Die Dankbarkeit ist die heiligste aller Pflichten
Viele Menschen verknüpfen mit dem Namen Adam Smith die Ideen von Wettbewerb, Eigeninteresse und Gier. In seinem Buch „Untersuchung der Natur und Ursachen von Nationalreichtum“, das 1776 erschien, stellte Adam Smith Theorien zur Aufteilung der Arbeit, des Geldes, des Tauschhandels und des Warentauschs auf. Er sprach von einer „unsichtbaren Hand“, die den Markt regelt und vom Problem der Armut. Dacher Keltner fügt hinzu: „Er hatte 17 Jahre zuvor seine „Theorie der ethischen Gefühle“ veröffentlicht. In der schlug er sich mit der Frage herum, welche Verhaltensweisen zu starken sozialen Gemeinschaften führen.“ Wie David Hume vor und Charles Darwin nach ihm bewies Adam Smith, ein Meister der moralischen Gefühle wie Leidenschaft und Ehrfurcht zu sein. Dacher Keltner ist Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley und Fakultätsdirektor des UC Berkeley Greater Good Science Center.
Das Äußern von Dankbarkeit fördert das Gemeinwohl
Adam Smith schreibt: „Da indessen die Pflichten der Dankbarkeit vielleicht die heiligste von all den Pflichten sind, die die wohltätigen Tugenden uns vorschreiben, so sind die allgemeinen Regeln, die diese Pflichten der Dankbarkeit festsetzen, wie ich bereits sagte, die allergenauesten.“ Dankbarkeit ist die Reaktion auf Dinge, die man bekommen hat. Dinge von denen man meint, sie seinen heilig, unersetzbar und ein wertvolles Opfer. Diese Gaben können Gegenstände sein, aber auch Erfahrungen, neue Möglichkeiten und Lebensbedingungen oder eine Person.
Allerdings muss die Gabe etwas sein, das man nicht durch die eigene Anstrengung und den eigenen Willen bekommen kann. Eine tragfähige neue Wissenschaft der Dankbarkeit hat herausgefunden, wie segensreich es für jeden ist, Dankbarkeit zu zeigen. Das Aufrechterhalten der Macht beispielsweise hängt jedoch davon ab, wie man die innere Erfahrung der Dankbarkeit nach außen umsetzt. Ganz ähnlich wie Empathie und Berührungen erzeugt das Äußern von Dankbarkeit soziale Interaktionen. Die fördert das Gemeinwohl.
Dankbarkeit transportiert Hochachtung und Wertschätzung
Dacher Keltner erläutert: „Die von allen geteilten segensreichen Wirkungen wiegen mögliche Nachteile und jeglichen Stress auf. Außerdem stärken sie die Verbindungen, die soziale Netze ausmachen. Sie bereiten die Bühne für das Erlangen bleibender Macht vor.“ Das Erweisen von Dankbarkeit wurzelt bei den Vorfahren der heutigen Menschen im Tausch von Nahrungsmitteln. Das Berühren ist die allereinfachste Form, Dankbarkeit zu zeigen. Menschen drückten Dankbarkeit noch durch viele andere Weisen aus: durch freundliche Briefe, per Augenkontakt, durch ehrerbietige Verbeugungen, Umarmungen. Zudem durch das öffentliche Anerkennen dessen, was jemand gesagt hat.
Wie Berührungen transportieren solche Ausdrucksformen von Dankbarkeit Hochachtung und Wertschätzung. Das aktiviert wiederum das Belohnungszentrum und die mit dem Gefühl von Sicherheit befassten Gehirnregionen. Und umgekehrt bringt es die mit Stress verbundenen Regionen des Nervensystems zur Ruhe. Indem man Dankbarkeit erweist, verstärkt man die Bindungen innerhalb der sozialen Netze. Einzelne, die bei der Formierung von Gruppen Dankbarkeit zeigen, haben Monate später eine stärkere Position in der Gruppe. Quelle: „Das Macht-Paradox“ von Dacher Keltner
Von Hans Klumbies