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Optimisten sind Überzeugungstäter

Optimismus ist keine Zauberei, obwohl er auf einem intellektuellen Taschenspielertrick basiert: Man erklärt sich positive Ereignisse so, dass sie permanent bestehende Ursachen haben und demzufolge immer wieder eintreten können. Der Glaube an die eigene Überdurchschnittlichkeit basiert dabei auf einer Logik, die Jens Weidner wie folgt beschreibt: „Erfolg ist mein Verdienst. Misserfolg ist Sorry, das liegt an euch. Optimisten kommunizieren diesen Trick natürlich mit niemanden.“ Das würde nur ihr Umfeld verärgern – und das vollkommen zu Recht, denn diese Schuldzuschreibung entspricht natürlich nicht der Realität, was Optimisten auch wissen. Das macht aber nichts, denn darum geht es nicht. Dieses Denken tut gut, man macht sich weniger Sorgen und man schläft besser, weil man sich nicht zu viele Gedanken über die eigenen Fehler macht. Jens Weidner ist Professor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie.

Pessimisten versuchen nichts Innovatives

Jens Weidner erläutert: „Es geht bei diesem Hauch von Größenwahn schlichtweg darum, sich positiv für künftige Aufgaben einzustimmen, trotz einer Niederlage.“ Optimisten sind Überzeugungstäter. Ihre vorausschauenden Fähigkeiten helfen zum Beispiel, die Chancen und Fallenstricke im Geschäftsleben seismografisch zu erfassen. Nachdem sie einmal Erfolg hatten, strengen sie sich beim nächsten Mal noch stärker an. Sie sind sich eben sicher, dass sich das gute Gefühl des Erfolges permanent fortsetzen lässt.

Pessimisten dagegen befürchten, dass sich alles zum Schlechteren ändern könnte. Deshalb versuchen sie nichts Innovatives, sondern setzen auf altbewährte Stabilität, um so zukünftig Schlechteres zu verhindern. Jens Weidner ergänzt: „Und sie glauben im Gegensatz zu den Optimisten, dass die Ursachen für ihre Niederlagen und Misserfolge permanent besteht und diese sich deswegen wiederholen werden.“ Eine wiederholte Anstrengung ergibt daher für sie auch keinen Sinn. Projekte hinzuschmeißen liegt bei dieser pessimistischen Einstellung nahe. Eine demotivierende Haltung.

Ein gutes Selbstmarketing hat noch niemandem geschadet

Optimisten betrachten negative Entwicklungen dagegen als temporär, das heißt, sie sind in ihren Augen nie von Dauer. Ein Misserfolg ist ihrer Meinung nach nur ein zu vernachlässigender Ausreißer in einem Leben, das ansonsten recht gut verläuft. Optimisten setzten auch eine positive Illusion ein, bei der sie sich in ein besseres Licht stellen, als es objektiv gerechtfertigt wäre. Ein gutes Selbstmarketing hat noch niemandem geschadet, vor allem wenn es nicht nur Show ist, sondern mit Substanz unterfüttert ist.

Dennoch neigen Optimisten schnell dazu, die Fähigkeit zur Kontrolle beruflicher Entwicklungen zu überschätzen. Jens Weidner erklärt: „Zukünftiges erscheint ihnen dadurch weniger riskant, man hat schließlich gefühlt alles im Griff. Für Selbstständige ist dieser Ansatz überlebenswichtig, sonst würden sie sich den Herausforderungen gar nicht stellen, die eine Selbstständigkeit mit sich bringt.“ Die Gedanken an Investitionsmittel und Verschuldung würden sie um den Schlaf bringen. Doch dank der positiven Illusion fühlt es sich trotzdem gut an. Quelle: „Optimismus“ von Jens Weidner

Von Hans Klumbies

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