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Wut und Hass können als Programm dienen

Seit einigen Jahren ist in den westlichen Gesellschaften, sowohl in der politischen Öffentlichkeit als auch im Internet, zu beobachten, wie Gruppen entstehen, die vor allem dadurch auffallen, dass sie tiefsitzende, chronische Gefühle der Unzufriedenheit, des Ärgers und der Wut mit sich herumtragen. Joachim Baur stellt fest: „Ihr Thema ist nicht etwa die konkrete Verbesserung der Verhältnisse. Ihr eigentliches Thema scheinen die in ihnen vorhandenen negativen Gefühle selbst zu sein.“ Affekte wie Wut und Aggression sind normalerweise Hilfsmittel und dienen dem Zweck, einem berechtigten Anliegen Gehör zu verschaffen. Für Menschen, die…

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Im Gehirn gibt es Areale für Hassgefühle

Reinhard Haller möchte wissen welche Erkenntnisse die Neurowissenschaften zu den Grundlagen des Hasses erbringen können. Möglicherweise ist das menschliche Gehirn jedoch niemals in der Lage, sich selbst ganz zu begreifen. Obwohl das Gehirn 100 Milliarden Nervenzellen, 5,8 Kilometer an Nervenbahnen und seiner über die Trillionengrenze hinausreichende Zahl an Schaltstellen besitzt. Weil die Hirnforschung aber heute nachweisen kann, welche Teile des Gehirns unter welchen Bedingungen aktiviert werden, müsste es möglich sein, dort Repräsentationen für den Hass zu finden. In der Tat gibt es einige interessante Ergebnisse: So konnte aufgezeigt werden, welche…

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Reinhard Haller kennt die Mythen des Hasses

Der Schriftsteller Graham Green schreibt: „Hass ist ein unwillkürliches Echo der Angst, denn Angst erniedrigt.“ Sucht man in den psychologischen Wissenschaften Rat, ist es ein bewährtes Mittel, bei den alten Mythen, den Märchen und Sagen, den uralten Überlieferungen einzukehren. Reinhard Haller weiß: „Darin sind die Erfahrungen und Weisheiten ganzer Völker und Generationen zu finden, in verdichteter, oft symbolischer und rätselhafter Weise. Tatsächlich werden wir im so reichen Schatz der griechischen Mythologie auf beim Hassthema fündig.“ Am eindrücklichsten wird Hass dort in der Erzählung von „Atreus und Thyestes“ geschildert. Hier werden…

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Ganzheitliche Betrachtungen des Hasses

Die Hassforschung hat in den letzten Jahren einige bedeutsame Erkenntnisse geliefert. Neben den traditionellen philosophischen und psychoanalytischen Arbeiten hebt Reinhard Haller jene hervor, die sich um eine ganzheitliche Betrachtung bemühen: „Als besonders hilfreiches Beispiel seien die von den deutschen Forschern Rolf Haubl (Professor für Soziologie und Direktor des Sigmund-Freud Instituts in Frankfurt/Main) und Volker Caysa (Professor für Geschichte und Philosophie an der Universität Leipzig) erarbeiteten Bestimmungsmerkmale angeführt. In ihrem Werk „Hass und Gewaltbereitschaft“ (2007) zählen sie eine Reihe spezifischer Kennzeichen auf, die bereits ein recht komplexes Bild des Hasses ergeben.…

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Hass setzt zerstörerische Energien frei

Hass wird als Aggressionsaffekt, als zerstörerische Energie, als böse Emotion oder rabenschwarze Leidenschaft bezeichnet. Aber ist er auch eine Krankheit, eine psychische Störung, ein seelisches Leiden? Reinhard Haller weiß: „Die Psychologie gibt darauf eher spärliche Antworten, hat aber einige Konzepte zur Entstehung und Entwicklung des Hasses erarbeitet und liefert verschiedene Modelle zum Verständnis des „normalen“ Hasses.“ Zunächst sehen die psychologischen Wissenschaftler im Hass eine aggressive Emotion. Schon das „Universal-Lexicon“ von 1732 zählt Hass zu den „unangenehmen Emotionen, die die Gefühlsruhe stören und zerstörerische Energien freisetzen“. Später hat sich die Forschung…

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Hass ist extrem schwer zu steuern

