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Sexyness ist das Resultat neuer Ideologien

Der sexuelle Körper steht im Mittelpunkt der weitverbreiteten Faszination durch Sex und alles sexuelle Explizite in Print- und Rundfunkmedien. Laut Walter Benjamin zirkuliert das Sexualobjekt in vielen Versionen seiner selbst in einer Konsumkultur, die das Bewerben und Verkaufen von Gütern erotisiert. „Sexyness“ ist das Resultat neuer Ideologien der Sexualität als einer Warenform und das Selbst als eines Bilds. Eva Illouz ergänzt: „Sexyness lebt von Konsumgegenständen, mit denen der sexuelle Körper enthüllt, zur Schau gestellt und betont wird. Sie deutet auf den begehrenswerten nackten Körper, den konsumierbare Kleidungsstücke zu erkennen geben und heraufbeschwören.“ Eva Illouz ist Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität von Jerusalem. Außerdem ist sie Studiendirektorin am Centre européen de sociologie et de science politique de la Sorbonne.

Sexyness ist demokratischer als Schönheit

Sexy zu sein heißt, bestimmte Arten von Kleidung – Jeans zum Beispiel – auf eine bestimmte Weise zu tragen – enganliegend zum Beispiel. Sexyness ist demokratischer als Schönheit, weil sie einer größeren Zahl von Menschen offensteht, den Gutaussehenden und den von Haus aus nicht so Hübschen. Und weil sie das Ergebnis einer Selbstinszenierung ist und nicht von angeborener Schönheit, macht sie den Konsum zu einem permanenten Merkmal der Selbsterfahrung. Sexuellen Attraktivität wird performativ durch Konsumartikel und -praktiken hergestellt und ist somit eine ökonomische Leistung.

Sport, Mode, Kosmetik, medizinische und pharmazeutische Produkte verwandeln den Körper in eine Oberfläche, die visuell sexuelles Begehren auslöst und als definiertes Objekt konsumierbar werden soll. Eva Illouz stellt fest: „Der sexuelle Blick erfasst Gegenstände und Personen als eine einzige Einheit und stellt durch die kulturelle Kategorie des sexy attraktiven Körpers, in dem sich Sexualität und Konsum wechselseitig dem Blick darbieten, eine nahtlose Kontinuität zwischen beiden her.“

Die sexuelle Begegnung ist eine Inszenierung

„Feminität“ oder „Maskulinität“ sind Konsumstile, die einer visuellen Logik der Anerkennung des Verbrauchers folgen. Wie der französische Autor und Künstler Guy Debord sagte: „Die Gesellschaft des Spektakels ist keine bloße Ansammlung von Bildern, sie ist vielmehr ein durch Bilder vermitteltes soziales Verhältnis.“ Dies gilt nirgendwo mehr als in der sexuellen Begegnung, bei der es sich allerdings um eine Inszenierung der Partnerbindung durch Persönlichkeitsbilder handelt, die selbst auf Konsumgegenstände verweisen und von diesen inszeniert werden.

Eva Illouz erläutert: „Die sexuelle Identität ist in die Ästhetisierung der alltäglichen Erfahrung durch Konsumgegenstände, die den Körper in eine visuelle und ästhetische Ware verwandelt, eingeschrieben.“ Zu Recht erinnert der Kunsthistoriker Nicolas Mirzoeff daran, dass das Subjekt des Sehens zugleich das Objekt des Gesehenwerdens ist. Der visuelle sexuelle Akteur ist Experte darin, anderen als visuellen Oberflächen zu begegnen. Zugleich ist ihm bewusst, dass er Gegenstand der visuellen Bewertung durch andere ist. Quelle: „Warum Liebe endet“ von Eva Illouz

Von Hans Klumbies

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