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Der Hass ist elementares Gefühl

Wenn dem Hass eine Liebe vorausgeht, die sich verraten fühlt, dann muss man bei der Analyse des Hasses tiefer ansetzen. Und die Frage, was das Befriedigende, womöglich sogar Lustvolle am Hass sein kann, blendet man ebenfalls aus. Konrad Paul Liessmann weiß: „Eine rasche moralische Verurteilung verkennt, dass es sich beim Hass um ein elementares Gefühl handelt, das in all seiner Destruktivität auch produktive Energien freizusetzen weiß.“ Zur Anatomie dieses verstörenden Gefühls trägt die klassische Definition, die Baruch Spinoza in seiner „Ethik“ gegeben hat, einiges Erhellendes bei. Baruch Spinoza schreibt: „Es…

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Der Hass ist eine destruktive Urform

Nach dem instinkttheoretischen Ansatz dient aggressives Verhalten der Erhaltung des Individuums. Die Triebtheorie sieht in der Aggression einen nach Entladung drängenden Trieb. Reinhard Haller ergänzt: „Die lerntheoretischen Erklärungen führen Aggression auf das Erlernen solchen Verhaltens am Vorbild aggressiver Menschen zurück.“ Die klassische Konditionierung sieht im „Lernen am Erfolg“ beziehungsweise Lernen durch Belohnung und/oder Bestrafung den entscheidenden Entstehungsmechanismus. Da Hass ebenso wie Ärger, Zorn und Wut zu den emotionalen Aggressionsarten gehört, ist für sein Verständnis die Frustrations-Aggressions-Hypothese hilfreich. Nach dieser Theorie wird auf Frustrationen mit Aggressivität reagiert, so auch mit Hass.…

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Der Hass hat nichts Positives an sich

Mit dem Hass ist man immer schon fertig. Carolin Emckes erfolgreiches Buch „Gegen den Hass“ hat dies prägnant erfasst. Es gibt nur ein „gegen“, es gibt kein „dafür“. Konrad Paul Liessmann stellt fest: „Negative Gefühle gibt es viele, aber nur dem Hass kann anscheinend nichts Positives abgewonnen werden.“ Der Hass wirkt schon immer delegitimiert. Niemandem fiele es ein, ein Gesetz zu fordern, das Wutausbrüche, Zornesfalten, gar Angstzustände verbietet. Den Hass jedoch würde man wie die Hassrede am liebsten unter Strafe stellen. Er ist ein einziger Effekt, den man generell, nicht…

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Angst und Lust sind gleichstarke Emotionen

Wenn man auf jemanden wütend ist, urteilt die Wut, dass einem diese Person Unrecht getan hat. Die Wut zeigt dann eine propositionale Einstellung, also eine bestimmte innere Haltung zu einem Sachverhalt. Vor allem aber können Emotionen Wünsche auslösen und zum Tun bewegen. In jedem Menschenleben wechseln sich Phasen der Angst und der Lust ab. Rebekka Reinhard weiß: „Wo sich Angst und Lust treffen, entsteht ein vibrierender Schwebezustand; ein kitzliges Gefühl voller schillernder Widersprüchlichkeit.“ Angstlust ist die Bassline, die überall im Hintergrund wabert. Sie ist der emotionale Soundtrack einer Zeit, die…

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Wut und Hass können als Programm dienen

Seit einigen Jahren ist in den westlichen Gesellschaften, sowohl in der politischen Öffentlichkeit als auch im Internet, zu beobachten, wie Gruppen entstehen, die vor allem dadurch auffallen, dass sie tiefsitzende, chronische Gefühle der Unzufriedenheit, des Ärgers und der Wut mit sich herumtragen. Joachim Baur stellt fest: „Ihr Thema ist nicht etwa die konkrete Verbesserung der Verhältnisse. Ihr eigentliches Thema scheinen die in ihnen vorhandenen negativen Gefühle selbst zu sein.“ Affekte wie Wut und Aggression sind normalerweise Hilfsmittel und dienen dem Zweck, einem berechtigten Anliegen Gehör zu verschaffen. Für Menschen, die…

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Im Gehirn gibt es Areale für Hassgefühle

