zwar als ungleich, aber vor allem als benachteiligt, weil gleich, empfindet.“ Sich ungleich zu fühlen…

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Gefühle wie Gedanken haben einen Inhalt

Anders als Gedanken besitzen Gefühle eine phänomenale Qualität, sie werden aus der Perspektive dessen, der sie hat, auf bestimmte Weise erfahren. Christoph Demmerling erklärt: „Es klänge eigenartig zu sagen, ich habe Angst, fühle das aber nicht. Das Gefühl der Angst ist etwas anderes als der Gedanke, dass man sich gerade in einer gefährlichen Situation befindet.“ Gefühle sind aber nicht nur von Gedanken zu unterscheiden, sondern auch von bloßen Empfindungen wie einem Kälteschauer oder einem Schmerz. Denn anders als Empfindungen haben Gefühle wie Gedanken einen Inhalt, sie sind auf Sachverhalte oder…

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Hanno Sauer stellt die Spieltheorie vor

Im 20. Jahrhundert hat sich eine eigene wissenschaftliche Disziplin herausgebildet, die sich zu einem großen Teil mit den Bedingungen und Grenzen menschlicher Kooperation beschäftigt. Hanno Sauer erläutert: „Die sogenannte Spieltheorie untersucht, wie rationale Akteure miteinander interagieren, und versucht insbesondere zu erklären, warum es oft so schwierig ist, kooperatives Handeln entstehen zu lassen und zu stabilisieren.“ Die Bezeichnung Spieltheorie ist unglücklich gewählt, da sie entweder suggeriert, es handle sich um eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Spielen – also etwa Schach oder Poker oder Basketball – oder dass das menschliche Zusammenleben als…

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Angst ist eine menschliche Grundemotion

Franca Cerutti schreibt: „Mein Gehirn schlägt ständig Alarm! Wie werde ich die Angst los? Die kurze Antwort: gar nicht.“ Angst ist eine menschliche Grundemotion, die man nicht loswerden kann. Das will man aber auch nicht wirklich, denn Angst bewahrt einen Menschen Tag für Tag davor, dumme und gefährliche Dinge zu tun. Ohne das Gefühl der Angst, das sofort einen Fluchtimpuls auslöst oder einem Menschen von vornherein nahelegt, bestimmten Umständen auszuweichen, hätte die Gattung Mensch es erdzeitgeschichtlich betrachtet nicht sehr weit gebracht. Erst einmal gebührt der Angst also Anerkennung und Dankbarkeit…

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Einzelne erzielen in ihrem Leben Fortschritte

Blickt man auf die bisherige Kulturgeschichte der Menschheit, so bestehen erhebliche Zweifel daran, den heutigen Durchschnittsmenschen für glücklicher zu halten als den Menschen in irgendeinem anderen Zeitalter. Albert Kitzler stellt fest: „Die Menschen scheinen unter denselben seelischen Problemen zu leiden wie vor 2000 Jahren, obwohl die Einsichten, die notwendig sind, damit ihr Leben gelingt, schon seinerzeit bekannt waren.“ Aber damals wie heute scheitern viele Menschen an der Anwendung und Umsetzung dieser Einsichten im täglichen Leben. Einzelnen mag es gelingen, in ihrem Leben Fortschritte zu erzielen, belastende Prägungen und leidvolle Affekte…

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Menschen nutzen die Sprache auf zwei Arten

Menschen sind die einzigen Säugetiere, die eine Sprache entwickelt und nutzen können. Thomas W. Albrecht betont: „Die Bedeutung unserer Sprache kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Alles, was wir Menschen erreicht haben, ist mit dem Gebrauch der Sprache verbunden.“ Sprache benutzen Menschen auf zwei unterschiedliche Weisen. Erstens präsentieren sie damit, was sie erleben. Sie denken, fantasieren und schlussfolgern. Sie führen Selbstgespräche, überlegen, machen Pläne, sortieren ihre Erfahrungen und bewerten diese. So entwickeln sie fortlaufend ein Modell ihres Erlebens, das auf den Wahrnehmungen ihrer Sinnesorgane beruht. Zweiten benutzen sie Sprache, um…

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Wahrsager waren schon in der Antike beliebt

Ohne Fingerspitzengefühl, das zur Entwicklung einer guten Geschichte gehört, hätten Wahrsagerinnen, Mystiker und Medien sicherlich nicht so lange überdauernd und in vielen antiken Gesellschaften wichtige Positionen eingenommen. Belege für die Popularität von Wahrsagerinnen datieren vielen Tausend Jahre zurück bis zu den antiken Kulturen Ägyptens, Chinas, Mesopotamiens und Assyriens. Kit Yates stellt fest: „Mit Anbruch der Aufklärung im Europa des 18. Jahrhunderts schwand die Beliebtheit der Wahrsagerzunft, und viele ihrer Zeremonien fielen der wachsenden Skepsis zum Opfer, mit der diese unwissenschaftlichen Praktiken zunehmend betrachtet wurden.“ Mit der Ausbreitung europäischer Kolonialreiche verbreitete…

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Aberglauben hat nichts mit Rationalität zu tun

Gläubige argumentieren häufig, dass sich religiöser Glaube nun einmal auf Bereiche beziehe, die empirisch nicht überprüfbar seien. Es gehe etwa um Phänomene wie Spiritualität, die allein subjektiver Erfahrung zugänglich seien, die weder erklärbar noch objektiv messbar seien und zu denen man mit einem rein rationalen, wissenschaftliche Ansatz somit keine Aussagen treffen könne – und daher auch nicht dürfe. Philipp Sterzer ergänzt: „Ähnlich verhält es sich mit dem Aberglauben, der sich in der Regel auch auf Phänomene bezieht, die sich rational scheinbar nicht erklären lassen.“ Klar gibt es Dinge zwischen Himmel…

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Gegen Verschwörungstheorien hilft Bildung

Verschwörungstheorien erfreuen sich großer Beliebtheit. Konrad Paul Liessmann nennt ein Beispiel: „Keine Demonstration für oder gegen Corona, bei der nicht Verschwörungstheoretiker, denen keine Idee zu abstrus ist, um sich die Welt zu erklären, gesichtet werden.“ Unglaublich wie der Blitz des Unsinns in den naiven Volksboden einschlagen und zur politischen Macht werden kann. Verschwörungstheorien werden aber auch von ihren aufgeklärten Gegnern geliebt. Wie einfach ist es doch, Ansichten zu kritisieren, deren Absurdität offen zutage liegt. Daraus lässt sich wohlfeiles Kapital schlagen. Das es zur Logik der Dummheit gehört, dass man sie…

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Der Krieg verursacht traumatische Neurosen

„Stellen wir uns den lebenden Organismus in seiner größtmöglichen Vereinfachung als undifferenziertes Bläschen reizbarer Substanz vor“: So schreibt Sigmund Freud im Jahr 1920 in seinem Aufsatz „Jenseits des Lustprinzips“, um die Funktionsweise des seelischen Apparates zu illustrieren. Svenja Flaßpöhler ergänzt: „Der Anlass, der Freud zu diesem Bild des reizbaren Bläschens führt, ist der „schreckliche, gerade abgelaufene Krieg“, der einen massenhaft verbreiteten Krankheitszustand mit dem Namen „traumatische Neurose“ verursacht habe.“ Traumatische Neurosen treten nach schweren mechanischen Erschütterungen, Eisenbahnzusammenstößen und anderen mit Lebensgefahr verbundenen Unfällen auf; die Folge sei eine allgemeine „Schwächung…

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