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Narzissten halten sich für etwas Besonderes

Narzissten sind von ihrer eigenen Großartigkeit begeistert und halten sich für etwas Besonderes. Ein berühmtes „Ich!“, der Maler Salvador Dalí sprach: „Jeden Morgen, wenn ich erwache, erlebe ich die allergrößte Freude: nämlich Salvador Dalí zu sein.“ Bei Narzissten dreht sich alles um das eigene grandiose „Ich!“. Mitja Back weiß: „Positive Selbsteinschätzungen sind erst mal nichts Ungewöhnliches. Die meisten von uns neigen dazu, sich in einem positiven Licht zu sehen.“ Um es mit den Worten des amerikanischen und Schriftstellers Oliver Wendell Holmes zu sagen: „Nichts ist so gewöhnlich wie der Wunsch, bemerkenswert zu sein.“ Viele Menschen überschätze ihre eigene Intelligenz. Dieser sogenannte „Besser-als-Durchschnitt-Effekt“ findet sich in sehr vielen Studien und bei vielen weiteren positiven Eigenschaftenwie Aussehen, Sportlichkeit, Geschicklichkeit und Humor. Mitja Back ist seit 2012 Professor für Psychologische Diagnostik und Persönlichkeitspsychologie an der Universität Münster.

Narzissten finden sich grandios

Bei Narzissten zeigt sich der „Besser-als-Durchschnitt-Effekt“ allerdings deutlicher. Ein „Ich!“ sagt, dass es klüger, attraktiver, sportlicher und humorvoller ist als 90 Prozent oder im Extremfall 99 Prozent der anderen Menschen. Narzissten finden sich grandios. Das verleiht ihnen im Alltag eine Kraft, die andere Menschen charmant in den Bann ziehen, aber auch arrogant abstoßen kann. Mitja Back erklärt: „Aus der gefühlten Großartigkeit leiten Narzissten den Anspruch ab, mehr vom Leben erwarten zu dürfen als andere.“

Aus ihrer Sicht sind sie es einfach wert, mehr beachtet zu werden. Ihnen sollte Besonderes widerfahren, weil sie etwas Besonderes sind. Ausflüge von so einem Anspruchsdenken kennen fast alle Menschen. Wenn man zum Beispiel Geburtstag hat, dann darf sich für einen Tag lang ruhig einmal alles um die eigene Person drehen. Oder wenn man mit einer wirklich schlimmen Erkältung darniederliegt – dann gebührt einem das Mitleid, das Tätscheln und der vorbeigebrachte Tee.

Alle Menschen sind mehr oder weniger narzisstisch

Ein Narzisst muss für eine solche Sonderbehandlung nicht krank sein oder Geburtstag haben. Jeder Tag ist für ihn ein „Ich-Tag“. Mit unvergleichlichem Charme drückte der irische Schriftsteller und Lebemann Oscar Wilde dieses narzisstische Selbstverständnis aus: „Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Ich bin immer mit dem Besten zufrieden.“ Das narzisstische Anspruchsdenken zeigt sich deutlich in Situationen, in denen es um die mehr oder weniger gerechte Verteilung von Ressourcen geht.

Ein Ich! verzichtet nicht gern. Mitja Back ergänzt: „Narzissten nehmen sich das größte Stück vom Kuchen. Sie haben es einfach verdient.“ Narzissmus, das betrifft nicht nur die anderen. Das Gefühl, etwas Besonderes zu sein und mehr zu verdienen als andere, ist keine Krankheit. Narzissten sind nicht nur irre Freaks, die wir bestaunen und kopfschüttelnd belächeln können. Alle Menschen sind mehr oder weniger narzisstisch, so wie alle eine Körpergröße haben. Quelle: „Ich! Die Kraft des Narzissmus“ von Mitja Back

Von Hans Klumbies

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