Reinhard Haller möchte wissen welche Erkenntnisse die Neurowissenschaften zu den Grundlagen des Hasses erbringen können. Möglicherweise ist das menschliche Gehirn jedoch niemals in der Lage, sich selbst ganz zu begreifen. Obwohl das Gehirn 100 Milliarden Nervenzellen, 5,8 Kilometer an Nervenbahnen und seiner über die Trillionengrenze hinausreichende Zahl an Schaltstellen besitzt. Weil die Hirnforschung aber heute nachweisen kann, welche Teile des Gehirns unter welchen Bedingungen aktiviert werden, müsste es möglich sein, dort Repräsentationen für den Hass zu finden. In der Tat gibt es einige interessante Ergebnisse: So konnte aufgezeigt werden, welche…

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Reinhard Haller kennt die Mythen des Hasses

Der Schriftsteller Graham Green schreibt: „Hass ist ein unwillkürliches Echo der Angst, denn Angst erniedrigt.“ Sucht man in den psychologischen Wissenschaften Rat, ist es ein bewährtes Mittel, bei den alten Mythen, den Märchen und Sagen, den uralten Überlieferungen einzukehren. Reinhard Haller weiß: „Darin sind die Erfahrungen und Weisheiten ganzer Völker und Generationen zu finden, in verdichteter, oft symbolischer und rätselhafter Weise. Tatsächlich werden wir im so reichen Schatz der griechischen Mythologie auf beim Hassthema fündig.“ Am eindrücklichsten wird Hass dort in der Erzählung von „Atreus und Thyestes“ geschildert. Hier werden…

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Ganzheitliche Betrachtungen des Hasses

Die Hassforschung hat in den letzten Jahren einige bedeutsame Erkenntnisse geliefert. Neben den traditionellen philosophischen und psychoanalytischen Arbeiten hebt Reinhard Haller jene hervor, die sich um eine ganzheitliche Betrachtung bemühen: „Als besonders hilfreiches Beispiel seien die von den deutschen Forschern Rolf Haubl (Professor für Soziologie und Direktor des Sigmund-Freud Instituts in Frankfurt/Main) und Volker Caysa (Professor für Geschichte und Philosophie an der Universität Leipzig) erarbeiteten Bestimmungsmerkmale angeführt. In ihrem Werk „Hass und Gewaltbereitschaft“ (2007) zählen sie eine Reihe spezifischer Kennzeichen auf, die bereits ein recht komplexes Bild des Hasses ergeben.…

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Hass setzt zerstörerische Energien frei

Hass wird als Aggressionsaffekt, als zerstörerische Energie, als böse Emotion oder rabenschwarze Leidenschaft bezeichnet. Aber ist er auch eine Krankheit, eine psychische Störung, ein seelisches Leiden? Reinhard Haller weiß: „Die Psychologie gibt darauf eher spärliche Antworten, hat aber einige Konzepte zur Entstehung und Entwicklung des Hasses erarbeitet und liefert verschiedene Modelle zum Verständnis des „normalen“ Hasses.“ Zunächst sehen die psychologischen Wissenschaftler im Hass eine aggressive Emotion. Schon das „Universal-Lexicon“ von 1732 zählt Hass zu den „unangenehmen Emotionen, die die Gefühlsruhe stören und zerstörerische Energien freisetzen“. Später hat sich die Forschung…

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Hass ist extrem schwer zu steuern

Für Aristoteles ist Hass mehr eine ethische Empfindung als eine schmerzhafte Erfahrung. Er könne, wenn er sich gegen Verbrecher richte, durchaus ein angenehmes Gefühl moralischer Überlegenheit vermitteln. Letztlich hält Aristoteles – so eine weitere resignative Erkenntnis –, den Hass für unheilbar. Reinhard Haller erklärt: „Hier kommt einmal mehr der zwischenmenschliche Aspekt des Hasses zum Ausdruck.“ Mehrheitlich halten die Philosophen den Hass für eine Leidenschaft, also eine intensive, das gesamte Verhalten bestimmende und vom Verstand nur schwer zu steuernde emotionale Reaktion. Damit stellen sie eine tiefe Verwurzelung im Gemütsleben, seinen triebhaften…

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