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Konflikte binden aneinander

Konflikt kommt vom lateinischen Verb „confligere“. Es bedeutet „kämpfen“, „aneinandergeraten“, „zusammenstoßen“ und sogar „zusammenschlagen“. Es trägt aber auch die Bedeutung von „zusammenbringen“ und „vereinigen“ in sich. Reinhard K. Sprenger stellt fest: „Man muss irgendetwas miteinander zu tun haben, um einen Konflikt zu haben. Hat man nichts miteinander zu tun, hat man auch keinen Konflikt. In einem übertragenen Sinne binden Konflikte also aneinander.“ Das ist nicht so trivial, wie es zunächst scheint. Erstens muss man etwas Gemeinsames haben, um es als trennend zu erleben. Was immer das Gemeinsame auch ist. Vielleicht ein Raum, eine gemeinsame Zeit, auch die Übereinstimmung, dass man ein Problem hat und ein gemeinsames Interesse, es aus dem Weg zu räumen. Reinhard K. Sprenger zählt zu den profiliertesten Managementberatern und wichtigsten Vordenkern der Wirtschaft in Deutschland.

Der Konflikt ist sowohl Dissens als auch Konsens

Ein Konflikt muss nicht unbedingt auf eine Vereinbarung hinauslaufen. Häufig reicht das Ziel, einander besser verstehen zu wollen. Und das heißt keineswegs, einverstanden zu sein! Dieses Gemeinsame ist in einem positiven Sinne bezugsfähig. Es könnte eine gute Basis sein für den konstruktiven Umgang mit einem Konflikt. Sich zunächst auf einen Minimalkonsens zu einigen: „Ja, wir haben etwas Gemeinsames, nämlich dieses …“ Manchmal ist es nur die Liebe zur Sache, im besten uns schwierigsten Fall ist es Liebe.

Und Liebe ist für Reinhard K. Sprenger die natürlichste Form der Magie. Der Konflikt umfasst also immer gleichzeitig beides: sowohl Dissens als auch Konsens! Sie bedingen und ergänzen einander. Das klingt zunächst ungewohnt, ja kontraintuitiv. Auf einer anderen Ebene zeigt sich eine weitere Paradoxie: Uneinigkeit kann eine echte Quelle von Frieden und freundlichem Umgang miteinander sein. Umgekehrt kann Übereinstimmung Konflikt oder sogar Krieg bedeuten.

Die Wünsche eines Menschen sind nicht seine eigenen

Wenn zwei Parteien miteinander streiten, dass setzt das Übereinstimmung auf einer anderen Ebene voraus. Etwa über den Wert von etwas, um das man konkurriert. Ein begehrtes Objekt etwa oder ein gemeinsames Ziel, das nur einer der beiden Konkurrenten erreichen kann. Allerdings macht die Übereinstimmung über den Wert von beispielsweise Marktanteilen, die Konkurrenten nicht unbedingt zu Freunden. Uneinigkeit über diesen Wert hätte sich vertragen. Man hätte einfach verschiedenes gewollt.

Es gibt vielfältige Ansätze, das Entstehen von Erwartungen, Wünschen und Bedürfnissen zu erklären. Einer der interessantesten stammt von dem französischen Kulturanthropologen René Girard: „Unsere Wünsche, so schildert er an vielen Beispielen, sind nicht unseren eigenen Wünsche, sondern sind nachgeahmt.“ Als soziale Wesen lernen die Menschen von anderen, was begehrenswert für sie selbst ist. Daher führt das „mimetische Begehren“ dazu, dass alle dasselbe begehren. Quelle: „Magie des Konflikts“ von Reinhard K. Springer

Von Hans Klumbies

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