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Resilienz kann man erlernen und trainieren

Zahlreiche Wissenschaftler erforschen, wie sehr man Resilienz beispielsweise erlernen oder trainieren kann. Ähnlich wie beim Ausdauer- oder Krafttraining untersuchen sie, was einen Menschen widerstandsfähiger macht. Maren Urner erklärt: „Dabei habe ich zeitweise das Gefühl, dass Resilienz zu einer Art Soft Skill oder gar Muskel gemacht wird, um im stressigen Arbeitsalltag bestehen zu können und den Krisen unserer Zeit gegenüber gewappnet zu sein.“ Ein wenig wie die Tatsache, dass Technologieunternehmen im Silicon Valley ihren Mitarbeitern Yogakurse, Biomüsli und Entspannungsräume anbieten. Denn irgendwie hinterlassen die Bemühungen seitens der großzügigen Arbeitgeber am Ende eines langen Arbeitstages doch einen faden Beigeschmack. Geht es letzten Endes in erster Linie vielleicht doch nur um die Maximierung der Arbeitsleistung? Dr. Maren Urner ist Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Köln.

Viele Studenten leiden unter Versagens- und Zukunftsängsten

Doch ganz abseits von Fragen zu Resilienz, Arbeitsmoral und Optimierungswahn, geht es Maren Urner hier um die vermeintlich banale Frage: „Erkennen wir den Wert des eigenen Lebens und der oftmals als „kleine Dinge“ bezeichneten Freuden erst, wenn wir es oder sie fast verloren haben?“ Die Frage ist verwandt mit dem oft besungenen und beschriebenen Gedanken, dass Menschen den wahren Wert von etwas oft erst dann erkennen, wenn sie es verloren haben oder zumindest eine Zeit lang vermissen.

Die größte Angst und Quelle von Stress der Studierenden hierzulande: Versagens- und Zukunftsängste. In Amerika gaben sogar 11,3 Prozent der Studenten an, in den vergangenen zwölf Monaten ernsthaft über Suizid nachgedacht zu haben. Bei sämtlichen Angaben fällt auf: Die Zahlen sind bei den weiblichen Befragten höher als bei den männlichen. Denn männliche Studierende scheuen eher davor zurück, Sorgen, Ängste und Unsicherheiten in Fragebogen anzugeben. Schließlich gehören sie zum „starken Geschlecht“. Oder anders gesagt: „Männer weinen nicht.“ Immer noch nicht.

Eine „persönliche Krise“ kann jeden Menschen treffen

Laurie Santos, Kognitionswissenschaftlerin und Psychologieprofessorin an der renommierten Yale University, ist traurig und ein wenig verwirrt: „Wie kann es sein, dass es so viele Dinge gibt, die uns unglücklich machen, und diese jungen Menschen, die das Privileg haben, teilweise an den renommiertesten Universitäten der Welt zu studieren, sind so unglücklich und hoffnungslos?“ Klar ist ja auch: Die „persönliche Krise“ betrifft nicht nur Studierende, nicht nur junge Menschen, sondern zieht sich durch alle Alters- und Bevölkerungsschichten.

Die Ursachen dafür werden aktuell fleißig erforscht. Eins ist dabei bereits seit einiger Zeit gut belegt – manche nennen es die Pandemie der Einsamkeit. Maren Urner erläutert: „Denn egal ob vermeintlicher Einzelgänger oder introvertierte Künstlerin: Wir sind soziale Wesen und brauchen andere Menschen. Vor allem geht es darum, die „wahre Natur“ der eigenen Persönlichkeit nicht nur zu erkennen, sondern auch zu nutzen. Genau das nahm sich jedenfalls Laurie Santos vor, als sie beschloss, etwas gegen die Unzufriedenheit und Ängste der Studierenden an der Yale University zu tun. Quelle: „Raus aus der ewigen Dauerkrise“ von Maren Urner

Von Hans Klumbies

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