Selbstfürsorge schützt vor Burn-out
Burn-out trifft nicht nur gestresste Arbeitnehmer aus der Wirtschaft oder dem Bankwesen, sondern auch Menschen, die sich für andere aufopfern. Dazu zählen Mütter, Krankenpfleger, Sozialarbeiter, Sozialpädagogen, Ärzte und Seelsorger, und zwar insbesondere dann, wenn sie für ihren Einsatz nur wenig Wertschätzung und Anerkennung bekommen. Klaus Biedermann ergänzt: „Betroffen sind nicht nur Menschen, die sich hauptsächlich über ihre Arbeit definieren und andere Lebensbereiche eher als nebensächlich betrachten. Sondern es werden auch in einem rein privaten Kontext Symptome eines Burn-out beobachtet. Vor allem, wenn es dort zu Konflikten kommt. Denn auch diese Bereiche berühren das Thema Sinngebung.“ Eine Situation, von der man einmal glaubte, sie gebe einen Sinn, hat sich verändert. Man erhält sie nun aus unterschiedlichen Gründen aufrecht, aber schöpft keine Kraft mehr aus ihr. Dr. phil. Klaus Biedermann leitet seit mehr als 30 Jahren Selbsterfahrungskurse und Burn-In-Seminare in seiner Sommerakademie auf der Insel Korfu.
Betroffene von Bore-out finden keinen Sinn in ihrem Tun
Der Unterschied zu Menschen mit einem Bore-out-Syndrom (Langeweile) besteht darin, dass diese im Vorhinein schon keinen Sinn in ihrem Tun finden. Sei es, dass sie längere Zeit arbeitslos sind oder beispielsweise zu stumpfsinnigen Arbeiten herangezogen werden, ohne irgendeine Abwechslung. Klaus Biedermann geht allerdings davon aus, dass die meisten Menschen zu Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit mit Überzeugung ans Werk gingen. Vielleicht starten sie ins Berufsleben sogar mit einer großen Portion Enthusiasmus. Sie sahen einen Sinn in dem, was sie sich als Profession ausgesucht hatten, oder hofften, einen Sinn darin zu finden.
Wer der Meinung ist, dass es nie genug ist, was er leistet, oder Ziele verfolgt, die er nie erreichen kann, ist in hohem Maße Burn-out gefährdet. Wer hingegen nach dem Motto lebt: „Ich kann Fünfe auch mal gerade sein lassen“ oder „Gut Ding will Weile haben“ oder „Aus Fehlern lerne ich“, für den ist das Risiko gering, an Burn-out zu erkranken. Wer erst einmal dafür sorgt, dass es ihm gut geht, sich zunächst einmal um sich selbst kümmert, wird höchstwahrscheinlich kein Burn-out bekommen. Wer allerdings die Bedürfnisse anderer immer wichtiger nimmt als die eigenen, ist stark Burn-out gefährdet.
Menschen mit Burn-out sind oftmals extrem ehrgeizig
Sehr oft sind Menschen von Burn-out betroffen, die nach außen orientiert scheinbar alles im Griff haben oder meinen, alles im Griff haben zu müssen. Klaus Biedermann weiß: „Doch wer das Leben im Griff haben möchte, greift ins Leere. Er bleibt jedoch mit leeren Händen zurück – eine Erkenntnis, die in diesem Fall allerdings zu spät kommen kann.“ Folgende Charakteristika kann man bei Menschen mit Burn-out häufig beobachten: Sie sind ehrgeizig, identifizieren sich aber hauptsächlich mit ihrer Organisation oder Arbeit.
Darüber hinaus sind solche Personen auch noch in hohem Maße selbstkritisch. Außerdem können sie sich Fehler schlecht verzeihen. In eine Krankheit wie Burn-out entwickelt man sich hinein. Dieses Hineinentwickeln ist ein dynamischer Prozess. Wenn dieser möglich ist, kann man sich auch wieder herausentwickeln. Das sollte auf jeden Fall Mut machen. Vor einem Burn-out gab es also, wie bei jeder schweren Erkrankung, schon manch zarten Hinweis. Dieser wurde aber in der Hektik des Alltags einfach übergangen. Quelle: „Burn-In statt Burn-out“ von Klaus Biedermann
Von Hans Klumbies