Für Aristoteles ist Hass mehr eine ethische Empfindung als eine schmerzhafte Erfahrung. Er könne, wenn er sich gegen Verbrecher richte, durchaus ein angenehmes Gefühl moralischer Überlegenheit vermitteln. Letztlich hält Aristoteles – so eine weitere resignative Erkenntnis –, den Hass für unheilbar. Reinhard Haller erklärt: „Hier kommt einmal mehr der zwischenmenschliche Aspekt des Hasses zum Ausdruck.“ Mehrheitlich halten die Philosophen den Hass für eine Leidenschaft, also eine intensive, das gesamte Verhalten bestimmende und vom Verstand nur schwer zu steuernde emotionale Reaktion. Damit stellen sie eine tiefe Verwurzelung im Gemütsleben, seinen triebhaften…

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Der Querulant sinnt oft auf Rache

Mit Ausnahme der Psychoanalyse, die zahlreiche Erkenntnisse zur Entstehung der Rache geliefert hat, haben fast alle psychologischen und sozialen Disziplinen das Racheproblem vernachlässigt. Bei der „Person des Rächers“ ist beispielsweise auf Persönlichkeitsbezüge und psychische Störungen zu achten, welche die Rache begünstigen oder die auf der anderen Seite hilfreich sein könnten, um sie zu überwinden. Reinhard Haller erklärt: „Mit stärkeren Rachebedürfnissen verbunden sind Persönlichkeitsvariablen wie erhöhte Kränkbarkeit, Verletzlichkeit, Sensibilität für Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, erhöhtes Aggressionspotenzial, eingeschränkte Fähigkeit zur Impulssteuerung, hintergründige Ängste vor Liebesentzug und Selbstwertgefühl sowie Narzissmus in all seinen Facetten.“…

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Hass ist die dunkelste Leidenschaft

Reinhard Haller weiß: „Nur wenn es gelingt, dem Hass in psychologischem Sinne eine fassbare Gestalt zu verleihen, frei von blickverfälschenden emotionalen Verzerrungen, wird es einigermaßen möglich sein, ihn zu durchschauen.“ Es gilt, dem Hass durch Transparenz seinen Schrecken, aber auch seine Faszination zu nehmen und ihn durch radikale Entblätterung angreifbar zu machen. Mit emotionalen Methoden wie Nachfühlen, Nachempfinden oder psychologischem Verstehen stößt man bei dieser dunklen Leidenschaft zunächst nämlich an Grenzen. Um den Hass allerdings zu überwinden, sind dann doch wieder positive emotionale Kräfte erforderlich, ja unverzichtbar. Denn nur wenn…

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Fehlende Zuneigung führt zu bösem Hass

Der Sadomasochismus ist als lustvoller Zerstörungstrieb zu interpretieren. Daneben zielen sadistische Intentionen auf die Bemächtigung des Sexualpartners, auf eine totale Verfügungsbereitschaft und das völlige Aufgeben seiner Eigenständigkeit ab. Reinhard Haller fügt hinzu: „Wenn man einem Menschen jene Zuneigung vorenthält, die er als Kind so gerne gehabt hätte, reagiert er später mit bösem Hass und manchmal mit tödlicher Wut.“ Die zum Bösen führenden Emotionen resultieren auch oft aus Vereinsamung. Die Instabilität sozialer Kontakte entspringt manchmal starken, aggressiv abgewehrten Bindungsängsten, die mit einer emotional gestörten Mutterbeziehung zu tun haben. Beziehungen konfrontieren solche…

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Liebe kann in Hass umschlagen

Der Hass ist ein nicht sehr weit erkundetes Gebiet. Prinzipiell steht er laut Peter Trawny auf der Seite des Bösen. Er scheint das reine Gegenteil der Liebe zu sein. Wenn man einem geliebten Menschen nur Gutes wünscht und tut, wünscht und tut man einem gehassten Menschen nur Schlechtes. Doch die Psychologie der Liebesbeziehungen weiß, dass es so einfach nicht ist. Zunächst wendet Peter Trawny gegen alle philosophischen und sonstigen Idealisierungen der Leibe folgendes ein: „In ihrer Praxis gibt es sehr häufig die Gelegenheit zu erleben, wie sich der Hass durchsetzt…

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